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Der goldene Esel

Titel: Der goldene Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucius Apuleius
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setzten die ganze umliegende Gegend in Kontribution.
    Erfreut über ihre gesegnete Ernte, wollten sie sich nun einmal traktieren. Was haben sie zu tun? Als sie nach einer Burg kommen, wird ein Orakel geschmiedet: »Es hungere die syrische Göttin, der Pächter solle ihr einen fetten Hammel zum Opfer bringen.«
    Das geschieht. Nun richten sie die leckerste Mahlzeit zu, gehen ins Bad, waschen sich und lesen sich da einen recht stammhaften, wohlversehenen Bauernkerl aus, den nehmen sie mit zu Gaste.
    Kaum ist die Vorkost berührt, als schon das ausgelassene Gesindel sich der abscheulichsten Unzucht überläßt. Nackend wird der arme Bauer ausgezogen, und alle sind zugleich über ihn her und muten ihm die allerschändlichsten Dinge zu.
    Ich konnte diese Greuel nicht mit ansehen. »O ihr Bürger, Hilfe!« wollte ich rufen; allein nichts als O und keine Silbe weiter kam heraus, doch laut und so stark, daß sich dessen kein Esel zu schämen gehabt hätte.
    Ich hätt's nicht besser treffen können; denn in verwichener Nacht hatte man aus dem nächsten Dorfe einen Esel gestohlen. Die Eigentümer desselben hatten schon vergeblich danach in allen Herbergen umhergesucht. Sie hörten mein Gigaken im Innern des Hauses, dachten, man halte ihr Tier in irgendeinem Schlupfwinkel verborgen, und stürmten, desselbigen wieder habhaft zu werden, Knall und Fall zu uns in die Stube herein, wo sie denn die Unfläter bei ihrem heillosen Spiele überrumpelten. Augenblicklich riefen sie die Nachbarn zusammen und eröffneten ihnen diesen schmutzigen Auftritt, nicht ohne den bittersten Spott über die keusche Zucht der hochehrwürdigen Herren. Im Nu wußte es alle Welt.
    Die Priester wußten sich vor Schimpf und Schande nicht zu bergen. Hurtig packten sie alles zusammen und machten sich bei Nacht und Nebel aus dem Staube.
    Nachdem wir noch vor Sonnenaufgang ein großes Stück Wegs gemacht, befanden wir uns mit Tagesanbruch in einer abgelegenen einsamen Gegend. Da steckten sie eine Weile die Köpfe zusammen, und das Ende vom Liede war, mit mir das Garaus zu spielen.
    Sie nahmen mir die Göttin vom Rücken und setzten sie auf die Erde, zogen mir alle Decken ab; und somit an eine Eiche mich gebunden und mit der zusammengekettelten, mit Tierknöchelchen bewaffneten Geißel schier zu Tode gehauen! Einer wollte mir sogar mit der Axt die Hessen abhacken, daß ich so öffentlich seine unbescholtene Tugend befleckt hätte; doch die übrigen widersetzten sich, zwar nicht um meinetwillen, sondern wegen der am Boden liegenden Göttin. Also kam ich noch mit dem Leben davon. Sie packten mir alles wieder auf, und mit flachen Degen mich vor sich hertreibend, gelangten sie zu einer ansehnlichen Stadt.
    Wie sie hierselbst ihre Zymbeln und Trommeln ertönen ließen und die sanfte Weise des phrygischen Gesanges anstimmten, kam ihnen alsbald ein vornehmer, religiöser, ausnehmend gottesfürchtiger Herr entgegen, flehte demütig die Göttin, bei ihm einzukehren, nahm uns insgesamt mit in seinen weitläufigen Palast und trachtete durch die tiefste Verehrung, durch die fettesten Opfer, sich unsere Gottheit geneigt zu machen.
    Allhier war es, ich erinnere mich dessen gar wohl, wo ich die allergrößte Lebensgefahr lief.
    Ein Pächter hatte unserem Wirte, seinem Herrn, eine schöne feiste Hirschkeule zum Geschenk gemacht. Man hatte sie, unvorsichtigerweise, nicht allzu hoch hinter der Küchentüre aufgehängt, und ein Jagdhund, der sie ausgewittert, hatte sich, höchst vergnügt über den Fund, derselben bemächtigt und heimlich davongeschlichen. Sobald der Koch diesen Verlust inne ward, machte er sich die größten Vorwürfe über seine Nachlässigkeit und lamentierte und weinte entsetzlich. Was sollte er seinem Herrn nun zu essen vorsetzen? Er hatte von dessen Unwillen alles zu fürchten. Aus Verzweiflung läuft er hin, nimmt von seinem kleinen Sohne zärtlichst Abschied und holt dann einen Strick und will sich erhängen.
    Zum Glück erfuhr sein treues Weib noch zur rechten Zeit, was ihm begegnet. Sie läuft zu ihm, reißt ihm den unglücklichen Strick aus den Händen und spricht:
    »Du hast ja wohl über Dein Unglück den Verstand verloren, daß Du nicht einmal das Rettungsmittel siehst, was Dir die barmherzigen Götter in dieser Not beschert haben. Bist Du noch irgendeiner vernünftigen Vorstellung fähig, so sammle Dich und höre mich an: Führe den fremden Esel da abseits und schlachte ihn. Löse ihm dann eine Keule just so ab, daß sie wie die verlorene aussieht,

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