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Der goldene Esel

Titel: Der goldene Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucius Apuleius
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meinen Augen auferzogen worden. Es ist jetzt meines Erachtens Zeit, dem feurigen Ungestüm seiner ersten Jugend einen Zügel anzulegen. Schon übel genug ist er durch allerlei böse Nachrede von Ehebruch und anderen Ausschweifungen berüchtigt. Laßt uns ihm die Gelegenheit rauben, auf dem Wege weiter fortzugehen, laßt uns seinen jugendlichen Flattersinn mit den Fesseln der Ehe binden. Er hat sich schon selbst ein Mädchen gewählt und mit ihr gebuhlt. Diese laßt uns zu eigen ihm geben! Er vermähle sich mit ihr diesen Augenblick! In Psychens Umarmung genieße er fortan ewige Fülle der Liebe!‹
    ›Du aber‹ – fährt er fort, zur Venus sich wendend – ›meine Tochter, darfst Dich keineswegs darüber betrüben. Nicht im mindesten soll Dein hohes Geschlecht und Dein Stand unter dieser Verbindung Deines Sohnes mit einer Sterblichen leiden. Ich will straks allem abhelfen, was dabei dem Wohlstande oder den Gesetzen entgegen sein könnte.‹
    Jetzt winkte er, und Merkur verschwindet, holt Psyche und führt sie in den Himmel ein.
    Der Gott der Götter reicht ihr selbst den Becher der Unsterblichkeit dar. ›Nimm, Psyche,‹ spricht er, ›und sei unsterblich! Niemals wird Kupido wieder von Dir weichen, denn Euch verknüpft von nun an ein ewiges Band!‹
    Fröhlich wird alsbald das herrlichste Hochzeitsmahl gerüstet.
    Man lagert sich umher; obenan Psyche, ihrem Neuvermählten im Schoß. In gleicher Lage Jupiter und seine Juno daneben. Dann die sämtlichen Götter nach der Reihe.
    Jupitern reicht sein Mundschenk Ganymed, der schöngelockte Hirt vom Ida, den Nektar. Die übrigen bedient Bacchus. Vulkan legt vor.
    Die Horen bepurpurnen Tafel, Polster und Fußboden mit frischen Rosen und anderen Blumen.
    Die Grazien erfüllen die Luft mit Wohlgeruch des Balsams, und die Musen ergötzen die Gäste mit silbernen Stimmen.
    Zuweilen singt auch Apoll zu der gewölbten Leier melodischen Saiten; Venus tanzt mit entzückender Anmut, jede ihrer Bewegungen in bezaubernder Harmonie mit der angegebenen Weise; die Musen stimmen alsdann dazu im Chore Lieder an, und wechselweise begleitet sie jetzt die Doppelpfeife eines Satyrs, jetzt die Flöte eines jungen Pans.
    Also ward Psyche feierlich mit Kupido vermählt. Sie genaß bald einer Tochter, die in der Sprache der Sterblichen ›Wollust‹ genannt wird.« –
    Also erzählte die alte verwirrte Saufschwester dem entführten Mädchen vor. Ich, der ich nicht weit davon stand, beklagte herzlich, daß ich weder Schreibtafel noch Griffel hatte, ein so herrliches Märchen niederzuschreiben.
    In dem Augenblick kehrten die Räuber von irgendeinem großen Gefechte wieder ganz beladen nach Hause. Die muntersten unter ihnen eilten, die Verwundeten zu verbinden und zu Bette zu bringen, um dann, wie sie sagten, wieder fortzuziehen, den in einer Höhle versteckten Überrest der Beute nachzuholen.
    Nachdem sie das Essen in aller Geschwindigkeit hintergeworfen, nahmen sie mich und das Pferd zum Tragen der zurückgebliebenen Sachen mit, und so bergauf und bergab, die Krümme und die Quere fort, unter manchem derben Lungenhieb, den sie uns mit ihren Knütteln versetzten, bis wir endlich ganz gegen Abend zu der Höhle gelangten. Ohne uns da die mindeste Zeit zum Ausruhen zu lassen, beluden sie uns mit erstaunlich vielen Sachen, und augenblicklich wieder rückwärts, und zwar mit solcher Eile, daß über dem unaufhörlichen Prügeln und Stoßen ich endlich über einen an der Straße liegenden Stein zu Boden stürzte. Hatte es vorher schon Prügel geregnet, so regnete es ihrer nun über alle Maßen, bis ich, so lahm und geschunden ich auch am rechten Hufe und linken Buge war, mich dennoch wieder aufraffen mußte.
    »Wie lange,« hub darauf einer von den Räubern an, »wie lange werden wir doch wohl die alte Schindmähre so umsonst ernähren?«
    »Jawohl!« gab ein anderer zur Antwort, »und es scheint wirklich, als ob das Unglück auf dieser alten Krake zu uns geritten gekommen. Seitdem wir sie haben, haben wir auch keinen einzigen Vorteil davongetragen, wohl aber Wunden und so manchen Verlust an tapferen Kerlen.«
    »Nun,« versetzte der erste wieder, »die Tracht da muß das träge Tier noch heimtragen, es mag sich nun auch dazu anstellen, wie es wolle; aber dann breche ich ihm auch zuverlässig den Hals und gebe es den Geiern zur Beute!«
    Derweilen meine milden Herren also über meinen Tod wortwechselten, waren wir wieder heim; denn Furcht hatte meine Fersen beflügelt.
    Sie schafften hurtig alles,

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