Der glueckliche Manager
Firmen eher Computer gefragt, die blitzschnell reagieren können, immer und überall verfügbar sind, keine Anerkennung benötigen, keine familiären Abhängigkeiten haben und damit auch keinen Belastungen unterliegen. Solche Mitarbeiter, so könnte man manchmal meinen, suchen viele Manager. Die neue Rasse solcher Mitarbeiter müsste immer einsetzbar sein, sich in allen Prozessen kurzfristig zurechtfinden, den immer höher geschraubten Anforderungen genügen, belastbar und robust sein. Diejenigen, die das fordern, sind die Manager.
Diejenigen, die nach diesem Profil eingestellt worden sind, werden wieder zu Managern, die den Markt vertreten und ihre Forderungen noch höher schrauben. Sie verkennen dabei jedoch, dass auch sie sich dem Markt damit vollkommen ausliefern.
So vernichtet der Markt am laufenden Band Arbeitsplätze. Es werden Sanierer gesucht, die mit harter Hand Kosten und Arbeitsplätze minimieren. Das geschieht in einer gleichläufigen Bewegung, denn Arbeitsplätze sind eben nicht mehr als Kosten.
Und es ist Mode geworden, sich nach relativ kurzfristigen Werten zu richten. Wenn Menschen eingestellt werden, dann erhalten sie keine unbefristeten Arbeitsverträge, sondern nur noch Zeitverträge. Das trifft mittlerweile auch auf den Managementbereich zu. Interimsmanager sind eine Arbeitsmarktnische mit großem Wachstumspotenzial.
Die Akteure auf dem Markt verdienen viel Geld. Aber es ist zu beobachten, dass ihnen der Wert der Arbeit abhandengekommen ist. Ein »Mehr« an Geld stiftet nicht mehr Zufriedenheit. Häufig besitzen Manager genügend Geld, um davon leben zu können, aber sie wissen nicht mehr, wofür sie leben und was sie eigentlich erschaffen könnten. So bleibt vom Agieren im Markt ein schaler Geschmack der Unzufriedenheit zurück.
Noch eine andere oder ergänzende Beobachtung scheint zutreffend zu sein: Je mehr jemand den Markt verinnerlicht hat, desto mehr führt dies zu einem übersteigerten Egoismus und zur viel beklagten Selbstbedienungsmentalität. Daher komme ich zu folgender Vermutung: Viele Akteure sind durchaus bereit, dem Gemeinwohl zu schaden, solange es niemand merkt, solange es keine persönlichen negativen Konsequenzen hat. Das beginnt bei Subventionen und hört bei Steuerhinterziehung auf. Die Finanzkrise hat diese Lebenseinstellung offen zu Tage treten lassen.
Es hat lange gedauert, aber in vielen Ländern protestieren nun die Bürger dagegen. Und sie fragen nach den Schuldigen. Wie kann man die Manager und die Macher des Marktes erkennen? Wie sehen sie aus, wie geben sie sich? Ich vermute die Antwort: Sie sind unauffällig, so wie Sie und ich und viele andere. Man muss sich vergegenwärtigen, dass hinter dem Markt, der unsere Arbeit bestimmt und der uns auch die Werte diktiert, Gesichter stehen, Menschen, die dies zu verantworten haben. In manchen Fällen könnte es allerdings auch unser Gesicht sein. Auch wir haben unsere Taten zu verantworten. Allerdings haben wir es auch zu verantworten, wenn wir uns das Geschehen gefallen lassen, wenn wir nicht an jeder Stelle, an der wir uns im Getriebe des Marktes befinden, eingreifen und auf die neuen Werte der Arbeit hinweisen, auf die sinnvollen Werte, die uns auch durch die Arbeit glücklich machen können.
Man kann wohl davon ausgehen, dass Arbeit, wie sie in unserem bisherigen Gesellschafts- und Wirtschaftssystem besteht, einer grundlegenden Erneuerung bedarf. Die wichtigste Überlegung hierfür ist die Einsicht, dass der Wert des Menschen höher ist als der Wert seines Nutzens oder anders ausgedrückt: Die Arbeit ist mehr wert als das Produkt, das durch die Arbeit geschaffen wird. Das bedingt in unserer Gesellschaft neue Ziele, beziehungsweise die Besinnung auf alte Ziele und ist nicht aussichtslos, weil in vielen Unternehmen schon ein neuer Geist eingekehrt ist. Jeder, der sich im Arbeitsprozess befindet, kann seinen Teil dazu beitragen. Der Mensch ist das Ziel, die menschen-verträgliche Arbeit ist das Ziel, das Glücksgefühl in unserer Arbeit ist das Ziel.
Die Arbeit von Mihaly Csikszentmihalyi lässt erkennen, dass es einen großen Spielraum bei der Ausgestaltung der Arbeit gibt. Er befragte über viele Jahre unzählige Menschen nach ihren Glücksgefühlen und Glückssituationen. Seine Probanden erhielten ein elektronisches Gerät, das nach dem Zufallsprinzip ab und zu summte. Dann mussten die Probanden ihre Erfahrungen aufschreiben. Die Berichte wurden von den Forschern ausgewertet, und es ergab sich zu ihrem Erstaunen,
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