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Der goldene Esel

Titel: Der goldene Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucius Apuleius
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womit die Weiber ihre Zuneigung an den Tag legen, um die unsrige zu erwecken.
    »Dich lieb ich!« rief sie, »nach Dir sehnt mein Herz sich! Du, mein Einziger! mein Auserwählter! Ohne Dich kann ich nicht leben!« und so dergleichen.
    Endlich faßte sie mich bei dem Halfter und zog mich zu sich auf das Bett nieder. Ich machte ihr keine sonderliche Mühe; denn Behendigkeit hatt' ich gelernt, und meine Begierde, nach so langer Zeit einmal wieder bei einem hübschen Weibe zu schlafen, war ganz rege, um so mehr, da ich mir vorher in gutem Weine gütlich getan und der wohlriechende Balsam meinen Kitzel aufs äußerste gereizt hatte.
    Angst und bange war ich aber dennoch, wie bei so langen Stakbeinen den Thron der Liebe zu besteigen? wie so sanfte, zarte, glänzende, von lauter Milch und Honig geknetete Glieder mit eisernen Hufen zu umfassen? wie so kleine ambrosiaduftende Purpurlippen mit einer so plumpen Schnauze, mit ungeheuren garstigen Zähnen zu küssen? und wie endlich, möchte die Dame auch vor Lust bis in die äußersten Fingerspitzen glühen, ein so übergroßes Opfergefäß hinein in das enge Heiligtum der Wollust zu bringen sei?
    »Wehe Dir,« dacht' ich bei mir selbst, »wo Du eine so vornehme Dame sprengst! Dann kannst Du Dich nur gefaßt machen, bei Deines Herrn Kampfspielen mit zu figurieren und den reißenden Tieren vorgeworfen zu werden!«
    Unterdessen verdoppelte die Dame ihre Liebkosungen, herzte, küßte mich und girrte und verdrehte im Taumel stechender Begierden die Augen. Zuletzt rief sie: »Ha, nun hab ich Dich! hab ich Dich, mein Täubchen! mein Vögelchen!« Und mit den Worten zeigte sie, daß alle meine Besorgnis und Furcht töricht und überflüssig war; denn sie umschlang mich und nahm mich ganz, ganz sage ich, auf!
    So oft ich, ihrer schonend, mein Hinterteil zurückzog, so oft flog sie elastisch in jähem Schwunge mir nach, und, je fester und fester mit ihren Armen mein Rückgrat umfassend, schloß, drückte, preßte, schmiegte sie sich brünstiger an mich, so daß ich, beim Herkules! gar glaubte, es mangle mir noch etwas zur Befriedigung ihrer Üppigkeit, und im Ernst auf den Argwohn geriet: die Mutter des Minotaurs müsse sich wohl nicht ohne Grund lieber einen brüllenden Liebhaber zur Kurzweil erkoren haben.
    Nachdem die Dame auf die Art die Nacht mit mir sehr geschäftig und des Schlafes uneingedenk hingebracht hatte, dingte sie von meinem Wärter für denselben Preis die folgende wieder und begab sich, um von niemand gesehen zu werden, noch vor Tage hinweg. Der Freigelassene vergönnte ihr um so williger, sich abermals nach ihrem Gefallen mit mir zu erlustigen, weil er, ungerechnet, daß er reichlich dafür bezahlt wurde, auch seinem Patrone das Vergnügen dieses neuen Schauspiels geben wollte.
    Sobald wir die Szene aufs neue eröffnet, rief er diesen unverzüglich herbei. Thyasus machte ihm ein großes Geschenk dafür und bestimmte mich sogleich, bei seiner Lustbarkeit dieselbe Komödie öffentlich vor dem Volke zu spielen. Da aber weder meine holdselige Dame, ihres Standes wegen, noch sonst jemand anders eine Mitactrice abgeben mochte, so mußte man für vieles Geld eine Missetäterin annehmen, die vom Statthalter der Provinz verurteilt war, den wilden Tieren vorgeworfen zu werden. Wie ich hörte, war ihre Geschichte ungefähr diese:
    Der Vater des Mannes, den sie gehabt, hatte vormals bei einer vorhabenden Reise seinem Weibe, die er gesegneten Leibes zurückließ, befohlen, daß, wenn sie eine Tochter zur Welt brächte, sie dieselbe sogleich umbringen sollte . Die Frau war in der Abwesenheit desselben wirklich von einer Tochter entbunden worden; aus natürlicher mütterlicher Zärtlichkeit aber hatte sie's nicht über ihr Herz bringen können, den Befehl des Mannes zu erfüllen, sondern hatte das Kind in ihre Nachbarschaft zum Erziehen gegeben, und als ihr Mann wieder zurückkam, sagte sie, sie habe eine Tochter geboren und sie, seinem Willen gemäß, getötet.
    Das Mädchen wuchs heran. Als es nun mannbar und, ohne Wissen des Vaters, die Mutter es nicht standesmäßig aussteuern konnte, entdeckte sich dieselbe in dieser Verlegenheit ihrem Sohne; um so mehr, da sie auch zu verhüten hatte, daß Bruder und Schwester nicht, aus Jugend und Unwissenheit, zu genau miteinander bekannt würden.
    Der Jüngling, von dem besten Herzen, tat, was die Pflicht gegen seine Mutter und Schwester ihm auferlegte. Er verschwieg das ihm anvertraute Geheimnis aufs heiligste, und unter dem Scheine eines

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