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Der goldene Esel

Titel: Der goldene Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucius Apuleius
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    Wir fanden sie nicht so sehr mehr vom Weine als von den Stricken gebunden.
    Man säumte nicht, die meisten, so gebunden wie sie waren, in die nahen Steinklüfte hinunterzustürzen. Die übrigen stießen sich ihre Schwerter durch den Leib und ermordeten sich selber.
    Hierauf wurde das ganze Raubnest ausgeräumt. Man belud mich und die anderen Lastträger mit dem vorgefundenen Gold und Silber und den übrigen Sachen und zog, über die genommene Rache vergnügt und zufrieden, nach der Stadt zurück.
    Die mitgebrachten Reichtümer wurden in die öffentliche Schatzkammer gelegt; dem Tlepolem aber ward sein wiedergeholtes Mädchen gesetzmäßig zur Gattin gegeben.
    Hinfort hat mich die schöne Charite beständig ihren Erretter genannt und sehr geflissentlich für mich gesorgt. An ihrem Hochzeitstage ließ sie mir so viel Heu und Gerste geben, daß ein baktrisches Kamel daran genug gehabt hätte. Was wünscht' ich der armen Fotis nicht all für Böses an, daß sie, anstatt in einen Esel, mich nicht lieber in einen Hund verwandelt hatte: denn diese machten sich wenigstens fette Mäuler beim Schmause und stopften sich bis zum Übermaße mit den leckersten Überbleibseln voll.
    Am Morgen nach der Brautnacht, nach dem ersten Genusse der süßen Freuden der Liebe, hatte die holde Charite nichts Angelegeneres, als ihre Eltern und ihren Gemahl aufs neue recht dringend an die große Verbindlichkeit zu erinnern, die sie mir schuldig zu sein glaubte. Man versprach ihr, mich nach Verdiensten zu belohnen, und sofort wurde eine Versammlung der ältesten Hausfreunde angestellt, um über die Art und Weise wohlweislich zu ratschlagen.
    Einer von den Mitgliedern dieses hohen Rates schlug vor, man solle mich, von aller Arbeit frei, im Stalle mit gestampfter Gerste, mit Bohnen und Wicken totfüttern.
    Allein ein anderer redete meiner Freiheit das Wort und trug den Beifall davon. Er riet, mich lieber auf offenen Triften frei unter den Pferden herumlaufen zu lassen, dabei würde mein Vergnügen ebensosehr als der Herrschaft Vorteil gewinnen; denn ich würde mit den Stuten schöntun, und da würden dann brave Maulesel fallen.
    Unverzüglich wurde der Gestütmeister gerufen und ich ihm mit den schönsten Empfehlungen übergeben.
    Froh und fröhlich trollt' ich vor ihm hin, in meinen Gedanken nun auf immer alles Gepäcks und aller Lasten entledigt und voll der besten Hoffnung, da ich völlige Freiheit hätte, mit Anfang des Frühlings, wenn die Wiesen grün würden, irgendwo Rosen auszugattern. Oft ging mir auch der Gedanke durch den Sinn, da man sich jetzt schon so erkenntlich gegen mich erwies und mich als Esel so in Ehren hielt: was man alsdann nicht erst tun möchte, wenn ich die menschliche Gestalt wiederum angenommen hätte!
    Allein sobald mein Gestütmeister mich nur erst weit von der Stadt weg hatte, so war leider für mich weder an Vergnügen noch an Freiheit zu gedenken. Sein altes garstiges Weib, ein wahrer Ausbund eines Geizhalses, spannte mich sogleich vor eine Zugmühle, stellte sich mit einem Prügel neben mich hin, mir damit Mut einzusprechen, und ließ mich in Eins weg für sich und alle die Ihrigen Mehl mahlen. Ja was sage ich? Sie war damit noch nicht einmal zufrieden, daß ich ihr ganzes Hauswesen mit Mehl versah; ich mußte ihr auch noch Geld verdienen und für alle ihre Nachbarn Getreide mahlen.
    Und wenn sie mir armem Schelm bei der sauern Arbeit nur noch das mir ausgemachte Futter gegeben hätte; aber da verkaufte sie meine Gerste (die ich noch dazu selbst in mühseligem Umlaufe zermalmen mußte) an die Bauern, und mir setzte sie statt dessen, wenn ich den ganzen Tag in der Mühle gegangen war, gegen Abend ein wenig grobe unreine Kleie vor, die ich vor Steinen fast nicht fressen konnte!
    Nachdem ich durch solcherlei Ungemach schon ganz zahm geworden war, übergab das grausame Schicksal mich noch neuen Qualen. Der treue Gestütmeister ließ sich mit einmal, wiewohl etwas spät, einfallen, dem Befehle seiner Herrschaft nachzukommen, und tat mich zu den Pferden auf die Weide.
    Ich hatte anfangs solch' eine Freude, ich guter Esel, mich endlich frei und ledig zu sehen, daß ich mich nicht zu lassen wußte; ich hüpfte, tanzte, kapriolte. Mit lüsternem Auge ersah ich mir schon die schönsten Stuten zur Kurzweil aus. Allein wie bald, wie schrecklich ward ich aus dem süßen Wahne erweckt! Ich hätte schier das Leben drüber eingebüßt.
    Die Zuchthengste, wilde, ungeschlachte, wohlgenährte starke Tiere, gegen die ein

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