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Der Glücksritter

Der Glücksritter

Titel: Der Glücksritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Sand und sich selbst allein. Und mit ihren Gedanken, die sich keineswegs nur mit reichem Gewinn aus dem Handel beschäftigten.
    Plötzlich, irgendwann, nach einigen Stunden, riss Abudirg die Augen weit auf. Dann hob er die Hand über die Augen und blinzelte.
    Vor ihm, fünfzehn Bogenschüsse entfernt, stoben einige Reiter von links nach rechts auf die Karawanenstraße zu. Zuerst entdeckte er nicht die Reiter, sondern die wallende Sandwolke schräg hinter ihnen. Es sah so aus, als ob die Reiter und die Karawane annähernd zur gleichen Zeit die gekennzeichnete Straße oder Piste erreichen würden.
    Abudirg hob sich aus dem Sattel und fluchte; sein Gewand war dort, wo er saß, nass und durchtränkt von Schweiß.
    Dann drehte er sich herum und rief: »He! Bruder des Betrugs! Vetter der Scheidemünze! Vor uns reitet jemand, und es sieht so aus, als würden wir die Fremden treffen. Legt die Hände an eure Schwerter und Geldbörsen!«
    Wachid schrie von hinten: »Siehst du Gespenster, halbblinder Anführer von störrischen Lasttieren?«
    »Mitnichten, Gevatter!« gab Abudirg zurück. Er erhoffte sich von diesem Zwischenfall eine Abwechslung des langen Durstmarsches. »Öffne deine verklebten Augen, Tyrann der Pferdezecken!«
    Inzwischen sahen auch die anderen Teilnehmer die Sandwolke. Zwei von ihnen warfen die Leinen und Zügel der Lasttiere ihren Nachbarn oder den Sklaven zu und galoppierten zum Karawanenführer nach vorn.
    »Tatsächlich!« staunten sie, als sie dorthin blickten, wohin er deutete. »Drei Reiter. Sie kommen auf uns zu.«
    Auch sie trugen Tücher auf dem Kopf und vor den Gesichtern. Nur ihre Augen blitzten aus dem schmalen Schlitz hervor. Die dunklen Tücher verhinderten, dass der Körper allzu viel Feuchtigkeit verdunstete. Die Geschwindigkeit der Karawane nahm zu; es schien, als ob auch die müden Lasttiere die Abwechslung witterten. Weit und breit war kein Grün zu sehen, also gab es keinen Brunnen oder keine Oase in der Zone zwischen Geröll und den vielfältigen Erscheinungen der Lava.
    »Wir, um es genau zu sagen, reiten auf sie zu!« korrigierte Abudirg. Schweigend ritten sie weiter und zogen die beladenen Pferde und Saumtiere hinter sich her. Die Staubwolke wurde kleiner und flacher, als die fremden Reiter nach rechts bogen und die Piste erreichten. Sie hielten kurz an, entdeckten die Karawane und schwenkten alsbald in deren Richtung.
    Es dauerte nicht lange, dann waren deutlich die Einzelheiten zu unterscheiden. Die einzelnen Karawanenhändler lockerten die Dolche und die flammenförmigen Schwerter an ihren Gürteln und erwachten aus ihrer schwitzenden Erstarrung.
    Die drei Reiter trabten langsam auf sie zu.
    Abudirg murmelte so laut, dass es Markib hören und verstehen konnte: »Drei Reiter können uns und unseren Waren nicht gefährlich werden. Aber vielleicht haben wir drei Späher!«
    »Oder Sklaven«, gab Markib grämlich zurück. »Der Sklavenmarkt von Sarphand ist noch immer eine gute Adresse.«
    »Abwarten!«
    Es dauerte nur wenige Augenblicke, und dann trafen die beiden Gruppen aufeinander. Abudirg betrachtete gelassen den Mann, der an der Spitze der Gruppe ritt. Sein Haar war weiß oder ausgebleicht und wehte im Wind. Das Hemd war aus einem Stoff, der im Sonnenlicht leuchtete und ziemlich kostbar aussah. Auch eine lange Hose bestand aus demselben Material, darüber ein aufklaffender Umhang aus feinem hellbraunem Stoff oder Leder. Der Reiter hatte unvernünftigerweise keine Kopfbedeckung, aber über seiner Schulter hingen ein Köcher und ein großer, geschweifter Bogen. Ein junger Mann und ein Knabe oder eine knabenhaft aussehende Frau mit weißem Haar begleiteten ihn.
    Dieses Gesicht! durchfuhr es Abudirg.
    Erinnerungen zuckten durch seinen Kopf. Er kannte diesen Mann! Er hatte noch vor wenigen Augenblicken, in der schlimmen Erinnerung schwelgend, an ihn gedacht. Dieses Gesicht und das unverschämt fröhliche Lachen, das der Reiter nun aufsetzte – er würde sie niemals vergessen können.
    Zu Wachid und Markib sagte der Karawanenführer drängend: »Dieser Reiter heißt Arruf. Ich habe mit ihm eine private Rechnung zu begleichen. Bitte, helft mir – ihr könnt seine Begleiter haben.«
    »Wirklich? Oder phantasierst du?« knurrte Markib und ließ die Schnur seiner Peitsche in den Sand fallen.
    »Es ist mein höllischer Ernst, Markib!« beteuerte Abudirg. »Wenn er zu den Waffen greifen sollte…«
    »Dann werden wir ihn eines Besseren belehren!« versprach Wachid grimmig. Wachid hatte

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