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Der Glücksritter

Der Glücksritter

Titel: Der Glücksritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Reiter.«
    »Du bist ein merkwürdiger Mann«, erklärte Mythor schließlich. »Du hast Kalathee am Nadelfelsen kennengelernt, nicht wahr?«
    »So war es«, entgegnete Luxon und schilderte kurz, was seit dieser Begegnung vorgefallen war. Dass er dabei in Mythors Augen ziemlich schlecht abschneiden musste, schien ihn nicht im geringsten zu stören. Schließlich beendete er seine Erzählung:
    »Und diese drei Männer, von denen ich die verlorene Karte und das Amulett habe, verliehen mir den neuen Namen Luxon. Das ist für mich eine deutliche Aufforderung und Legitimation.«
    Sie hatten inzwischen die Ebene mit den Schlackenbergen verlassen. Vor ihnen lag abermals eine Senke, ein breites Tal, das sich in nordsüdlicher Richtung durch die vulkanische Hölle hinzog. Auf dem letzten Teil des Marsches durch die stinkenden Nebel waren sie nicht ein einziges Mal angegriffen worden, obwohl immer wieder kleine und bedrohlich große Echsen in ihrem merkwürdigen Zickzackflug über die Schrunde und die skurrilen Formen der Lavagebilde hinweggehuscht waren.
    Jenseits des Tales, das ebenso mit allen nur denkbaren Wänden, Spalten, Barrieren und Lavaflächen ausgefüllt war, behinderten Wolken aus Rauch und Dampf die Sicht. Für kurze Augenblicke kam die Sonne zwischen den Schleiern hervor. Einmal fuhr ein kräftiger, heißer Windstoß über den Hügelkamm und vertrieb die stinkenden Gase.
    »Es ist unfassbar, dass es hier überhaupt Leben gibt!« sagte Mythor und kletterte mühsam in den Sattel Pandors. »Halte dich am Steigbügel fest.«
    »Gefährliches Leben!« bekräftigte Luxon.
    Riesige Käfer mit gepanzerten Rücken und schwarzen Scheren krabbelten durch den heißen Sand und hinterließen in der Asche breite Kriechspuren. Hin und wieder trafen zwei von ihnen aufeinander, und dann entbrannte augenblicklich ein wütender Kampf, der mit den klappernden Scheren ausgetragen wurde.
    Mit kurzen Sätzen wich der Bitterwolf den handgroßen Tieren aus. Aber je tiefer die Männer in die Senke eindrangen, desto größer wurde die Anzahl dieser Tiere. Das Geräusch ihrer klirrenden und krachenden Scheren war überall. Mythor stieß hervor: »Halte dich fest! Wir müssen schneller vorwärts kommen.«
    Er gab Pandor einen Schenkeldruck und schlug mit der flachen Hand auf die Kruppe des schwarzen Tieres. Pandor begriff und riss seine Hufe höher hinauf, als er in einem langsamen Galopp über Sand und durch Staub hinwegsetzte. Ab und zu packten die Zangen auch seine Hufe, aber das Tier schüttelte die Angreifer mühelos ab. Auch der Wolf wich aus und sprang über schräge, glatte Lavaflächen, auf denen sich die gepanzerten Käfer nicht halten konnten.
    Luxon zog sich immer wieder am Sattel hoch und machte auf diese Weise weite Sprünge. Seine weichen Stiefel traten auf die krachenden Panzer der Riesenkäfer. Das Klappern und Knistern begleitete die Männer bis hinunter zu einer Erdspalte, die sich im Zickzack quer durch das flache Tal hinzog.
    Aus zahllosen Öffnungen fauchten Dampfwolken. Die Steine und Lavabrocken waren von intensiv gefärbten Kristallen übersät, messerscharfen Auswüchsen, die wie seltsame Blüten aussahen. Jeder Hufschlag Pandors ließ einen Hagel von klirrenden Brocken aufstieben.
    Zwanzig Sprünge weiter, die Masse der wild durcheinanderkrabbelnden und wahllos zupackenden Käfer nahm bereits wieder ab, schrie Luxon: »Hast du diese Steinplatte gesehen?«
    »Nein, welche?«
    Der Wolf hatte einen runden Lavabrocken erreicht. Jetzt stand Hark dort, den Schneefalken zwischen den Fängen. Die spitzen Ohren richteten sich auf und spielten, dann erstarrte das Tier und schien etwas im Mittelpunkt des Tales zu mustern.
    »Da war eine Art Bild darauf. Eingemeißelt oder eingeritzt!« rief Luxon und sprang neben Hark auf den Felsen.
    »Ich habe nichts gesehen«, bekannte Mythor.
    »Es war eine der Flugechsen abgebildet. Tiefe Rillen und Punkte auf einer glatten Lavaplatte«, behauptete Luxon. »Ich meine, es deutlich gesehen zu haben.«
    Sein löwenlederner Umhang wirbelte eine Staubwolke auf, als er sich umdrehte. Er zeigte auf eine Steinfläche, die hinter ihnen lag. Die Käfer hatten an ihrem Fuß einen Halbkreis gebildet und wimmelten hin und her. Wieder bebte der Boden. Der Lavablock wankte hin und her. Knurrend sprang der Bitterwolf hinunter in den Sand. Aber diesmal heulte die Flammenorgel nicht. Es war nur eine leichte Erschütterung. Ein Teil des Bodens sackte nach innen, fiel in eine unbestimmte Tiefe, und aus dem

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