Der goldene Esel
Eimer frisch Wasser zu saufen hinhalten, bezeugt' ich davor nicht den geringsten Abscheu und tränke wie gewöhnlich, so könne man sicher sein, daß mir nichts mehr fehle. Hingegen, schauderte ich davor zurück und trüge Scheu zu trinken, so wäre es nicht richtig mit mir. Dies wäre schon eine sehr alte Erfahrung, die man noch täglich bewährt fände.
Auf den Rat wurde gleich aus dem nächsten Brunnen ein Kübel frischen, klaren Wassers geholt und mir, wiewohl mit einigem Zagen, hingehalten. Ich aber trat ohne Anstand hinzu, ja ich ging demselben noch einige Schritte entgegen, steckte, als ob ich noch so durstig wäre, den ganzen Kopf hinein und soff auch alles Wasser, im eigentlichsten Verstande ein Lebenstrunk für mich, bis auf den letzten Tropfen rein aus. Auch litt ich geruhig, daß man mich streichelte und mit Händen klopfte, die Ohren mir kraute und bei dem Halfter mich herumführte, kurz alles, was sie mit mir nur versuchen mochten, bis sie endlich ihr rasendes Vorurteil gegen mich abgelegt hatten und von meinem völligen Wohlbefinden überzeugt waren. Also entrann ich dieser doppelten Lebensgefahr.
Folgenden Tags ward ich wiederum mit dem heiligen Geräte behangen und unter Krotalen- und Zimbelklang aufs Almosenbetteln ausgeführt. Nachdem wir durch allerhand Dörfer und Flecken gezogen, blieben wir endlich in einer Burg stilleliegen, die nach dem Berichte der Einwohner auf den Trümmern einer ehemaligen reichen Stadt erbaut war.
In der Herberge, wo wir gastfreundlich aufgenommen wurden, erfuhren wir eine lustige Geschichte von einem armen Zimmermann, dem seine Frau auf die schnurrigste Weise von der Welt Hörner aufgesetzt hatte. Sie sei hier zum Besten gegeben:
Ein armer Zimmergeselle, der nur kümmerlich sein Brot mit Tagelöhnern verdiente, hatte ein Weib, die, aller Armut ungeachtet, wegen ihres Hanges zur Üppigkeit übel berüchtigt war. Eines Tages, als er früh auf seine Arbeit ging, huschte flugs zu ihr ein flinker Galan ins Haus. Kaum sind aber beide zusammen und fangen in voller Sicherheit an, der Liebe zu pflegen, siehe, da kehrt der Mann schon wieder heim, ohne daß er jedoch um etwas gewußt oder dergleichen sich versehen hätte; vielmehr, da er die Türe dicht und fest verschlossen und verriegelt fand, freute er sich in seinem Herzen über die strenge Eingezogenheit seines treuen Weibes. Er klopft an und gibt durch Pfeifen das Zeichen, daß er da sei. Wie der Blitz hat sich das verschmitzte und auf solche Fälle ausgelernte Weib aus ihres Liebhabers Armen losgeschlungen und denselben in einem großen Fasse versteckt, das halbverschüttet und leer in einem Winkel dastand. Nun machte sie dem Manne auf; gleich in der Türe aber läßt sie ihn böse an.
»Wie?« keift sie, »leer und müßig kommst Du wieder nach Hause? Pfui über Dich Erzfaulenzer! Du magst nur immer die Hände in den Schoß legen und nicht einmal so viel arbeiten, daß wir unser elendes Leben erhalten können, da ich armes betrübtes Weib mich doch Tag und Nacht mit dem Wollespinnen plage und mich abarbeite, damit wir nur in der Kiffe hier nicht im Finstern sitzen dürfen! Wie weit glücklicher Nachbarin Daphne dagegen lebt! Vom frühen Morgen bis in die sinkende Nacht zecht, schlemmt und buhlt sie nach Herzenslust mit jungen Kerlen!«
Verblüfft über den Willkommen, begann der Mann gar glimpflich: »Nu, nu, gutes Weibchen, laß nur gut sein! Hat mir der Meister gleich keine Arbeit gegeben, weil er vor Gericht zu tun hatte, so ist heut darum doch für unser Sattwerden gesorgt. Denk! das alte Faß da, was uns nur überflüssig ist und im Wege steht, hab' ich für fünf Denare verkauft! Der Käufer wird das Geld dafür den Augenblick herbringen und es abholen. Komm, Schatz, und hilf es mir aus dem Wuste da hervorziehen, damit wir es ihm überliefern können.«
Da galt Besonnenheit, und sie fehlte der Abgefeimten nicht. Sie schlug ein spöttisches Gelächter auf und rief: »Nu, das ist wahr, ein gar vortrefflicher Handelsmann bist Du! Eine Sache, die ich dummes Weib, ohne einen Fuß vor die Türe zu setzen, soeben für sieben Denare verkauft habe, die weißt Du doch noch für weniger los zu werden!«
Wer war froher wie der Mann über den unerwarteten Profit! Hastig fragte er: »I, wer ist denn das, der es sich so teuer hat anschmieren lassen?«
»St!« sprach sie, »dort steckt er drinnen und untersucht, ob's auch ganz ist!«
Der Galan trat vortrefflich in die Lüge ein. Ganz unbefangen reckte er den Kopf aus dem
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