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Der goldene Esel

Titel: Der goldene Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucius Apuleius
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der Kranke den Becher und leerte ihn aus. Dies geschehen, wollte der Arzt flugs nach Hause eilen, um die Wirkung des getrunkenen Giftes durch ein starkes Gegengift zu zerstören; allein der Teufel von Weib hielt ihn fest und setzte hartnäckig durch, was sie kühn begonnen hatte. Sie wollte ihn durchaus nicht aus der Stelle lassen, bis der Trank zu wirken angefangen und dessen Heilsamkeit am Tage läge. Durch vieles Bitten und Flehen ließ sie sich aber dennoch bewegen und erlaubte ihm, fortzugehen. Unterdessen hatte sich das Gift schon durch den ganzen Körper verbreitet und war bis ins innere Mark eingedrungen, als der Arzt seine Wohnung erreichte. Unter den größten Schmerzen und die Augen schon halb vom Todesschlafe geschlossen, konnte er kaum noch seiner Frau, was vorgefallen war, erzählen und ihr auftragen, den Lohn für den zweifachen Mord einzufordern: so erlag er den gewaltsamsten Verzuckungen und gab den Geist auf.
    Der junge Mann blieb eben auch nicht länger am Leben; unter seines Weibes erdichteten Tränen verschied er auf die nämliche Art. Einige Tage nach seiner Beerdigung und nach den gebräuchlichen Totenopfern kam die Frau des Arztes und verlangte von seiner Witwe den bedingten Lohn für die gedoppelte Vergiftung. Ihrem Charakter zu allen Zeiten treu, bewies sich die Gottlose sehr höflich und bekannte sich mit vieler anscheinenden Redlichkeit zu dieser Schuld, versprach auch, sie alsofort zu entrichten, ja noch goldene Berge hinzuzutun, wofern ihre Gläubigerin ihr noch ein wenig von demselben Gifte zur gänzlichen Vollbringung ihres angefangenen Vorhabens ablassen wollte. Die Frau des Arztes war leider leicht durch ihre glatten Worte und schlauen Ränke angeführt. Unverzüglich ging sie nach Hause, holte die Büchse, worin das Gift enthalten war, und überließ sie ganz dem reichen Weibe, um sich bei derselben ein desto größeres Verdienst zu erwerben.
    Kaum sah sich diese so viele Macht zu schaden in Händen, als sie auf weiter nichts bedacht war, als die Anzahl ihrer Verbrechen zu vergrößern.
    Sie hatte von ihrem soeben vergifteten Manne eine kleine Tochter. Unzufrieden, daß die Gesetze diesem Kinde des Vaters ganze Hinterlassenschaft zusprachen, die sie so gern selbst gehabt hätte, trachtete sie ihrer Tochter nach dem Leben (wie hätte sie sich auch als eine bessere Mutter denn Ehegattin erweisen sollen?), da ihr bekannt war, daß die Mütter ihre Kinder beerben! Genug, aus dem Stegreif hatte sie stracks ein Mahl veranstaltet, wobei sie ihrer eigenen Tochter mitsamt der Frau des Arztes Gift beibrachte.
    Der armen zarten Kleinen Eingeweide waren bald davon verzehrt, und sie starb auf der Stelle. Wie aber des Arztes Witwe schneidende Schmerzen ihr Inneres durchirren fühlte, so argwohnte sie gleich, was ihr geschehen. Bald, da auch der Atem ihr schwer wurde, war sie nur allzu gewiß, daß sie Gift bekommen. Sie sprang also auf und rannte geradeswegs nach des Statthalters Wohnung. Ihr lautes Geschrei um Hilfe, ihr wiederholtes Rufen, daß sie die abscheulichsten Schandtaten zu entdecken habe, erregten einen großen Zusammenlauf des Volks und machten, daß sie bei dem Statthalter unmittelbar vorgelassen und angehört wurde. Sie erzählte von Anfang an die ganze Reihe Missetaten ihrer ruchlosen Giftmischerin, und eben war sie damit zu Ende, als ein Schwindel sie ergriff und ihre noch halbgeöffneten Lippen schloß. Sie knirschte mit den Zähnen, sie wand sich, sie ächzte, sie sank tot hin zu des Statthalters Füßen.
    Der Statthalter, ein tätiger Mann, ließ der schändlichen Giftmischerin vielfache Freveltaten nicht durch langwierigen Verzug erkalten, sondern alsobald ihre Bedienten ergreifen und dieselben durch die Gewalt der Folter zum Geständnis der Wahrheit bringen. Darauf verurteilte er die arge Missetäterin, den wilden Tieren vorgeworfen zu werden: eine Strafe, die freilich noch unter ihrem Verbrechen, jedoch die allerqualvollste war, die nur erdacht werden konnte.
    Mit diesem Weibe nun sollt' ich öffentlich Beilager halten!
    Ich erwartete den Tag der Schauspiele mit dem beängstigtsten Herzen. Ehe ich mich mit einem so lasterhaften Weibe befleckte und mit Verachtung aller Scham auf eine so schändliche Weise öffentlich zur Schau stellte, eher hätt' ich mich tausendmal lieber selbst umbringen mögen; hätt' ich nur nicht plumpe Hufe statt der menschlichen Hände gehabt, so daß ich keinen Degen herausziehen konnte! Die einzige Hoffnung, die bei dem Trübsale mich noch so

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