Der Glücksritter
sich seinerzeit mit einer Summe Geldes an der Auslösung des unglückseligen Händlers beteiligt.
Abudirg senkte grimmig den Kopf und betrachtete den Näherkommenden durch den Schlitz seiner Gesichtsschleier. Kein Zweifel! Es war Arruf aus Sarphand.
Der Reiter zügelte sein Pferd, hob in friedfertiger Gebärde einen Arm und rief mit angenehm schmeichelnder Stimme: »Ich bin mit meinen Freunden auf der Flucht vor rasenden Salamitern und betrügerischen Leuten aus Leone. Nehmt uns auf! Wir verrichten in eurer Karawane auch niedrigere Arbeiten, aber bitte, verbergt und schützt uns!«
Abudirg, für den es aus einer Entfernung von vier Mannslängen nunmehr keinerlei Zweifel mehr gab, fühlte, wie ihn halb Belustigung ob der Frechheit, halb Wut wegen seiner einschlägigen Erinnerungen packte. Er lachte lautlos, als Wachid antwortete: »Wohin des Weges, bleichhaariger Fremdling?«
»Überallhin«, entgegnete der Reiter und ließ sein Pferd näher an die Spitze der ruhig weiterziehenden Karawane herantänzeln. »Nur nicht nach Westen oder Norden. Wir wollen in den Süden, und wir verstehen es, für uns selbst zu sorgen.«
Markib und Wachid und noch drei andere Männer ritten langsam an ihren Lasttieren vorbei zur Spitze und schoben sich zu beiden Seiten Abudirgs auf die Fremden zu. Abudirg rief unter seinem Schleier: »Wie ist dein Name, Reiter?«
»Ich bin Luxon«, kam die unbeschwerte Antwort, »den sie den Liebenswerten nennen.«
In Abudirg kochte die Wut hoch, und mit einem entschlossenen Ruck riss er den Schleier von seinem braunen Gesicht. Er funkelte den Fremden an und grollte, während er sein Schwert zog: »Du bist Arruf, der übelste und gewissenloseste Betrüger von Sarphand. Und endlich, nach so langer Zeit, wird meine Rechnung ausgeglichen. Mit Zins und Zinseszins.«
Arruf verfärbte sich und griff mit der linken Hand nach dem Bogen. Aber sofort waren die fünf Reiter bei ihm und richteten die Spitzen der Schwerter auf ihn. Die Peitsche zuckte hoch, knallte grässlich, und ihr Ende schnellte den langen Dolch aus der Hand des halbwüchsigen Jungen, der zu fliehen versuchte. Der Dolch wirbelte blitzend irgendwo in den Sand, und der zweite Peitschenhieb riss ihn mit unwiderstehlicher Gewalt aus dem Sattel.
Völlig verblüfft brachte Arruf hervor: »Ich bin Luxon, nicht Arruf. Und dich, der diese wüsten Drohungen ausstößt, kenne ich nicht.«
Hinter Abudirg ertönten scharfe Befehle. Einige Treiber ritten heran und kesselten den Fremden und seine Begleiter ein. An ein Entkommen war nicht mehr zu denken. Überall blitzten Waffen auf. Abudirg lenkte sein Pferd nahe an Arruf heran, musterte noch einmal eindringlich dessen Gesicht und war absolut sicher, dass es sich um den Betrüger handelte, dem er lange Jahre Ärger, darbendes Elend und zweifelhaften kaufmännischen Ruf verdankte. Er lachte rau auf.
»Du hast mir eine Galeere verkauft, die nicht dir gehörte, Sohn von unnennbaren Müttern und zweifelhaften Vätern«, sagte er. »Ich entkam den Ketten auf dieser Galeere nur, weil mich meine Freunde auslösten. Aber damals tat ich einen Schwur.«
Arruf, dies sah jetzt Abudirg, erkannte ihn sehr wohl. Aber er tat, als habe er ihn niemals in seinem Leben auch nur aus großer Ferne gesehen. Er stimmte ein fröhliches Lachen an und rief: »Ich bin ein harmloser Reiter und handle nicht mit Galeeren!«
Abudirg, dem für die Zeit, in der er die Karawane führte, auch die volle Befehlsgewalt zustand, deutete auf den Jungen und die Frau, die sich gegen Wachids grobe und prüfende Griffe wehrte. »Schafft sie nach hinten! Bindet sie auf die Sättel. In Sarphand bringen sie sicher einen guten Preis! Aus meinen Augen… und schnell!«
Seine Männer, die sich über die Abwechslung und zwei risikolos gefasste Sklaven freuten, gehorchten nur zu gern. Sie zerrten die Reittiere und die junge Frau, die wild um sich schlug, von der Spitze des Zuges weg nach hinten. Peitschen pfiffen durch die Luft, spitze Schmerzensschreie ertönten.
»Du bist«, sagte der Karawanenführer und deutete mit der Spitze seines Schwertes auf Luxon, »schlimmer als jeder andere Betrüger. Du hast mich in persönliche Gefahr gebracht. Jetzt ist die Stunde meiner Rache gekommen.«
Noch war Luxon nicht entwaffnet. Er versuchte, sein zitterndes, scheuendes Pferd zu beruhigen. »Wer bist du, der diese sinnlosen und beleidigenden Anschuldigungen ausstößt?« erkundigte sich Luxon und setzte wieder sein unschuldiges, gewinnendes Lächeln
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