Der glueckliche Manager
einverstanden, und der Sohn schwang sich auf das Pferd. Doch das Wildtier war keinen Reiter gewöhnt, es bäumte sich auf, warf den jungen Mann ab und galoppierte fort. Der Sohn jedoch hatte sich bei diesem Sturz ein Bein gebrochen.
Sofort waren auch wieder die Nachbarn zur Stelle. Sie wehklagten sogleich lautstark: »Oh, welch ein Unglück! Nun hat der Bauer das Pferd verloren, und sein Sohn kann auch nicht mehr arbeiten, weil er nur still herumliegen kann und sein gebrochenes Bein auskurieren muss.« Der Bauer aber schüttelte wiederum den Kopf: »Ob das ein Unglück ist, weiß ich nicht. Die Zeit wird es zeigen.«
Es dauerte nicht lange und es kamen ein paar Soldaten des Fürsten in das abgeschiedene Bauerndorf. Sie hatten Anweisung, alle kampffähigen Männer einzuziehen, denn es war ein Krieg ausgebrochen. Alle jungen und gesunden Männer des Dorfes mussten mit ihnen gehen und in den Krieg ziehen. Den Sohn des Bauern ließen sie zu Hause, denn er konnte nicht gehen und war somit wertlos für den Fürsten.
»Oh, welch ein Glück«, dachte nun auch der Bauer und war dankbar gegenüber allen Göttern.
Das Glück in der Gegenwart
Ich gehe grundsätzlich davon aus, dass das Glück der Vergangenheit und das erhoffte Glück der Zukunft das Glück der Gegenwart bestimmen.
Das Glück (bitte auch im Sinne von Zufriedenheit verstehen) in der Gegenwart resultiert aus der Erfüllung von Wünschen und Erwartungen. Wir können uns diese Wunsch-Erwartungs-Kultur als ein Kontinuum vorstellen. Wenn wir uns etwas wünschen, sind wir enttäuscht , es nicht zu erhalten. Wir sind frustriert . Erwarten wir oder fordern wir etwas und es wird nicht erfüllt, dann sind wir enttäuscht, werden wir ärgerlich oder gar wütend.
Das Problem dabei ist: Je mehr Wünsche, Erwartungen oder Forderungen wir haben, desto eher laufen wir Gefahr, uns bei ihrer Nichterfüllung als Verlierer zu sehen.
Wichtig für das Glückserleben ist daher insbesondere unsere Einstellung. Wir haben in der engen Gegenwart (die wir Zeitpunkt nennen) kaum Möglichkeiten, über Alternativen nachzudenken. Wir mögen ein Familienfest als Glück empfinden, wenn wir deswegen den Keller nicht aufräumen müssen. Wir werden das Familienfest nicht so vorteilhaft sehen, wenn wir aus diesem Grund einen Urlaub nicht antreten können. Doch diese Entscheidung haben wir für die Zukunft getroffen. Wenn das Fest stattfindet, befinden wir uns bereits in der Gegenwart, und die Entscheidung liegt in der Vergangenheit. Sie steht daher nicht mehr zur Disposition. Wir müssen weder an den Keller noch an den Urlaub denken. Wir können uns voll auf das Fest konzentrieren – und uns daran freuen. Ob das gelingt, liegt an unserer Einstellung.
Die Einstellung ist wichtig für unser Glück. Man kann mit gutem Gewissen offen mit Situationen umgehen, die ohnehin nicht mehr veränderbar sind. Es liegt an jedem selbst, ob er sie genießt oder nicht.
Unsere Einstellung können wir natürlich auch manipulieren. In der Wissenschaft differenziert man nach Vergnügungen und Belohnungen (Seligman). Sie sind die wahren Glücksauslöser des Menschen. Wie können wir sie optimal nutzen? Wenn wir unsere Einstellung so ausbalancieren können, dass wir alle Situationen in der Gegenwart daraufhin untersuchen, ob sie Vergnügen bereiten oder Belohnungen sind, dann können wir das größtmögliche Glückspotenzial freisetzen.
Vergnügungen sind Freuden, die fühlbar sinnliche und stark emotionale Komponenten haben. Das sind Gefühle wie Ekstase, Entzücken, Fröhlichkeit, Spannung – kurzlebige Gefühle, die im Allgemeinen kein Nachdenken erfordern.
Belohnungen ergeben sich aus Tätigkeiten, denen wir sehr gerne nachgehen, an denen wir uns begeistern. Das kann ein gutes Gespräch sein, die Erfüllung einer Aufgabe, die Reparatur eines Radios, etc.
Vergnügungen sind eher kurzfristig, Belohnungen wirken langfristiger, aber beide sind nur in der Gegenwart erlebbar.
Was prägt unser Glück in der Gegenwart?
Das sind zunächst die Erfahrungen aus der Vergangenheit. Positive Emotionen aus der Vergangenheit, die uns in der Gegenwart erreichen, könnten sein: Zufriedenheit, Genugtuung, Stolz, Erfüllung. Aber auch die Zukunft hat bereits Auswirkungen auf die Gegenwart. Es geht darum, wie wir uns auf die Zukunft vorbereiten. Als positive Aspekte für die Zukunft könnte man nennen: Zuversicht, Glaube, Vertrauen, Optimismus. Eigentlich ist das nur eine lineare Entwicklung der Erfahrungen der Vergangenheit
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