Der goldene Buddha
Gelbtönen. Tibet lag direkt voraus. Er griff nach dem Telefon und wählte eine Nummer.
In Peking wurde Hu Jintao früh aus dem Schlaf gerissen. Die Vorgänge auf dem Barkhor-Platz waren nicht unbemerkt geblieben. Hu stand auf, wusch sich das Gesicht und eilte im Schlafanzug nach unten.
»Wie ist die Lage?«, fragte er den wartenden General.
»Sie verändert sich stetig«, erwiderte der Offizier, »aber die russischen Panzerverbände rücken derzeit in die Mongolei vor.
Der mongolische Botschafter versichert, es handle sich lediglich um ein gemeinsames Manöver der beiden Länder. Bei der jetzigen Geschwindigkeit des Vorstoßes könnten sie innerhalb der nächsten paar Stunden das Altai-Gebirge überqueren und in das chinesische Tarimbecken eindringen.«
»Was tut sich in der Luft?«, fragte Hu.
»Im russischen Bereitstellungsraum wurden mehrere Fallschirmjägereinheiten zusammengezogen«, sagte der General.
»Unsere Satelliten haben auf dem Flugfeld zahlreiche Transportmaschinen festgestellt. Bis jetzt ist allerdings noch keine von ihnen gestartet.«
Hu wandte sich an den Außenminister. »Es gibt zwischen uns und den Russen gegenwärtig keinen Streit«, sagte er. »Warum also sollten sie unsere Grenzen verletzen?«
»Ich weiß es nicht. Die Beziehungen sind eigentlich recht entspannt.«
»Höchst merkwürdig«, sagte Hu.
»Der russische Botschafter hat für zehn Uhr heute Vormittag um ein Treffen gebeten«, fügte der Mann hinzu. »Die Anfrage erfolgte letzte Nacht, versehen mit einer hohen Dringlichkeitsstufe.«
»Hat er Andeutungen über das Thema gemacht, das er mit uns besprechen will?«, fragte Hu.
»Nein«, antwortete der Außenminister.
Hu dachte angestrengt nach.
»Herr Präsident, da ist noch etwas«, sagte der General.
»Uns haben soeben Berichte aus Lhasa erreicht. Auf einem der Plätze der Stadt scheint sich eine große Protestkundgebung zu formieren.«
»Und was sagt der Vorsitzende der Region dazu?«, fragte Hu.
Der General antwortete erst nach einer kleinen Pause.
»Nun, Herr Präsident, das ist das Problem. Es ist uns nicht gelungen, den Vorsitzenden Legchog zu erreichen.«
»Verdammt, Gert«, sagte Murphy. »Das war knapp.«
»Ich glaube, eine der Kugeln hat eine Hydraulikleitung getroffen, die für die Rotorneigung zuständig ist. Und ich wurde an der linken Schulter erwischt.«
»Wie schlimm ist es?«, fragte Murphy.
»Der Vogel wird sich schon irgendwie in der Luft halten«, sagte Gert, »aber es könnte ein wenig heikel werden.«
»Ich meine dich, Gert«, schimpfte Murphy. »Wie schlimm hat es dich erwischt?«
Gert steuerte den Bell den Hang jenseits des Passes hinunter durch eine dichte Wolkendecke. Die Nase des Helikopters wies nach unten, und die Körper der beiden Männer hingen in den Gurten.
»Moment«, sagte Gert. »Ich beug mich vor, dann kannst du mal nachsehen.«
Gert lehnte den Oberkörper ein Stück vor, und Murphy neigte sich zu ihm herüber. Dann streckte er die Hand aus und tastete herum. Eine Sekunde später zog er ein plattes Projektil aus der Polsterung des Sitzes.
»Es war ein glatter Durchschuss, und die Kugel wurde von der Metallplatte der Rückenlehne aufgehalten«, erklärte Murphy.
»Aber du verlierst Blut.«
»Bis eben gerade hat es gar nicht wehgetan«, sagte Gert.
»Ich glaube, ich hatte dermaßen viel Adrenalin im Blut, dass ich es wirklich kaum mitbekommen habe.«
»Ich muss die Wunde verbinden«, sagte Murphy. »Eine Sekunde – lass mich erst etwas erledigen.«
Er nahm sein Funkgerät und rief die
Oregon
.
»Klemmt es da fest«, sagte Gunderson, »aber achtet darauf, dass die Geschosshülsen seitlich herausfallen können. Ich möchte keine heißen Metallstücke im Frachtraum herumliegen haben.«
Sein Dungkar-Assistent nickte. Zehn Minuten zuvor hatten sie am Rand des Rollfelds eine der kleinen Flugabwehrkanonen von ihrem Sockel entfernt und montierten sie nun in der Frachtmaschine, um ein provisorisches Kampfflugzeug zu erhalten. Die Soldaten arbeiteten schnell, genau wie ihre Kameraden am anderen Ende des Hangars.
George Adams sah zu, wie die Dungkar-Krieger den Treibstofftank des Kampfhubschraubers füllten. Davor hatte er sich im Innern der Maschine einen Überblick über die Steuerungselemente und Waffensysteme verschafft. Er war nun überzeugt, dass er diesen Vogel fliegen konnte – der gezielte Waffeneinsatz war da schon etwas komplizierter.
»Willkommen bei der Luftwaffe der Dungkar«, sagte Gunderson, der sich zu ihm
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