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Der goldene Esel

Titel: Der goldene Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucius Apuleius
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hindurch. Sie ließen mich frei und ungehindert passieren, weil sie mich für eine Eseltreiberin ansahen; denn ich hatte damals noch keinen Schein von Bart.
    Inzwischen, so enge ums Herz es mir auch unter den Schnapphähnen ward, so blieb ich dennoch des Ruhms und der Tapferkeit meines Vaters eingedenk. Unter meiner Vermummung fand ich leicht in den Schlössern und Landhäusern Zugang, und war ich gleich allein, so scharrte ich demungeachtet einen ansehnlichen Reisepfennig zusammen.«
    Hiermit schnallte er sein Wams auf und schüttete zweitausend Goldstücke aus.
    »Da,« sprach er, »diese Kleinigkeit biete ich von ganzem Herzen Eurer Gesellschaft zum Antrittsgeld und mich selbst unmaßgeblich zum Anführer dar mit der Verheißung, diese Eure steinerne Wohnung in gar kurzer Zeit in eine goldene zu verwandeln!«
    Ohne Anstand noch Bedenken übertrugen die Räuber ihm einstimmig die Hauptmannschaft. Sie brachten sogleich ein stattliches Kleid hervor und ließen es ihn statt des zerlumpten Kittels anziehen. Als er geputzt war, küßt' er sie reihum. Nun wurde er bei Tische auf den Ehrenplatz gesetzt und unter weidlichem Gebecher bei einem fröhlichen Schmause eingeweiht.
    Unterm Tischgespräche ward er von des Mädchens Flucht und von meiner willigen Beihilfe und von dem uns zuerkannten abscheulichen Tode unterrichtet. Er erkundigte sich, wo das Mädchen wäre, und ließ sich zu ihr führen. Als er gesehen, wie sie krumm zusammengeschlossen dalag, ging er mit gerümpfter Nase wieder hinweg und sprach:
    »Ich bin weder so einfältig noch so verwegen, daß ich dasjenige, was Ihr beschlossen habt, geradezu aufheben sollte. Inzwischen würd' ich mir doch auch Vorwürfe machen, Euch das zu verhehlen, was mir gut dünkt. Hört mich in dem Vertrauen an, daß Euer Vorteil mir am Herzen liegt! Mißfällt Euch meine Meinung, nun so bleibt die Erfüllung der Eurigen Euch ja immer unverwehrt.
    Ich denke also: Räuber, die ihr Handwerk verstehen, müssen nichts in der Welt ihrem Vorteile vorziehen, selbst die Rache nicht, mit der man ohnehin nur allzu oft ebensosehr sich selbst als andern schadet! Gesetzt, Ihr lasset das Mädel im Esel umkommen, so ist's wahr, Euer Mütlein habt Ihr gekühlt; aber Euer Vorteil, was gewinnt der?
    Darum, so wäre mein unmaßgeblicher Rat: Bringen wir die Dirne lieber nach irgendeiner Stadt, und da sie verhandelt! Für solch eine Jugend kann man etwas lösen. Ich kenne Kuppler, die sie uns mit tausend Freuden für bare alte Dukaten abnehmen. Laßt denn das gnädige Fräulein eine Bordelldame werden! Die Lust zu einer anderweitigen Flucht wird ihr da schon vergehen, und bei dieser so trefflichen Versorgung seid Ihr wahrhaftig nicht minder gerächt.
    So wäre mein Vorschlag nach meinen besten Einsichten! Ich halt' ihn für ersprießlich, stelle ihn Euch aber völlig anheim. Es ist Eure Sache, Ihr seid Herren und Meister, darin zu tun oder zu lassen, was Ihr wollt!«
    Also sprach er und erwies sich dadurch zu gleicher Zeit als einen ebenso eifrigen Plusmacher denn Erretter von dem Mädchen und mir armen Grauchen.
    Die anderen ratschlagten ein Langes und ein Breites. Mir war bei ihrer Unschlüssigkeit nicht wohl; mein Herz war in der Klemme. Endlich und endlich traten sie alle der Meinung des neuen Ankömmlings bei, und dem Mädchen wurden sogleich die Fesseln abgenommen.
    Wer hätt es geglaubt? Sobald das Mädchen nur den jungen Kerl gesehen und von Bordell und Kuppler gehört, wußte sie sich vor Freuden nicht mehr zu lassen. Das empörte mich gewaltig. Ich ward auf das ganze Geschlecht ungehalten, als ich sah, wie ein junges Ding, das so viele Liebe zu ihrem Bräutigam und so großes Verlangen nach einer ehelichen Verbindung bezeugt, so ehrvergessen und bei erster Erwähnung eines liederlichen, unzüchtigen Hauses so über die Maßen erfreut sein konnte.
    »Ach, sie haben alle weder Sitten noch Charakter!« brach ich bei mir selbst voller Unwillen aus. Das schöne Geschlecht verzeihe es! Ich sprach's als – Esel.
    Der neue Hauptmann nahm darauf wieder das Wort.
    »Jetzt,« sprach er, »laßt uns vorher unserem Beschützer, dem Mars, ein Dankfest feiern und dann auf Verkauf des Mädels und auf Anwerbung neuer Rekruten ausziehen! Aber, mir deucht, es fehlt uns wohl an Opfervieh und an hinlänglichem Vorrate von Wein zum Trinken. So gebt mir nur ihrer zehn Gefährten zu, mehr braucht's nicht, damit ich nach dem nächsten Schlosse gehe und dort Ernte halte zu unserem Schmause!«
    Das geschah, und er

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