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Der goldene Esel

Titel: Der goldene Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucius Apuleius
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armseliges Eselein, wie ich war, gar nicht in Betracht kam, verstanden meinen Spaß unrecht und wurden eifersüchtig. Aus Furcht, ich möchte ihnen ins Handwerk pfuschen, setzten sie alle Gastfreundschaft hintan und verfolgten mich alle miteinander als ihren Nebenbuhler mit dem grimmigsten Haß. Der eine, von breiter Brust, langem Halse, kleinem Kopfe, bäumte sich hoch und hieb mit den Vorderfüßen auf mich ein. Der andere kehrte mir sein fleischiges Hinterteil zu und strich mit den Hufen mir sehr unsanft die Seiten. Der dritte kam mit boshaftem, grellem Gewieher, die Ohren zurückgelegt, die Zähne bleckend, und zerkaute mich über und über wie einen Krautstengel. Ich hatte in der Geschichte von einem gewissen thrazischen König gehört, der seine unglücklichen Gäste wilden Pferden vorwarf und sie von ihnen zerreißen und fressen ließ. Bei all seiner großen Macht war der Tyrann so geizig, daß er lieber mit Menschenfleisch als mit Hafer fütterte. Ich glaubte schier, ich wäre zu ihm geraten, so sehr waren alle Pferde des ganzen Angers auf mich erpicht. Sehnlich wünscht ich mich in meine Zugmühle zurück.
    Indessen, das Glück war noch nicht müde, mich zu quälen. Es bereitete mir noch anderen neuen Jammer. Ich ward nunmehr bestimmt, Holz vom Berge herunterzuholen, und ein erzböser Bube, der seine Freude daran hatte, mich bis aufs Leben zu martern, wurde mir zum Treiber bestellt,
    Nicht genug, daß ich höchst mühsam auf den hohen, steilen Berg hinaufzuklettern hatte und mir auf den spitzen Steinen ganz das Horn von den Füßen abstieß, lag der Gauner mit seinem verdammten Knüttel mir noch unaufhörlich auf den Lenden. Bis in's innerste Mark meines Gebeins fühlt ich Schmerz von seinem ewigen Geprügel; weil er immer nur auf einen Fleck schlug, war auf der rechten Seite endlich gar die Haut von der Hüfte weggegangen und alles unterkötig geworden; es sah zum Erbarmen aus, doch das rührte ihn nicht. Er karniffelte drauf los, Eiter und Blut mochten noch so sehr aus der Wunde umherspritzen. Dabei überlud er mich dermaßen mit Holz, als ob ich ein Elefant gewesen wäre, und traf es sich, daß er schief gepackt hatte und die Last zu sehr auf einer Seite hing, so warf er nicht etwa einige Kloben von der zu schweren Seite ab, damit ich nicht gedrückt würde, oder legte sie nur auf die andere Seite, damit das Gleichgewicht hergestellt würde: Weit gefehlt! Er nahm Steine und brachte damit meine Ladung in die Richte. Gleichwohl, wenn wir durch den Fluß setzten, der mitten in unserem Wege floß, so dachte er nicht an die ungeheure Überlast; sondern, um sich nur nicht die lieben Füßchen naß zu machen, wenn er durch die Furt watete, stieg er noch dazu auf mich und ließ sich durchtragen. Und wollte der Zufall, daß mir auf dem schlüpfrigen Ufer ein Fuß ausglitschte, und ich mit meiner Last mich nicht mehr halten konnte, sondern stürzte, anstatt, wie andere Eseltreiber es zu machen pflegen, mir hilfreiche Hand zu reichen, mich bei dem Halfter aufzurichten, beim Schwanze in die Höhe zu heben oder einen Teil der Bürde abzuladen, bis ich wenigstens nur wieder aufgestanden, so bestand alle kräftige Hilfe, die er mir leistete, darin, daß er mir fast das Fell über die Ohren zog und mit seiner Keule mich schier zu Mus stampfte, bis ich endlich von selbst wieder auf die Beine kam.
    Ja, das war das gebrannte Herzeleid noch nicht alles, das der Bärenhäuter mir antat! Nahm er nicht einmal Dornen mit giftigen Spitzen, band sie in ein Bündel zusammen und hing sie mir unten an den Schwanz, so daß sie, wenn ich ging, beständig hin und her baumelten, und mich bei jedem Tritte, den ich tat, aufs empfindlichste verwundeten? Ich wußte nicht, was ich anfangen sollte. Lief ich zu, so kamen die Dornen dadurch in einen stärkeren Schwung und stachen beim Anprallen nur desto schärfer; blieb ich stehen, meinen Schmerz zu lindern, so regnete es Schläge.
    Kurz, alles Dichten und Trachten des abscheulichen Wüterichs schien nur dahin zu gehen, mich zugrunde zu richten. Zuweilen drohte er's mir auch unter den größten Schwüren an. Und fürwahr, um ein Haar hätte er es wirklich ins Werk gerichtet.
    Die Geduld riß mir eines Tages über seinen unausstehlichen Übermut aus, und ich versetzte ihm etliche tüchtige Hufschläge. Das spannte seine Bosheit aufs höchste, und er gedachte es mir. Wie ich einmal Werg zu tragen habe, das mir mit Stricken fest aufgeschnürt war, was hat er da zu tun? Er stiehlt sich unterwegs in

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