Der goldene Buddha
gesellte. »Wo wir hinfliegen, wächst kein Gras mehr.«
»Wie geht’s bei euch drüben voran?«, fragte Adams.
»Ich bin mir nicht sicher«, sagte Gunderson. »Wir haben die Kanone hinten untergebracht und mit so vielen Brettern gestützt, dass man daraus eine Scheune errichten könnte – falls sie nicht gleich beim ersten Schuss auf der anderen Seite rausfällt, müsste alles glatt gehen. Und bei euch?«
»Mein Chinesisch ist ein wenig eingerostet«, sagte Adams.
»Ungefähr so wie ein Schiffswrack auf dem Meeresgrund. Aber ich glaube, ich kriege dieses Ungetüm in den Griff.«
Gunderson nickte. »Lass uns eine Vereinbarung treffen, alter Kumpel«, sagte er lächelnd.
»Welche denn?«, fragte Adams.
»Wenn wir da oben sind, darf keiner von uns den anderen abschießen«, antwortete Gunderson.
Er drehte sich um und kehrte zu dem Frachtflugzeug zurück.
»Viel Glück«, sagte er über die Schulter gewandt.
»Dir auch«, erwiderte Adams.
In diesem Moment hob sich das Hangartor und ließ Sonnenlicht und kalte Luft herein. Eine Minute später wurde der Kampfhubschrauber auf das Rollfeld geschoben, und ein Motorschlepper zog die Frachtmaschine zur Startbahn.
Der Barkhor-Platz füllte sich zusehends mit Tibetern. Das primitive Nachrichtensystem lief auf Hochtouren. Vier Blocks entfernt versuchte eine Abteilung chinesischer Soldaten, sich in mehreren gepanzerten Mannschaftstransportern von der Kaserne zum Platz durchzuschlagen. Jemand hatte ihnen mitgeteilt, beim Haus des Vorsitzenden habe sich ein Zwischenfall ereignet.
Unzählige Tibeter verstopften die Straßen, und die Fahrzeuge kamen nur langsam voran.
»Piper, Piper, hier ist Masquerade.«
»Masquerade, hier ist Piper, wir hören.«
»Erbitten sofortige Evakuierung«, sagte Reyes. »Wir haben das Zielobjekt.«
»Welcher Sammelpunkt, Masquerade?«
»Primärpunkt eins eins, Piper. Sekundärpunkt eins drei.«
»Bestätigen Koordinaten, Masquerade. Ankunft in drei.«
Der Helikopter, der sie am Fluss abgesetzt und sich dann fünfzehn Kilometer in Richtung Flughafen zurückgezogen hatte, erhielt den Befehl zum Abflug. Sobald die Maschine sich in der Luft befand, überprüfte der Pilot die Karte, auf der die Sammelpunkte verzeichnet waren. Dann flog er schnell und in niedriger Höhe auf den Barkhor-Platz zu.
In Klein-Lhasa wartete der Dalai-Lama im Funkraum. Seit einigen Minuten berichtete sein tibetisches Spionagenetz über die ersten Fortschritte der Operation. Zumindest bislang schien alles reibungslos zu verlaufen.
Er wandte sich an einen der Helfer. »Sind die Vorbereitungen unserer Heimkehr abgeschlossen?«, fragte er.
»Mr. Cabrillo muss uns nur noch Bescheid geben, Euer Heiligkeit«, sagte der Mann. »Mit dem Flugzeug seid Ihr in zwei Stunden vor Ort.«
Der Dalai-Lama überlegte kurz. »Wie lange wird es nach dem Start dauern, bis wir über Tibet sind?«, fragte er dann.
»Ungefähr eine halbe Stunde«, antwortete der Mann.
»Ich gehe jetzt in den Tempel, um zu beten«, sagte der Dalai-Lama. »Haltet weiterhin Augen und Ohren offen.«
»Ja, Euer Heiligkeit«, erwiderte der Helfer.
Chuck Gunderson half George Adams, sich auf dem Pilotensitz des Kampfhubschraubers festzuschnallen. Keiner der chinesischen Helme war groß genug für seinen Kopf, also benutzte er sein eigenes Headset und stöpselte es in sein Funkgerät ein. Er kam sich beengt wie eine Wurst in der Pelle vor.
»Diese Dinger sind eben nicht für große Jungs wie uns gebaut«, scherzte Adams.
»Du solltest mal meine Maschine sehen«, sagte Gunderson.
»Die Chinesen halten immer noch mehr von Quantität als von Qualität. Mein Cockpit sieht aus wie damals im Zweiten Weltkrieg. Im Radio läuft wahrscheinlich Musik von Glenn Miller.«
»Schau dir diese Instrumententafel an«, sagte Adams, als Gunderson fertig war und sich auf der Leiter aufrichtete.
»Das Ding hat mehr Metall als ein siebenundfünfziger Chevy.«
In diesem Moment kam Eddie Seng angerannt. »Ihr müsst so schnell wie möglich starten und die Bahn räumen. Cabrillo hat sich gerade gemeldet. Er ist in fünf Minuten hier.«
Gunderson klappte die Plexiglaskanzel herunter und hielt sie fest, bis Adams sie von innen verriegelt hatte. Dann schlug er mit der flachen Hand darauf und reckte den Daumen hoch. Er stieg die Leiter hinunter und ließ sie von den tibetischen Helfern wegschieben. Während er mit Seng zu dem Frachtflugzeug ging, hörte er hinter sich die Turbine des Kampfhubschraubers anlaufen.
»Was gibt’s
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