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Der goldene Esel

Titel: Der goldene Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucius Apuleius
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von seinem Herrn bekannt. Gleichwohl habe man viele Abgesandte nach dieses Lucius' Vaterland geschickt, um daselbst wegen Bestrafung des Verbrechers anzusuchen.«
    Derweile dieser also erzählte, verglich ich bei mir selbst meine vormalige Glückseligkeit als Lucius mit meinem jetzigen Elende als Esel und seufzte aus dem Innersten meines Herzens. Ich begriff jetzt, daß die klugen Alten nicht ohne Grund das Glück blind und völlig augenlos gebildet; da es mit seiner Gunst nur immer gegen böse und unwürdige Leute verschwenderisch ist, nie mit Beurteilung unter den Menschen eine Wahl trifft, vielmehr die am meisten vorzieht, vor denen es selbst laufen würde, wenn es sie sehen könnte, und (was von allem das Ärgste ist) über unsere Meinung ebenso wunderlich als widersinnig waltet, so daß der Schurke oft für einen rechtschaffenen Kerl gilt, indem der Biedermann wie ein Bösewicht behandelt wird.
    »Dich« – sagt' ich bei mir selbst – »den es schon in seiner schlimmsten Laune zu dem allerverächtlichsten Tiere herabgewürdigt hatte, dessen Unglück auch dem verruchtesten Menschen Erbarmen und Mitleiden abgelockt haben würde, Dich noch mit dem Verdachte der Beraubung, ja der Ermordung Deines teuren Gastfreundes zu beladen! Und Du mußt es noch so mit anhören und kannst Dich nicht einmal verteidigen oder die Sache nur mit einem Worte leugnen!«
    Endlich übernahm mich Ungeduld: »Stehst Du so dabei,« dacht' ich, »und sagst nichts, so scheint's, als habest Du ein böses Gewissen und sei die abscheuliche Beschuldigung wahr.« Ich wollte also wenigstens ausrufen: »Ich bin unschuldig!«
    Das erste Wort kam ganz gut und laut und mehr als einmal heraus, allein die übrigen vermocht' ich auf keine Weise hervorzubringen. Ich mochte meinen unförmlichen, ungeschickten Lippen noch so viel Gewalt antun, ich mochte sie noch so sehr vorstrecken und spitzen, es blieb bei demselben Tone. Ich! Ich! i-ate ich mehrmals, daß alles widerhallte.
    Da alles Hadern mit dem Glücke umsonst war, blieb nichts anderes zu tun, als alles zu verschmerzen. Hatte ich mich doch schon darein ergeben müssen, daß ich mit meinem eigenen Reitgaule Dienst-, Last- und Krippengenosse geworden war.
    Ich versank darauf in eine wichtigere Sorge, als es die über die Verletzung meines guten Leumundes war. Das über mich gesprochene Urteil, wodurch ich zum Schlachtopfer für die Seele des Mädchens verdammt worden, kehrte mir wieder zu Sinne, und ich blickte so wehmütig nach meinem Bauche hin, als wäre er schon mit dem armen Mädchen trächtig.
    Unterdessen holte der Räuber, der soeben die falsche Nachricht von mir mitgebracht hatte, tausend Goldstücke hervor, die er in einen Zipfel seines Kleides eingenäht hatte. Er hätte sie, sagte er, verschiedenen Reisenden abgenommen; als ein redlicher Kerl aber brächte er sie treulich zur gemeinschaftlichen Kasse. Er erkundigte sich auch sehr geflissentlich nach seiner Kameraden Befinden.
    Als er hörte, daß einige von ihnen, und zwar die wackersten, bei verschiedenen gefährlichen Vorfällen draufgegangen wären, so tat er den Vorschlag: »Man solle eine Weile die Landstraßen in Frieden lassen und allgemeinen Waffenstillstand beobachten; unterdessen aber sich auf Anwerbung junger Leute legen, damit ihr martialisches Heer völlig rekrutiert und wieder so vollzählig als ansehnlich würde. Die Widerspenstigen könne man ja mit Gewalt zwingen und die Unentschlossenen durch Geschenke gewinnen, davon nichts zu erwähnen, daß sehr viele herzlich gern freiwillig zu ihrer Gesellschaft übergehen würden, um sich nur dem Joche der Knechtschaft zu entziehen und bei ihnen ein freies Herrenleben zu führen. Er für sein Teil sei unlängst einem großen, vierschrötigen, handfesten, jungen Kerl begegnet und habe ihm angeraten und endlich ihn auch überredet, die Nerven seines Armes nicht in steter Faulheit erschlaffen zu lassen, sondern zu etwas Besserem anzuwenden, des Vorteils einer festen Gesundheit sich noch zur rechten Zeit zunutze zu machen und nicht schüchtern nach kärglichen Almosen eine starke Faust auszurecken, mit der er gebieterisch große Geldsummen einfordern könnte.«
    Der Rat ward beliebt; es wurde beschlossen, sowohl den halb und halb Angeworbenen aufzunehmen, als auch aufs Rekrutieren auszugehen.
    Darauf ging der Werber fort, und nach Verlauf kurzer Zeit kehrt er mit einem so schönen, großen Kerl, wie er versprochen hatte, zurück. Fast keiner von den Anwesenden konnte sich mit demselben

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