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Der goldene Esel

Titel: Der goldene Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucius Apuleius
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richte sie mit einer schmackhaften Brühe zu und trage sie keck dem Herrn auf; ich gebe Dir mein Wort, er merkt es nicht!«
    Der verdammte Kerl ließ sich den Rat, sein Leben durch meinen Tod zu retten, wohlgefallen. Hoch strich er die Klugheit seiner trauten Hälfte heraus und ging alsofort und schärfte sein Schlachtmesser, um ihren Vorschlag zu vollziehen.
    * * *

Neuntes Buch
    Also bewaffnete der verfluchte Schinder seine gottlosen Hände gegen mich. In so dringender Gefahr galt kein Säumen, ich entschloß mich kurz, durch die Flucht mich vor dem nahen Verderben zu retten. Stracks reiße ich den Halfter ab, woran ich angebunden war, und renne, was nur das Zeug hält, davon; nicht ohne zur größeren Sicherheit öfters hinten auszuschmeißen. Ich sprenge wild durch das Vorhaus hindurch und geradenwegs in den Speisesaal hinein, wo der Herr des Hauses mit den Priestern das Opfermahl hielt. Ich war so im Schuß, daß ich beim Hereinprellen Tisch, Teller, Schüsseln und Geräte und alles, was mir nur im Wege stand, um und um stieß, daß es mit entsetzlichem Gepolter durcheinanderstürzte.
    Unser Wirt erschrak und ließ mich flugs greifen und von einem seiner Leute an einem sicheren Ort wohl einsperren, damit ich ihn, wenn ich etwa wieder rappelköpfisch würde, durch meine freche Zwischenkunft nicht noch einmal in der Ruhe des Gastmahls stören möchte.
    Da ich durch meine verschmitzte Flucht also in Sicherheit gestellt und den Händen des barbarischen Koches entrissen war, freute ich mich ordentlich meines Gefängnisses. Aber, wo nur das Glück nicht mit uns ist, was hilft uns da all unsere Klugheit und all unser Witz! Das, was die göttliche Vorsehung über uns verhängt hat, geschieht darum nicht weniger! Ich dachte, wie schlau ich der Gefahr entronnen sei, und war nun eben erst recht tief hineingeraten. Denn, zitternd wie ein Espenlaub, kam plötzlich ein Kerl in den Speisesaal gerannt, ich erfuhr es nachher aus den Gesprächen der anderen Bedienten, und meldete dem Herrn:
    Eben sei aus der nächsten Gasse ein toller Hund zur Hintertüre hereingekommen und habe mit blinder Wut die Jagdhunde angefallen; darauf sei er in die Ställe gelaufen und habe da alles gebissen, und als er endlich wieder herausgekommen, auch selbst der Menschen nicht geschont. Der Eseltreiber Myrtil, der Koch Hephästion, der Kammerdiener Hypatius und Apollonius der Arzt, und noch andere mehr, die denselben hätten wegjagen wollen, wären alle lästerlich zugerichtet. Bei verschiedenen von den Tieren, die sich in den Ställen befanden, finge auch schon die Tollheit sich zu äußern an.
    Diese Nachricht setzte die ganze Tischgesellschaft in Schrecken: Jedermann hielt augenblicklich auch mich für toll. Man nimmt, was man an Gewehr nur vorfindet, ermuntert sich gegenseitig, die Gefahr gemeinschaftlich zu bestehen, und somit Jagd auf mich gemacht! nicht anders, als wären sie insgesamt selbst rasend geworden.
    Es ist wohl kein Zweifel, daß sie mich mit ihren Spießen, Fangeisen, Äxten, Beilen und was sie sonst noch für Mordgewehre hatten, in Kochstücke zerstochen und zerhackt haben würden, wenn ich der Gefahr nicht noch zur rechten Zeit inne geworden wäre und mich in das Zimmer, welches meinen Herren zur Wohnung angewiesen worden, geflüchtet hätte. Da schloß und riegelte man mich ein und besetzte die Türe. Ehe man sich selbst bloßstellte, wollte man dem Gifte lieber Zeit lassen, völlig zu wirken, um mich aufzureiben.
    Als ich mich im Zimmer so frei und allein sah, machte ich mir die Wohltat des Glückes zunutze und streckte mich der Länge nach auf ein dastehendes, gemachtes Bett und schlief nach geraumer Zeit zum ersten Male wieder als ein Mensch.
    Bereits war es heller Tag, als ich mich von meinem weichen Lager ganz munter wieder erhob und draußen vor der Türe meine Wächter um mich zanken hörte.
    »Ich kann's nimmermehr glauben,« sprach einer, »daß der arme Esel drinnen toll sein sollte! Eher wollt ich sagen, daß das Gift bei ihm schon ausgetobt habe und bereits wieder verflogen sei!«
    Die Meinungen waren geteilt. Man schritt zu einer genaueren Untersuchung und guckte durch eine Ritze in der Stubentüre; da sah man mich denn ganz fromm und ruhig stehen. Nun wurde die Türe geöffnet und man kam und beobachtete näher, ob ich mich wirklich besänftigt hätte. Und einer, den mir der Himmel zum Retter gesandt, tat den übrigen folgenden Vorschlag, meine völlige Wiederherstellung zu erproben. Nämlich, man solle mir einen

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