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Der goldene Esel

Titel: Der goldene Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucius Apuleius
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der mit Gold angefüllte Beutel zugestanden für den so sehr zur gelegenen Zeit angebrachten Schlaftrunk.
    Also endigte sich, zu nicht geringer Verherrlichung der göttlichen Vorsicht, diese so verworrene tragische Begebenheit des alten Rittmeisters, der sich in so kurzer Zeit völlig kinderlos und wiederum als Vater zweier Söhne sah.
    Was mich betrifft, mit mir spielte das Schicksal ferner also:
    Der Soldat, der mich für nichts gekauft hatte, mußte, aus schuldigem Gehorsam gegen die Order seines Obersten, einen Brief an den allergroßmächtigsten Kaiser nach Rom bringen, und für elf Denare verhandelte er mich nebenan an zwei Brüder, die beide einem reichen Herrn dienten, der eine als Brot-, Zucker- und Pastetenbäcker, der andere als Leib-, Mund- und Magenkoch. Sie wohnten und wirtschafteten selbander auf einem Zimmer und kauften mich zum Tragen der Gerätschaft, welcher sie auf der Reise ihres Herrn durch verschiedene Länder nötig hatten.
    Nie ist mir das Glück holder gewesen, als da ich der Stubengesell dieser zwei Brüder war. Abends, wann ihr Herr abgespeist hatte, brachten sie gewöhnlich eine Menge delikater Schüsseln von der reichlich besetzten Tafel in ihre Zelle getragen. Der eine Überbleibsel von Schweinefleisch, von jungen Hühnern, von Fischen und dergleichen Leckerbissen mehr, der andere Brot, Gebackenes, Pasteten, Torten, Konfekt die Fülle. Darauf gingen sie ins Bad, um sich zu erquicken, und schlossen mich bei allen den Näschereien ein, wovon ich's mir denn gar vortrefflich schmecken ließ. Denn so dumm und ein so wahrer Esel war ich nicht, daß ich des Himmels liebliche Gaben hätte verschmähen und an das spröde Heu mich hätte halten sollen!
    Lange ging mir mein verstohlenes Handwerk glücklich vonstatten, weil ich's mit Vorsicht und Bescheidenheit trieb. Ich begnügte mich von dem ansehnlichen Vorrate allemal mit wenigem, und meinen Herren fiel es gar nicht ein, daß sie Mißtrauen in mich zu setzen hätten.
    Allein als ich mehr und mehr Vertrauen gewann, unentdeckt zu bleiben, und immer das Wohlschmeckendste wegnaschte und das Schlechtere liegen ließ, da wurden meine Brüder aufmerksam. Zwar von mir ließ sich noch keiner von ihnen so was träumen; doch paßten sie scharf auf, wer sie alltäglich so bestehlen möchte. Ja, sie beargwohnten sich sogar untereinander selbst, und jedweder bemerkte, überzählte und bezeichnete seinen Teil auf das allergenaueste.
    Endlich riß dem einen die Geduld: »Ist's wohl billig? ist's wohl zu verantworten,« sprach er zu seinem Bruder, »daß Du mir täglich erst das Beste von meinem Anteile wegstiehlst, es verkaufst und das Geld für Dich heimlich zurücklegst und dann noch mit mir in gleiche Teile gehen willst? Höre! Steht's Dir nicht mehr an, in Kompanie mit mir zu bleiben? Gut! Wir können ja in allem übrigen Brüder sein und haben nur die Gemeinschaft unter uns aufgehoben, denn das sehe ich wohl ein, wenn nicht bald den Klagen über die Verteilung unter uns abgeholfen wird, so nimmt unsere Freundschaft noch ein Ende mit Schrecken.«
    »Nun, das ist wahr,« entgegnete der andere, »das nenne ich mir eine edle Unverschämtheit! Du bemaust mir Tag für Tag meine Portion, und während daß ich in der Stille darüber seufze und meinen Bruder nicht eines niederträchtigen Diebstahls beschuldigen will, kommst Du mir auch noch in der Beschwerde zuvor! Aber gut, daß wir darüber einmal miteinander sprechen, so kann allem Übel noch vorgebeugt werden, damit der heimliche Groll nicht endlich noch eine Feindschaft unter uns anrichtet, wie zwischen Eteokles und Polynikes.«
    Nachdem die Gebrüder sich lange herumgezankt, sich untereinander die bittersten Vorwürfe gemacht, sich beiderseits hoch und teuer zugeschworen hatten, daß sie von allem Betrug und Diebstahle rein wären, so kamen sie friedlich überein, alle mögliche List anzuwenden, ihren gemeinschaftlichen Dieb ausfindig zu machen. Sie konnten durchaus nicht spitzkriegen, wo immer just das Delikateste von ihren Gerichten hinkäme. Unmöglich könnte doch der Esel von solcherlei Speisen versucht werden, und so große Fliegen, wie vormals die Harpyien waren, welche dem Phineus die Mahlzeit wegfraßen, die kämen doch auch nicht zu den Fenstern herein!
    Indessen, die herrliche Tafel, die ganz menschliche Kost, in der ich so täglich schwelgte, schlug bei mir gar zu gut an. In kurzer Zeit war ich speckfett. Weich und sanft war meine Haut anzufühlen, und mein Haar glitzerte wie ein Spiegel.
    Über

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