Der glueckliche Manager
Sklaven. Cicero bezeichnete die Arbeit und damit auch die Erwerbsgesellschaft mehrmals als unwürdig für den Menschen.
Im Mittelalter kam man zu einer anderen Betrachtung der Arbeit: Die Gesellschaft ruhte auf den drei Säulen Beten, Arbeiten und Kämpfen. Die Arbeit befand sich damit sehr zentral im gesellschaftlichen Denken. Der wichtige Produktionsfaktor war Grund und Boden und musste bearbeitet werden. Dennoch kann man davon ausgehen, dass sich die Herren im Mittelalter zuerst mit dem Kämpfen beschäftigten, etwas Zeit für das Beten erübrigten und die körperliche Arbeit nach Möglichkeit bei ihren Untertanen beließen.
Mit dem entstehenden Bürgertum bekam die Arbeit einen anderen Stellenwert. Die Bürger erkannten die Arbeit weitgehend als eigenständigen Wert, unabhängig vom materiellen Nutzen. Besonderen Raum nahm die Arbeit in pietistisch geprägten Gebieten ein. Hier wurde die Arbeit sogar mit der schöpferischen Gestaltung des Lebens in Verbindung gebracht. Diese Tendenz verstärkte sich im 17. Jahrhundert. Die Arbeit galt als Quelle der Selbstverwirklichung. Daraus schöpften die Arbeitenden Selbstbewusstsein, Eigentum und natürlich auch Wohlstand. Man muss aber im gleichen Atemzug auch bekennen, dass ebenfalls ein Heer an Arbeitslosen entstand, die sich häufig als Soldaten verdingten. Der preußische Staat schließlich definierte Arbeit als Pflicht gegenüber der Allgemeinheit. Diese Einstellung prägte neue Werte. Der Staat Preußen wurde damals zum mächtigsten und modernsten Staat in Europa. Bis dahin unterlag die Arbeit einer durchaus positiven Entwicklung. Sie war ein eigenständiger Wert und diejenigen, die arbeiteten, hatten auch eine gewisse Erfüllung. In vielen Chroniken kann man vom Stolz der Arbeiter lesen. Arbeit hatte eine hohe Akzeptanz und war ausschließlich positiv besetzt.
Eine schlagartige Veränderung ergab sich im 18. Jahrhundert. Zwar sorgte die Aufklärung für Gleichheit und Freiheit unter den Bürgern, aber die Arbeit entwickelte sich mit der Mechanisierung zur reinen Fabrikarbeit. Sie wurde gegen Lohn erbracht, verlor ihren eigenständigen Wert und wurde nur noch nach Lohn bewertet. Der Produktionsfaktor Kapital trat in den Vordergrund. In die gleiche Richtung entwickelte sich die Arbeit im 19. und 20. Jahrhundert. Die Zeit teilte sich nun in Arbeitszeit und Freizeit ein. Es wurde sauber getrennt. Gingen früher Arbeitszeit und freie Zeit ineinander über, konnten die Grenzen nun nicht mehr so einfach gezogen werden. Besonders in den Fabriken war eine ganz bewusste Unterscheidung festzustellen. Die Arbeit entsprach einem Produkt, das man verkaufen konnte. Das Produkt hieß: 12 Stunden Arbeit am Fließband. Das degradierte auch den Menschen zur Ware, was sich heute noch an bestimmten Wortschöpfungen ablesen lässt wie Human Capital (menschliches Kapital) oder Human Ressources (menschlicher Rohstoff).
Heute befinden wir uns an einem Punkt, an dem wir allmählich begreifen, dass wir Arbeit wieder anders sehen müssen. Arbeit darf nicht zur Ware verkommen, sondern muss wieder zu einem Wert an sich werden. Wenn wir mit unserer Arbeit und in unserer Arbeit glücklich sein wollen, so wird das nur gelingen, wenn wir uns die Werte der Arbeit zurückerobern.
Die Strukturen der Arbeit
Ich male jetzt mal ein wenig schwarz: Da Arbeit immer noch eher »Ware« ist, steht unser heutiges Leben – sowohl die Arbeitszeit als auch die Freizeit – immer noch sehr stark unter dem Diktat des Marktes. Dabei sind gerade Manager diejenigen, die den Markt repräsentieren und gleichzeitig unter dem Markt leiden. Es gibt einige Tendenzen des Marktes, die sehr kritisch zu bewerten sind:
So wird der Markt für die Arbeit immer enger. Viele Menschen laufen Gefahr, vom Markt ausgeschlossen zu werden. Sie bewerben sich, haben aber keine Chance auf einen Arbeitsvertrag. Ihr Profil passt nicht zu den Anforderungen. Da hilft es auch nicht, sich hundertfach zu bewerben. Die Entscheidungen über das gewünschte Profil treffen zwar die Manager in den nachfragenden Unternehmen, aber gleichzeitig passen auch sie nicht mehr so richtig in das Profil und werden nach gewisser Zeit versetzt und entlassen. Der Markt sucht Menschen mit überdurchschnittlichen Qualitäten. Es gab schon immer einen Selektionsprozess, aber er verstärkte sich im letzten Jahrzehnt gravierend. Dabei ist es völlig offensichtlich, dass es auf dieser Welt nicht nur überdurchschnittliche Qualitäten gibt. Vielleicht sind in vielen
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