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Der goldene Esel

Titel: Der goldene Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucius Apuleius
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einigermaßen aufrecht hielt, war: allbereits schmückte der Frühling in seinem Beginnen jegliche Staude mit blühenden Knospen, bekleidete die Wiesen mit Schmelz, und schon prangten auf grünem Dornenthrone die Wohlgeruch atmenden Rosen, welche mich wieder zu weiland Lucius umwandeln sollten.
    Es erschien endlich der Tag der Spiele. Unter lautem Jauchzen und Freudengeschrei des Volkes wurd' ich in Pomp nach dem Amphitheater geführt.
    Pantomimische Tänze eröffneten die Lustbarkeit. Während der Zeit, wo man sich daran ergötzte, blieb ich außen vor der Tür und weidete allda mit großem Belieben das hin und wieder hervorgekeimte Gras ab. Bisweilen stellt' ich mich auch in das offene Portal und vergnügte meine Neugierde an den angenehmen Vorstellungen, die gegeben wurden.
    Blühende Jünglinge und Mädchen von reizender Gestalt führten in schimmerndem Putze mit unnachahmlicher Anmut den griechischen pyrrhischen Reigen auf. Nachdem sie sich wohl in Ordnung gestellt hatten, begannen sie allerlei zierliche Wendungen: jetzt drehten sie wie ein Rad im Kreise sieh herum, jetzt, bei den Händen sich haltend, bildeten sie eine lange schräge Reihe, jetzt stießen sie ins Gevierte zusammen, jetzt trennten sie sich wieder und kreuzten verwirrt durcheinander.
    Nach mannigfaltiger Abänderung und Wiederholung dieser Bewegungen gebot endlich der Schall der Trompete dem Tanze ein Ende. Der Vorhang fiel , und die Verzierung der Bühne ward zum Urteil des Paris verändert.
    Von Holz war ein hoher Berg errichtet, der den berühmten, von Homer besungenen Ida vorstellte. Gesträuche und allerlei lebendige Bäume deckten die Seiten. Von dem Gipfel rann ein klarer, künstlicher Bach. Einige Ziegen weideten am Ufer, ein Jüngling machte den Hirten, gleich dem Paris mit köstlichem, von den Schultern herabfließendem phrygischen Gewande und einem goldenen Bunde geschmückt.
    Jetzt trat ein bildschöner Knabe auf, nackend, nur daß ein kurzer Mantel um die linke Schulter flatterte. Blondes Haar, aus dem zwei goldene und durch ein goldenes Band vereinigte Fittiche hervorstachen, krönte seinen Scheitel und wallte auf dem entblößten Rücken. Der geflügelte Schlangenstab, den er trug, kündigte ihn für den Merkur an. Tanzend schwebte er herbei, überreichte dem Paris den Apfel und deutete demselben durch Geberden den Willen Jupiters an. Sofort zog er sich behend wieder zurück und verschwand.
    Es erschien darauf ein Mädchen von hohem Ansehen, der Göttin Juno um so ähnlicher, da ein weißes Diadem ihre Stirn umwand und sie ein Zepter in der Hand trug.
    Dieser folgte eine andere, die man sogleich für Minerven erkannte. Sie hatte einen schimmernden, mit einem Ölzweig umkränzten Helm auf, führte einen Schild und schwang eine Lanze, wie die Göttin, wenn sie im Kampf erscheint.
    Eine dritte schlüpfte hinter diesen beiden her. Unnennbare Grazie war über ihr ganzes Wesen verbreitet, und die Farbe der Lilie blühte auf ihrem Antlitz. Es war Venus, aber die jungfräuliche Venus. Kein Gewand versteckte die tadellose Schönheit ihres Leibes; sie ging nackend einher, nur ein durchsichtiger seidener Schleier beschattete ihre Blöße. Bald erhoben buhlerische Winde mutwillig den leichten Flor, und die Blume der Jugend prangte unverhüllt; bald drückte denselben ihr brünstiger Hauch fest an den Körper an, und unter der luftigen Hülle ward sichtbar jeglicher wollüstige Umriß verborgen. Man bemerkte nur zweierlei Farben an der Göttin: weiß der Leib, denn sie stammt vom Himmel ab; grün ihr Schleier, weil sie aus dem Meere entsprossen.
    Ein jegliches der drei Mädchen, welche die Göttinnen machten, hatte ein eigenes Gefolge.
    Mit der Juno kam Kastor und Pollux, von zwei Schauspielern vorgestellt, welche runde Helme trugen, oben mit zwei funkelnden Sternen geziert. Unterm lieblichen Getön der Flöten ging Juno mit ruhiger Majestät einher und versprach dem Hirten durch ernste Geberden die Herrschaft über ganz Asien, falls er ihr den Preis der Schönheit zuerkenne.
    Minerven, im Waffenschmuck, begleiteten ihre gewöhnlichen Gefährten und Schildknappen in den Schlachten: Schrecken und Furcht, tanzend mit entblößten Schwertern. Ein Pfeifer, der hinter ihnen herging, spielte einen kriegerischen Marsch und ermunterte oder mäßigte ihren rüstigen Schritt abwechselnd bald durch hohe, schmetternde, bald durch gedämpfte pathetische Töne. Die Göttin, mit unruhigem Haupte, drohendem Blicke, raschem, gebeugtem Gange, gab dem Paris durch

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