Der goldene Esel
erhoben. Sie dachten wirklich, Philebus habe irgendein junges artiges Kerlchen von Sklaven zu ihrem Dienste erkauft. Als sie sich aber betrogen fanden und nicht eine Hindin für eine Jungfrau, sondern statt eines Kerls einen Esel untergeschoben sahen, zogen sie verzweifelte Gesichter und höhnten ihren Herrn aus.
»Nicht also!« riefen sie, »wo wäre das ein Sklave für uns? Ein Buhle für Euch ist es! Aber Ihr werdet ihn doch nicht lediglich auf Euern Leib Euch halten, sondern uns auch zuweilen uns damit erlustieren lassen?«
Unter diesem und dergleichen Geschnatter führten sie mich an eine Krippe und banden mich an.
Es war bei ihnen ein junger, ziemlich vierschrötiger Kerl, ein geschickter Zinkenist, der für das Geld, das sie ihrem Maule abgespart hatten, war angeschafft worden. Bei den Umzügen mit der Göttin mußte er auf dem Zinken blasen; zu Hause bedienten sie sich desselben um die Wette zu ihren Lüsten. Sobald dieser mich sah, bracht' er mir von freien Stücken reichlich zu essen und sprach erfreut zu mir:
»Herzlich willkommen, teurer lieber Vicarius des allerschmutzigsten Dienstes in der Welt! O möchtest Du recht lange leben und unseren Herren gar wohlgefallen, damit ich nicht völlig ausgemergelt werde und wieder ein wenig zu Kräften komme!«
Als ich das hörte, ging mir über meine künftige Bestimmung der heiße Greuel an.
Andern Tags legte die gesamte Priesterbande Gewänder von allerlei Farben an, putzte sich aufs lächerlichste heraus, schminkte sich zierlich das Gesicht, malte die Augenbrauen und zog in Prozession aus. Einige von ihnen mit safrangelben, leinenen, auch seidenen Binden, weiß und purpurn gestreiften Kleidern, von einer Schärpe umgürtet, und mit braunen Schuhen, setzten die Göttin, in einen seidenen Mantel gehüllt, auf meinen Rücken. Die Arme entblößt bis an die Schultern, große Schwerter und Äxte schwingend, hüpften sie jauchzend einher; von dem Geflüster der Flöten je mehr und mehr zu ihrem ekstatischen Tanze ermuntert.
Nachdem sie vor vielen schlechten Hütten vorübergezogen, kamen sie zum stolzen Landsitze eines vornehmen Reichen. Mit dem ersten Fuß, den sie hineinsetzten, gerieten sie in fanatische Wut, erhoben ein mißtönend Geheul und machten das seltsamste Getümmel. Sie wirbelten lange mit gesenktem Haupte, den Hals aufs sonderbarste biegend und wendend und das lose Haar schüttelnd, im Kreise herum. Zuweilen bissen sie sich in die aufgeschwollenen Muskeln, und zuletzt zerritzten sie sich gar die Arme mit ihren zweischneidigen Schwertern.
Einer unter ihnen raste noch toller als die übrigen; er rollte fürchterlich die Augen, schnaufte, brauste, schäumte, stellte sich wahnsinnig: und das zum Beweis, daß er ganz göttlichen Geistes voll sei, gerade als müsse die Gegenwart der Götter den Menschen nicht stärken und erheben, sondern schwächen und niederdrücken. Aber hört, was die göttliche Vorsehung ihm dafür zum Lohne gab!
Sie ließ ihn überlaut weissagen; gleißnerisch sich selbst anklagen, als habe er sich gegen die heilige Religion einer Sünde schuldig gemacht, und zur Buße für sein schweres Verbrechen eigenhändige Kasteiung von sich selbst fordern. Nun nahm er eine Geißel, welche dergleichen dies Halbmannsgesindel immer führt, mit einer wollenen Schnur, die unten weit aufgefasert und mit vielen spitzigen Schafknöchelchen versehen ist, und zerpeitschte sich damit gottserbärmlich, ohne jedoch die allergeringste Empfindlichkeit gegen den Schmerz erblicken zu lassen.
Der Boden schwamm vom Blute, das aus den Schnitten und Hieben dieser Weiblinge floß. Ich geriet über solch ein Blutvergießen in die größte Angst. Ich fürchtete, die fremde Göttin möchte endlich auch noch auf Eselsblut (wie manche Leute auf Eselsmilch) Appetit bekommen. Indessen, sie wurden endlich müde oder vielmehr sie hatten es satt, sich weiter zu zerfleischen, und machten der Schinderei ein Ende. Die Leute drängten nun herbei und schenkten ihnen reichlich eherne, ja auch silberne Münzen, die sie mit aufgehaltenem Schoße einsammelten; auch gab man ihnen ein Faß Wein, Milch und Käse und Roggen und Weizenmehl; ja sogar Gerste für den Träger der Göttin.
Sie rafften alles sehr gierig zusammen, taten es in Säcke, welche sie mit Fleiß dazu eingerichtet hatten, und hingen es mir über den Rücken, so daß ich gedoppelt schwer zu tragen hatte und zu gleicher Zeit als Magazin und als Tempel einherging. Solchergestalt zogen sie beständig umher und
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