Der glueckliche Manager
nicht über Zeitmangel? Und das stimmt in den meisten Fällen – nachprüfbar. Man muss nur den Terminkalender öffnen. Zeitmangel ist die häufigste Manager-Krankheit. Manager mit Zeitmangel sind krank und nicht glücklich.
Dabei hat Zeitmangel in den meisten Fällen gar nichts mit der Zeit zu tun.
Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang immer gerne an die Holzfällergeschichte:
Ein schon sehr erschöpfter Holzfäller arbeitete verbissen im Wald. Dabei verschwendete er Zeit und Kraft, weil er mit einer stumpfen Axt arbeitete. Als jemand ihm vorschlug, doch erst einmal seine Axt zu schärfen, antwortete der Holzfäller: »Keine Zeit, ich muss Bäume fällen.«
Selbstverständlich kann man es sich nicht so einfach machen und jedem, der keine Zeit hat, diese Geschichte vorhalten. In den letzten Jahren sind viele Stellen gestrichen worden, die Arbeit wurde unter den verbliebenen Mitarbeitern aufgeteilt. Dadurch entstand schon rechnerisch bei diesen Mitarbeitern ein Zeitmangel. Die Frage aber ist, ob sie alles, was unter die Rubrik Zeitmangel oder Arbeitsfülle fällt, wirklich umsetzen und bewältigen müssen. Deshalb folgen wir zuerst einmal der Aussage, dass Zeitmangel nichts mit Zeit zu tun hat.
Natürlich unterliegen viele Manager dem Drang, die Zeit zu managen. Aber kann man das eigentlich? Gibt es ein Zeitmanagement? Zeitmanagement bedeutet, dass man Zeit managt. Aber was ist Zeit, kann man Zeit anfassen? Die Zeit besteht aus 24 Stunden am Tag. Was sagt uns das für unsere Management-Bemühungen? Die Zeit ist doch kein Objekt, das ich irgendwie beeinflussen kann. Die Zeitmanagement-Strategen bemühen immer Sätze wie »Nutze Deine Zeit!«. Wie aber kann ich die Zeit nutzen? Kann ich sie totschlagen, kann ich sie vergeuden? Gibt es überhaupt eine Zeit? Und vergeht die Zeit? Wenn wir Menschen behaupten, dass die Zeit vergeht, dann meinen wir lediglich, dass wir älter werden.
Wir können den Begriff Zeit eigentlich nur in dem Sinne verwenden, dass wir für etwas, das uns wichtig ist, das wir tun wollen, Zeit aufwenden. Wenn wir zu jemandem sagen: »Ich kann nicht kommen, weil ich keine Zeit habe.«, so ist das nicht unbedingt eine Lüge, aber ein falscher Umgang mit unserer Sprache. Die Antwort müsste lauten. »Ich kann nicht kommen, weil ich etwas anderes mache.«
Es ist notwendig, sich Zeit für die Tätigkeiten zu nehmen, die einem wichtig sind. Wenn man etwas nicht machen kann, dann ist der Hauptgrund dafür der, dass man bereits etwas macht, das einem wichtiger ist, denn: Nur wer sich Zeit nimmt, hat sie auch.
So ist die Zeitfrage eine Wertefrage. Wir verwenden Zeit für das, was uns wichtig ist. Ich habe jetzt den ganzen Tag geschrieben, weil es mir wichtig war. Aber ich hätte es nicht tun müssen. Ich hätte auch andere Dinge tun können, wenn sie mir wichtiger gewesen wären. Es gibt sogar eine Reihe von Tätigkeiten auf meiner Liste, die ich dringend erledigen müsste, aber eben nicht getan habe, weil ich geschrieben habe.
Es gibt Aufgaben, die ich mir selbst gebe, andere Aufgaben werden mir von anderen erteilt: von Vorgesetzten, von Kollegen, von Kunden, etc… Ich ordne die Aufgaben nach Prioritäten. Somit spiegelt die Erledigung der Aufgaben meine Werte wider.
Zeitmangel steht übrigens im Zusammenhang mit Sachzwängen. Unter diesem etwas merkwürdigen Begriff verstehen wir externe Gründe, Gegebenheiten, die anscheinend nicht veränderbar sind. Damit begründen wir, warum wir etwas Bestimmtes tun und wollen damit ausdrücken, dass wir etwas anderes viel lieber machen würden, aber die Sachzwänge nötigen uns eben… Aber was sind diese Sachzwänge? Es gibt lediglich Situationen und Folgen, aber keinen Zwang. Da kommt uns Bertolt Brecht zu Hilfe, denn er hatte bereits erkannt: »Wer A sagt, muss nicht B sagen. Er kann erkennen, dass A falsch war.« Mit Sachzwängen wollen wir lediglich die Verantwortung abgeben. Nicht wir sind schuld daran, dass wir unsere Prioritäten so gesetzt haben, sondern die anderen…
Wenn man den Kampf gegen den eingebildeten Zeitmangel aufnehmen will, muss man lernen sich abzugrenzen. Oder anders ausgedrückt, man muss auch konsequent nein sagen können – ohne Schuldgefühle zu haben, man muss zu seinen Werten, die sich in den Prioritäten spiegeln, stehen. Das bedeutet auch, dass man nicht immer Rücksicht auf andere nehmen darf, auf deren Wünsche und Prioritäten. Das betrifft die Familie, den Freundeskreis, das Berufsleben, den Verein – überall muss
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