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Der goldene Esel

Titel: Der goldene Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucius Apuleius
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diese Schönheitsblüte merkten meine Herren Unrat, zumal da sie auch gewahr wurden, daß ich das Heu immer unberührt liegen ließ. Sie paßten mir auf. Um die gewöhnliche Zeit schlossen sie die Tür ab, als ob sie nach dem Bade gingen, belauerten mich aber draußen. Durch eine Ritze sahen sie denn bald, wie ich nach Appetit jetzt von diesem, jetzt von jenem hingesetzten Gerichte naschte.
    Sie hatten solch ein Wunder über diese sonderbare Leckerhaftigkeit eines Esels, daß sie den Schaden vergaßen, der ihnen dadurch zugefügt wurde, und vor Lachen bersten wollten. Sie riefen noch andere von ihren Kameraden herbei und zeigten denen auch, was sie für einen geschmackvollen Langohr besäßen. Da war ein Gelächter! Endlich kam noch der Herr dazu und fragte, was es denn so zu lachen gebe. Man sagte ihm die Ursache. Er trat an die Spalte, guckte durch und sah all seine Freude an mir. Er lachte, daß ihm der Leib weh tat, und daß er gar nicht mehr konnte. Endlich ließ er die Tür aufmachen und kam herein und sah mir in der Nähe zu. Denn da ich merkte, daß die Sache eine so lustige Wendung genommen, und es mir schien, als ob das Glück mich anlächle, so schöpfte ich Mut aus der Freude der Anwesenden und ließ mich im mindesten nicht stören, sondern fraß ganz sorglos fort, bis der Hausherr, über die Neuheit des Schauspiels erfreut, mich in seinen Speisesaal führen ließ, oder vielmehr selbst mit eigenen hohen Händen hineinführte und Befehl gab, für mich die Tafel zu decken und ordentlich, wie es sich gehört, anzurichten.
    Ich hatte mich zwar schon ganz artig vollgestopft, jedoch, um mich bei dem Herrn desto beliebter und angenehmer zu machen, verzehrte ich alles, was mir vorgesetzt wurde, mit großem Appetit. Noch dazu waren es allerhand stark gewürzte Gerichte, die sonst wohl einem Esel widerstehen möchten, die man aber recht vorsätzlich, um mich desto besser auf die Probe zu stellen, gewählt hatte: Ragouts mit Assaf, tüchtig gepfefferte Frikassees, Fische mit einer ausländischen Brühe, kurz, lauter Hochgeschmack. Der Saal erscholl während meines Geschmauses von hellem Gelächter.
    »Oh!« schrie endlich ein Spaßvogel, der zugegen war, »gebt doch dem Burschen auch ein wenig Wein! Er wird dursten!«
    »Wohlgesprochen, Schelm!« sprach der Herr, der das Wort auffing, »leicht könnte der Kauz auch wohl mit einem Gläschen Meth fürlieb nehmen. He! Junge, spüle gleich da den großen silbernen Pokal aus und reich' denselben voller Meth unserm Schmäcksbrädel hin! Sage ihm zugleich, ich brächt's ihm zu.«
    Alle Anwesenden standen voller Erwartung. Ich meinesteils, ich sah nicht ab, warum ich hätte den Schüchternen spielen sollen. Fröhlichen Muts spitzte ich aufs possierlichste meine Lippen und schlürfte den ganzen Pokal auf einen Zug hinunter. Einstimmig schrie alles miteinander: »Wohl bekomm's! wohl bekomm's!«
    Kurz, ich gewährte dem Herrn so viel Kurzweil, daß er auf der Stelle meine Eigentümer hereinkommen ließ und ihnen für mich viermal so viel bezahlte, als ich ihnen gekostet hatte.
    Er tat mich, nicht ohne die angelegentlichste Empfehlung, zu einem Freigelassenen, der bei ihm sehr in Gunst stand und ziemlich begütert war. Dieser hielt mich ziemlich menschlich und artig, und, um sich noch beliebter bei seinem Patrone zu machen, war er auch beflissen, zu allerhand Gaukeleien mich abzurichten, die denselben belustigen könnten.
    Er lehrte mich nicht allein, wie die Menschen auf dem Ellbogen bei Tische liegen, sondern auch ringen und mit aufgehobenen Vorderfüßen tanzen. Ja, was das Allerpossierlichste und Wunderbarste schien, er lehrte mich sogar, ihn aufs Wort verstehen und durch Winke antworten. Verlangte ich etwas, so nickte ich mit dem Kopfe, schlug ich etwas aus, so schüttelte ich. Durstete ich und wollte zu trinken haben, so sah ich mich nach dem Mundschenken um und blinzelte demselben mit einem Auge ums andere zu.
    Ich stellte mich um so gelehriger an, da ich auch ohne Anweisung alle die Faxen machen konnte, nur damit zurückhalten mußte, weil zu fürchten stand, daß, wenn ich mich so ohne Lehrmeister als Mensch geberdete, man mich als ein Wunder- und Unglückstier schlachten und den Geiern des Himmels zum Fraße überlassen möchte.
    In kurzem verbreitete sich das Gerücht von meinen Wunderkünsten so sehr unter die Leute, daß mein Herr sich nur sehen lassen durfte, so hieß es: »Seht, seht! das ist der, der den neckischen Esel hat, welcher wie ein Mensch speist und

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