Der goldene Esel
ringt und tanzt, und Schnaken macht und alles versteht, was man ihm sagt, auch durch Winke sich wieder verständlich machen kann!«
Doch ich muß Euch wohl erst sagen (was ich allerdings gleich zu Anfang hätte sagen sollen), wer und woher mein Herr war.
Thyasus (also nannt' er sich) war aus Korinth, der Hauptstadt von ganz Achaia, gebürtig. Seiner Geburt und seinem Stande gemäß hatte er sich von einer Ehrenstufe zur andern, bis nun endlich zum fünfjährigen Oberrichteramt, wozu er eben ernannt worden war, emporgeschwungen. Um diese hohe Würde mit allem erforderlichen Pompe anzutreten und den ganzen Umfang seiner Freigebigkeit sehen zu lassen, hatte er sich zu Kampfspielen, die drei Tage dauern sollten, anheischig gemacht, und weil er wünschte, bei dem Volke Ehre einzulegen, so war er selbst bis nach Thessalien gereist, um die edelsten wilden Tiere und die berühmtesten Fechter aufzukaufen. Bereits war seine Absicht erreicht und alles nach Wunsch angeschafft, und er eilte wieder nach Hause. So viele schöne Wagen, Kutschen und Kaleschen er auch mit sich hatte, so fuhr er dennoch auf der Reise in keiner einzigen; sie mußten alle nebst den Sänften, nebst den stolzen thessalischen Zeltern, nebst den köstlichen gallischen Zuchthengsten ledig hinten nachfolgen. Vorauf paradierte er auf mir, der ich auf das stattlichste mit goldenem Geschirr, prächtigem Sattel, purpurner Schabracke, gesticktem Gurte und hellklingenden Schellen herausstaffiert war. Er koste im Reiten oftmals sehr liebreich mit mir und versicherte mir unter anderem, daß es ihm eine unsägliche Freude sei, so in mir zu gleicher Zeit seinen Gesellschafter und Träger gefunden zu haben.
Als wir nun unsere Reise teils zu Lande, teils zur See zurückgelegt hatten und zu Korinth ankamen, so strömte das Volk allenthalben haufenweise zusammen; nicht sowohl, wie's mir vorkam, um dem Thyasus Ehre zu erweisen, als aus Begierde, mich zu sehen. So sehr war der Ruf von meiner Geschicklichkeit vor uns hergegangen!
Das machte sich der anschlägige Freigelassene, mein Verpfleger, zunutze; er merkte nicht so bald, daß die Leute so großes Verlangen nach meinen Künsten trügen, als er mich unter dem Schlosse hielt und mich niemand anders als für Geld sehen ließ. Das brachte ihm täglich keine Kleinigkeit ein.
Unter den vielen Leuten, die sich die Neugier, mich zu sehen, was kosten ließen, befand sich auch eine reiche, vornehme Dame. Diese belustigte sich so sehr an meiner Drolligkeit und meinen mannigfaltigen Gaukeleien, daß sie sich gar zuletzt, nachdem sie mich lange aufs lebhafteste bewundert hatte, sterblich in mich verliebte. Sie verschmähte jedes andere Mittel, sich von dieser unsinnigen Leidenschaft zu heilen, und strebte nur wie eine andere Pasiphae nach meinem Genusse. Kurzum, sie bot meinem Wächter eine große Summe Geldes für eine einzige Nacht von mir. Leider fand sie in der eigennützigen Denkart desselben keinen Widerstand! Ohne Bedenken gestand ihr der Nichtswürdige ihr Begehren zu, und abends, als wir von der Tafel unseres Herrn zurückkamen, fanden wir die Dame schon unserer vor der Kammertür warten.
Alle Welt! was wurden da für Anstalten gemacht! Vier Verschnittene bereiteten flugs auf der Erde ein weiches Lager. Über große, von leichtem Flaum hochgeblähte Pfühle deckten sie ein mit Gold und tyrischem Purpur gesticktes Laken und legten darauf Kissen von allerhand Größe, womit das zärtliche Frauenzimmer teils die Wangen, teils den Nacken zu unterstützen pflegt. Dies getan, und das ganze Zimmer mit schimmernden Wachskerzen so hell wie bei Tage erleuchtet, verweilten sie nicht länger die Wollust ihrer Gebieterin und begaben sich hinweg.
Nun entkleidete sich die Dame ganz und gar, legte auch die Binde ab, womit sie ihren schönen Busen eingeschnürt hatte, trat an das Licht und salbte aus einem zinnernen Gefäß sich und mich reichlich mit Balsam; vorzüglich aber badete sie damit meine Schenkel und Lenden samt den Werkzeugen der Wollust, welche sie vorher mit chiischem Rosenwasser gereinigt. Priapus, sofort durch ihre niedlichen Hände herbeigezaubert, winkte ihr gefällig mit starrem, erhobenem Zepter. Sobald sie die günstige Gegenwart des Gottes vernommen, umhalste sie mich aufs zärtlichste und küßte mich; aber nicht, wie in liederlichen Häusern feile Dirnen ihre kampflustigen Buhler zu küssen pflegen, sondern mit dem wärmsten, innigsten Gefühle der Seele. Sie liebkoste mich mit all den süßen Worten der Liebe,
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