Der glücklose Therapeut - Roman
stellen! Pass auf … «
» Was hat es mit dem Meer auf sich? « , beharrte ich. » Hast du je darüber nachgedacht? «
Sie schüttelte den Kopf.
» Du bist hierhergekommen, um am Meer zu leben, und hast nie versucht herauszubekommen, wie es funktioniert? «
» Nein. Warum sollte ich etwas herauskriegen wollen, das ohnehin offensichtlich ist? «
» Nun, dann sag es mir. Was ist es? «
Sie seufzte. » Was du eigentlich wissen willst, ist, warum deine Frau dich verlassen hat. «
Spätnachts gingen wir über den Plankenweg zu meinem Hotelzimmer. Die Segelboote wiegten sich in der trägen Brise und knarrten und ächzten in der Dunkelheit, während der Hafen langsam in Schlaf versank. Über uns leuchtete ein heller Halbmond, und ein tropischer Vogel rief drängend in die Nacht und verkündete etwas in seiner geheimen Vogelsprache. Als wir in mein Zimmer kamen, zog sie Jeans und Bluse aus und kramte in ihrer Tasche nach einem Kondom.
» Komm « , sagte sie. Ihre Stimme klang genauso patent wie auf der Mole, bevor wir tauchen gegangen waren und sie mir mit kräftigen, ruhigen Fingern den Tauchgürtel umgelegt und festgezurrt hatte. Auch jetzt griff sie nach meinem Gürtel, doch dieses Mal löste sie ihn rasch. Dann knöpfte sie langsam und konzentriert mein Hemd auf. Wir umarmten uns. Ich küsste sie am ganzen Körper.
» Sag mir, was ich tun soll « , sagte ich.
» Hier « , sie führte meinen Kopf zwischen ihre Schenkel. » Knabbere hier, ganz leicht. « Ich knabberte an der Innenseite ihrer Schenkel. Sie zog meine Hand an ihren Mund, machte zwei Finger nass und führte meine Hand in sich ein. » Sachte « , sagte sie. Nach einer Weile richtete sie sich auf und drehte mich auf den Rücken. » Schließ die Augen. « Sie streifte das Kondom über meinen Penis, der plötzlich zum Leben erwacht war, noch benommen und dennoch neugierig, wie jemand, der mitten in der Nacht aufsteht, weil es an der Tür geklingelt hat. Sie setzte sich rittlings auf mich, nahm meinen Penis in die Hand, streichelte ihn sanft und führte ihn langsam in sich ein. Ich schlug die Augen auf und sah, dass sie mich ansah. Sie lächelte nicht; ihr Gesicht verzog sich nicht vor Lust oder Schmerz. In ihren Augen sah ich einen Ausdruck aufmerksamer Konzentration, selbstbewusstes Wissen und eine Spur Mutwilligkeit, als wollte sie sagen: Hier, an der Wasseroberfläche, ist es in Ordnung, deinen tiefsten Instinkten zu folgen. Ich dachte an meine Ehejahre, diese letzten Jahre mit Alex, in denen wir mit offenen Augen, ahnungslos und ohne es zu merken, blind nebeneinanderher gelebt und das für tiefes Wissen und Verständnis gehalten hatten. Ich konnte mich nicht erinnern, wann Alex und ich uns beim Sex das letzte Mal in die Augen gesehen hatten. Wann hatten wir je innegehalten, um über den Akt des Eindringens nachzudenken? Wann hatten wir je …
Mit einem Seufzer landete sie auf meinem Bauch, und ich war ganz in ihr. Sie beugte sich vor und küsste mich auf die Lippen, und der Kuss war zärtlich und zurückhaltend. Ich spürte das Mitgefühl dieser Frau, die keinerlei Grund hatte, mich in Schutz zu nehmen, und es dennoch tat. Ich spürte ihre Weichheit, obwohl sie ganz und gar nicht weich war, sondern straff und muskulös. Ich empfand eine plötzliche Nähe zu dieser Frau und durch sie auch eine Vertrautheit mit etwas Größerem, dem weiten Meer des Bewusstseins mit all seinen unergründlichen Tiefen, zerklüfteten Riffen und den seltsamen, schimmernden Kreaturen, die darin herumschwammen.
Sie saß rittlings auf mir, aufrecht und gefasst, bewegte sich nicht auf und ab, sondern saß ganz still und sagte: » Konzentriere dich. « Sie begann, ihre Beckenmuskeln um meinen Penis zu schließen, sie drückte zu und ließ wieder los, verengte und weitete sich. Ihr Gesicht nahm einen feierlichen Ausdruck an, und ihr Atem wurde tiefer. Sie begann, sich mit einer Hand zu streicheln. In dem trüben Licht sah ich, wie sich ihre Brust und ihr Hals dunkler färbten. Ihr Atem wurde drängend. Ihr Rücken versteifte sich. Ihre Hand wurde schneller. Die ganze Zeit spannte und entspannte sie ihre inneren Muskeln und saß beinahe regungslos auf mir.
Ich kam plötzlich, schweigend. Einen Moment lang war ich schwerelos. Einen barmherzigen Moment lang stand die Zeit still; ich löste mich auf und spürte meinen Körper nicht mehr. Mit einem einzigen Atemzug verwandelte sich mein Skelett in gefiederte Schwingen und dann in zerstreute Federn, die im Wind dahinsegelten und
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