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Der goldene Esel

Titel: Der goldene Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucius Apuleius
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Wohlgeruch angefüllt war, so eröffnete sich plötzlich die Erde, und weg war der quellenströmende Ida!
    Nun trabte ein Scherge fort, um auf Verlangen des Volkes aus dem öffentlichen Gefängnis die Missetäterin zu holen, die, wie ich oben erzählt habe, ihrer vielfachen Mordtaten halber verurteilt war, den wilden Tieren vorgeworfen zu werden, sich vorher aber noch öffentlich mit mir vermählen sollte. Auch wurde das Bett mit großer Sorgfalt bereitet, das uns zum hochzeitlichen Lager dienen sollte; es glänzte von indischem Elfenbein und strotzte von Polstern mit Flaumfedern ausgestopft und mit bunter Seide überzogen.
    Allein, außerdem daß ich mich schämte, mit einer so gottlosen, schandbaren Kreatur angesichts des ganzen Volkes Beilager zu halten, so fürchtete ich mich auch, mein liebes Leben dabei einzubüßen. »Welches Tier,« dacht' ich bei mir selbst, »man auch herauslassen mag, das Weibsstück zu zerreißen, so wird es doch nimmermehr weder klug noch künstlich abgerichtet, noch enthaltsam genug sein, daß, wenn es uns selbander im Liebesknoten verschlungen antrifft, es gerade nur die Delinquentin hinwegnehmen und Dich, weil Du nichts verbrochen hast, unverletzt liegen lassen sollte!«
    Da es mir also noch weit mehr um die Rettung meines Lebens denn um die Schonung meiner Schamhaftigkeit zu tun war, so nahm ich wohl des Augenblicks wahr, wo mein Wärter eben seine ganze Aufmerksamkeit auf Zubereitung des Bettes geheftet hatte, das andere Gesinde aber teils mit Zurüstung der Tiergefechte, teils mit Erwartung des schlüpfrigen Schauspiels beschäftigt, auf mich zahmen, frommen Esel gar nicht acht hatte, stahl mich zum Stadttore, das ziemlich in der Nähe war, unvermerkt hinaus, und nun aus Leibeskräften ausgerissen!
    Sechstausend Schritte hatt' ich in vollem Galopp zurückgelegt, als ich mich vor Cenchreä befand, das der edeln korinthischen Kolonie zugehört, vom Ägäischen und Saronischen Meere bespült wird und einen sehr sicheren, schiffreichen Hafen hat.
    Ich mied das Getümmel der Menschen und begab mich lieber beiseite auf das einsame Gestade. Allda streckt' ich dicht an der Brandung meine müden Glieder gemächlich auf weichen Sand hin. Bereits hatte die Sonne das äußerste Ziel des Tages erreicht. Der süßeste Schlaf sank auf mich hernieder.
    * * *

Elftes Buch
    Ungefähr um die erste Nachtstunde wurde ich durch ein jähes Erschrecken aus dem Schlafe geweckt. Eben stieg in vollem Glanze der Mond aus den Meeresfluten herauf.
    Die Majestät dieses hehren Wesens erfüllte mich mit tiefster Ehrfurcht, und überzeugt, daß alle menschlichen Dinge durch seine Allmacht regiert werden, überzeugt, daß nicht allein alle Gattungen zahmer und wilder Tiere, sondern auch die leblosen Geschöpfe durch den unbegreiflichen Einfluß seines Lichtes fortdauern, ja daß selbst alle Körper auf Erden, im Himmel und im Meere in vollkommenster Übereinstimmung mit demselben ab- und zunehmen, so bediente ich mich der feierlichen Stille der Nacht, mein Gebet an das holdselige Bild dieser hilfreichen Gottheit zu verrichten; um so mehr, da das Schicksal, meiner so großen und langwierigen Qualen satt, mir endlich Ahnungen von meiner Erlösung eingab.
    Flugs schüttelte ich jeglichen Rest von Trägheit ab, stand munter auf, badete mich, um mich zu reinigen, im Meere, und nachdem ich mein Haupt siebenmal unter die Fluten getaucht, welches die Zahl ist, die der göttliche Pythagoras als die schicklichste zu gottesdienstlichen Verrichtungen angibt, betete ich frohen und munteren Herzens, doch betränten Angesichts, zur heiligen Göttin also:
    »Königin des Himmels! Du seist nun die allernährende Ceres, des Getreides erste Erfinderin, welche, in der Freude ihres Herzens über die wiedergefundene Tochter, dem Menschen, der gleich den wilden Tieren mit Eicheln sich nährte, eine mildere Speise gegeben hat und die eleusinischen Gefilde bewohnt, oder Du seiest die himmlische Venus, welche im Urbeginne aller Dinge durch ihr allmächtiges Kind, den Amor, die verschiedensten Geschlechter gegattet und also das Menschengeschlecht fortgepflanzt hat, von dem sie zu Paphos in dem meerumflossenen Heiligtume verehrt wird, oder des Phöbus Schwester, welche durch den hilfreichen Beistand, den sie den Gebärerinnen leistet, so große Völkerschaften erzogen hat und in dem herrlichen Tempel zu Ephesus angebetet wird. Oder Du seiest endlich die dreigestaltige Proserpina, die nachts mit grausigem Geheul angerufen wird, den tobenden

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