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Der goldene Esel

Titel: Der goldene Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucius Apuleius
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bald fette Käufer. Allein vor mir ging alles mit Verachtung vorüber; mich konnten sie nicht los werden. Zuletzt ward ich's satt, mich von müßigen Feilschern, die mein Alter aus den Zähnen beurteilen wollten, herumhudeln zu lassen, und aus Verdruß faßt ich die stinkende Hand eines derselben, der mit seinen unflätigen Fingern mir gar zu oft am Zahnfleische kratzte, und zerkaute sie brav. Das schreckte vollends alle Umstehenden von meinem Ankauf ab; mit einer so erzbösen Bestie mochte sich keine Seele behängen.
    Der Ausrufer, der sich heiser und zu schanden geschrien hatte, fing nun an, sich auf meine Kosten lustig zu machen. »Was wollen wir denn auch,« rief er, »an dem ledernen Klopphengste da verkaufen? Ist er doch so abgetragen und abgelaufen, so schäbig und bei all seiner dumpfen Trägheit noch so wild, daß er auch zu gar nichts weiter taugt, als höchstens sein Fell noch zu einem Schuttsiebe. Ich dächte also, wir verschenkten ihn lieber, wenn sich anders jemand finden will, der sich das Futter, das er frißt, nicht dauern läßt.«
    Darüber entstand ein großes Gelächter unter den umstehenden Leuten.
    Allein mein feindseliges Geschick, dessen schwere Hand trotz meiner Flucht durch so viele Länder noch immer auf mir lag und das durch alles vergangene Elend lange noch nicht versöhnt war, blickte auch jetzt wieder mich scheel an. Ein Käufer, recht wie er sein mußte, um mein Unglück zu vollenden, mußte sich dennoch wunderbarerweise darbieten. Wißt Ihr, was für einer? – Ein alter Kastrat, ein Glatzkopf, nur auf dem Hinterhaupte noch mit einigen wenigen langen, krausen, gräulichen Haaren versehen, einer aus der Zunft desjenigen Pöbels, der mit der syrischen Göttin, beim Klange der Zymbeln und Krotalen, durch Städte und Dörfer betteln geht.
    Höchst kauflustig trat er zum Ausrufer hin und fragte: »Wo ist der Esel her?«
    »Aus Kappadozien,« versetzte jener, »er hat recht Mark in den Knochen!«
    »Ist er schon alt?« fragte er wieder.
    »Ein Sterndeuter,« antwortete voller Schalkheit der Ausrufer, »der ihm neulich die Nativität gestellt hat, gibt ihm gerade fünf Jahre, aber das weiß er wohl selbst am besten aus seinem Geburtsbriefe. Übrigens, ist es gleich dem Kornelischen Gesetze zuwider, daß ich Euch einen römischen Bürger zum Sklaven verhandele, so kauft die gute ehrliche Haut immer, sie kann Euch in und außer dem Hause nützlich sein.«
    Hiermit hatte das Fragen meines allerliebsten Käufers noch kein Ende. Von einem kam er auf das andere. Endlich erkundigte er sich auch gar ängstlich, ob ich auch recht fromm sei.
    »O, was das betrifft,« erwiderte der Ausrufer, »fromm wie ein Lamm. Er hält zu allem stille, beißt nicht, schlägt nicht; er könnte nicht besser sein, wenn gleich der duldsamste Mensch in seiner Haut steckte. Ihr könnt Euch den Augenblick davon überzeugen. Schiebt ihm nur einmal den Kopf zwischen die Schenkel, ob er nicht alles leidet.«
    Also hohnneckte der Ausrufer den armseligen Schlucker.
    Dieser merkte den Spott sehr gut, tat, als ob er darüber rappelköpfisch würde, und sprach:
    »Möchte doch die allmächtige, allgebärende, syrische Göttin samt dem heiligen Sabazius und Bellonen, der idäischen Mutter und Venus, der Allherrscherin mit ihrem Adonis – Dich altes Totengerippe von Ausrufer auf ewig taub, stumm und blind machen, daß Du Lästerzunge mich so mit Deinem Narrenspaße zum besten hast! Denkst denn Du Gimpel, daß ich meine Göttin einem wilden Tiere anvertrauen könne? Es würde ja, sobald es kollerig würde, das heilige Bild abwerfen, und dann könnte ich mit zerstreuten Haaren umherrennen und für meine arme am Boden gestreckte Göttin einen Arzt suchen!«
    Als ich ihn so sprechen hörte, wollte ich sogleich wie besessen springen und setzen, damit er vom Kaufe abstehen möchte, wenn er mich so wild sähe; allein er war zu hitzig. Er kam meiner Absicht zuvor und bezahlte flugs die verlangten siebzehn Denar an meinen Herrn. Dieser freute sich herzlich, mich los zu werden, und säumte nicht, an einem Ginstseile mich meinem neuen Eigentümer, der Philebus hieß, zu übergeben. Er zog mich nach Hause.
    Kaum hatte er die Hausschwelle betreten, so schrie er schon: »Schaut, Mädchen! schaut doch den allerliebsten Sklaven, den ich Euch vom Markte mitbringe!«
    Diese seine Mädchen waren nichts anderes als ein Schwarm Verschnittener, die voller Freuden herbeistürzten und mit feinen, grellen Weiberstimmchen ein höchst unangenehmes Gekreisch

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