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Der goldene Esel

Titel: Der goldene Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucius Apuleius
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marschierte mit ihnen fort.
    Unterdessen zündeten die übrigen ein großes Feuer an und errichteten auf frischem Rasen dem Gotte Mars einen Altar.
    Nach Verlauf kurzer Zeit kehrten jene wieder zurück, große Weinschläuche auf den Schultern und eine Herde Vieh vor sich her.
    Ein großer, bejahrter langzottiger Ziegenbock ward gleich zum Opfer auserlesen und dem helfenden und schützenden Mars geschlachtet. Darauf ging es an die Zubereitung des herrlichen Gastmahls.
    »Nicht genug,« begann endlich der Hauptmann, »daß ich bei Euren Auszügen und Räubereien Euer rüstiger Anführer bin, ich will es auch bei Eurem Vergnügen sein.«
    Und damit schickt' er sich an, mit großer Geflissenheit alles zu besorgen. Er wischt, kehrt, schwenkt, deckt, kocht, richtet an, trägt auf, legt vor – es war ein Vergnügen, ihn zu sehen. Vor allen Dingen aber ließ er sich angelegen sein, die großen Humpen recht fleißig anzufüllen. Und unter dem Scheine, als holt er etwas, das bei Tische fehle, ging er von Zeit zu Zeit dahin, wo das Mädchen lag. Bald brachte er ihr Essen, das er heimlich wegpraktiziert, bald ließ er sie aus seinem Becher trinken, nachdem er vorher selbst kredenzt. Er war seelenvergnügt.
    Das Mädchen ihrerseits nahm alles mit Freuden an, was er ihr zusteckte, und wenn er ihr zuweilen einen Kuß geben wollte, reichte sie ihm zuvorkommend den Mund hin. Das verdroß mich ungemein.
    »Pfui,« apostrophiert' ich sie unwillig bei mir selbst, »bist Du ein ehrliches Mädchen und kannst so der Eheverlobung und Deines Geliebten vergessen? Kannst dem Bräutigam, den Deine Eltern Dir zugedacht, diesen wildfremden, blutdürstigen Räuber vorziehen? Du mußt ja gar kein Gewissen haben, daß Du Deine Liebe so mit Füßen trittst und hier unter Lanzen und Schwertern Unzucht treibst! Weißt Du wohl, daß, wo es die anderen Räuber merken, Du gleich wieder zur alten Strafe verurteilt werden und mir also das Leben rauben wirst? Wahrhaftig, das heißt, aus anderer Leute Leder Riemen schneiden!«
    Indem ich aber noch so in meinem Herzen mit ihr haderte, merkte ich mit einmal aus einigen dunkeln Reden, die aber doch für einen Esel von Verstand Sinn hatten, daß ich gegen das arme, unschuldige Kind einen gar falschen Verdacht hegte, indem der vermeinte berühmte Straßenräuber Hämus kein anderer war als Tlepolem selbst, ihr Bräutigam. Aus der Folge ihres Gesprächs ward mir's vollends offenbar, denn meine Gegenwart legte ihnen nicht den geringsten Zwang an.
    »Nur guten Muts, süße Charite!« – sagte er etwas laut zu ihr – »bald sollst Du diese Deine Feinde alle als Deine Gefangenen sehen!«
    Mit den Worten ging er und schenkte den Schwelgern bei Tische, die schon alle ihre völlige Ladung hatten, lauter ungemischten und nur etwas laugemachten Wein ein, munterte sie dabei noch unaufhörlich zum Trinken auf, tat ihnen aber nur immer aus leeren Bechern Bescheid.
    Wahrlich, ich habe ihn in Verdacht, daß er ihnen ein schlafbringendes Mittel in den Trunk getan; denn stracks lagen sie allesamt wie tot da, in Schlaf und Weine begraben.
    Nun war er drüber her, sie dicht und fest zu knebeln und zu binden, und als er damit fertig war, setzte er sein Mädchen mir auf den Rücken, und sofort der Heimat zugewandert!
    Wie wir uns derselben näherten, ergoß sich schier die ganze Stadt aus den Toren. Eltern, Anverwandte, Freunde, Pflegekinder, Gesinde, alles kam jauchzend uns entgegengerannt; in allen Augen blitzte die Freude des Wiedersehens. In kurzem hatten wir ein unzähliges Gefolge, Groß und klein, jung und alt, Mann und Weib wimmelte in fröhlichem Getümmel um uns her. Auch war es in der Tat ein seltenes und merkwürdiges Schauspiel, ein Mädchen im Triumph auf einem Esel einziehen zu sehen.
    Was mich betrifft, um gleichfalls meinen Anteil an der gegenwärtigen erfreulichen Begebenheit blicken zu lassen und bei der allgemeinen Freude nicht gleichgültig zu scheinen: ich stolzierte hochtrabend einher, und mit emporgereckten Ohren und offenen Nüstern frohlockte und jubilierte ich dermaßen aus vollem Halse, daß alles nur dröhnte.
    Also gelangten wir zu Charitens Wohnung.
    Ihre Eltern trugen sie auf ihren Händen hinein und pflegten ihrer mit der allerzärtlichsten Sorgsamkeit. Mich aber trieb Tlepolem unverzüglich mit anderen Saumtieren mehr, von einer großen Menge Leute begleitet, wieder zur Räuberhöhle zurück. Ich sah es gern. Da Neugier überhaupt sehr meine Sache ist, so wünschte ich, die Räuber aufheben zu

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