Der goldene Greif
Betrüger und der Mörder von Lardar! Wachen, wollt ihr en d lich diesen Schurken ergreifen?“
Die Wachen wollten gehorchen und machten schon Anstalten, sich auf Raigo und die Mor a din zu werfen. Raigo zog Handur, das mit hellem Klingen aus der Scheide fuhr. Argin sprei z te die Flügel, bereit, sich auf jeden zu stürzen, der Raigo zu nahe kam. Auch die Moradin hatten die Waffen gezogen und schlossen sich kampfbereit zum Kreis, als plötzlich die gr o ße Tür aufflog.
Mit gewaltigem Krachen donnerten ihre schweren Flügel gegen die Wände. Erschr o cken drehten sich alle um, und dann wichen die Leute schreiend zurück.
Durch die Tür schritt ein Wesen, von dessen Existenz man nur aus Sagen wußte - mächtig und von furchterregender Schönheit - Phägor, der Greif!
Und zum ersten Mal hörte - ja, hörte Raigo seine Stimme! Diesmal erklang sie laut und ve r nehmlich, nicht nur in den Gedanken.
„Bürger von Ruwarad!“ donnerte er. „Mich sendet Mynthar, der Herr der Götter, um die Wahrheit der Worte dieses Mannes zu bezeugen und um den Anspruch, den er erhob, zu bekräftigen. Hier vor euch steht Raigo, Prinz von Ruwarad und rechtmäßiger Erbe der Kr o ne! Nehmt ihn an als euren Herrscher nach Recht und Gesetz, auf daß der Friede wieder einkehre in Ruwarad und in den Ländern eurer Nachbarn und damit nicht länger Blut ve r gossen werde. So spricht Mynthar - und ich frage euch, wollt ihr seinem Wort folgen?“
Da löste sich die Furcht und die Erstarrung der Leute. Jubel erfüllte den Saal, denn die mei s ten der Ruwarier liebten Konias nicht. Immer mehr Stimmen erhoben sich und riefen:
„Wir wollen Frieden! Heil, König Raigo! Er soll unser Herrscher sein nach Recht und Gesetz! Heil, König Raigo!“
Über die Rufe jedoch schrillte Konias’ Stimme: „Das ist Zauberei! Er hat einen D ä mon auf euch gehetzt, der euch die Sinne verwirrt. Ich bin euer rechtmäßiger K ö nig, denn Raigo ist tot!“
Da schritt Phägor auf den Thron zu, und sogar Raigo wich zur Seite, so furchtbar war der Greif mit einmal anzusehen. Angstvoll verstummten die Menschen. Und dann stand Phägor vor Konias, der sich in seiner Furcht eng an die Wand preßte.
Aus den goldenen Augen des Greifen schossen plötzlich zwei flammende Blitze, die sich in die Brust des schreienden Konias bohrten. Langsam rutschte er an der Wand nach unten. Auf seiner blausilbernen Robe schwelten zwei große Bandflecken. In den gebrochenen A u gen hatte der Tod das letzte En t setzen festgehalten.
Phägor wandte sich um, und nun waren seine Augen wieder sanft.
„Mynthar hat ihn gerichtet!“ sagte er. „Seine brennenden Pfeile töteten Konias, den Mörder und Thronräuber, zur Strafe für seine Taten und als Warnung für alle, die den Boten des Gottes einen Dämonen nennen!“ Dann ging er zu Raigo. „Heil, König von Ruwarad!“ sprach er. „Mögest du lange in Frieden herrschen, und mögen Glück und Wohlstand gedeihen in Ruwarad! Genieße nun die Belohnung, die du durch deinen großen Dienst für Mynthar e r worben hast. Leb wohl, und der Segen des Go t tes möge dich auch weiter begleiten! Wenn die Sonne zum dritten Mal ihren höchsten Stand im Jahr erreicht, werde ich dich rufen, und wir werden uns wiede r sehen.“
Dann schritt er aus dem Saal, und die Flügel der großen Tür schlossen sich geräuschlos hi n ter ihm.
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Als das Korn zu reifen begann, stand Coriane stundenlang am Fenster und schaute nach Norden zu den Bergen hin. Und da - eines Morgens sah sie ihn, dessen Ankunft sie so sehnlichst erwartete: Argin!
Er flog zum Fenster herein und ließ sich auf ihrem Arm nieder, den sie ihm mit einem Fre u denschrei entgegenstreckte. An seinem Hals hing an einer Kette ein wu n dervoller Ring mit großen, feingeschliffenen Diamanten von vorzüglicher Arbeit. Schluchzend vor Freude lief sie zu Tama n tes.
„Er ist gekommen!“ rief sie. „Er ist wirklich gekommen! Nun wird endlich wahr, w o von ich so lange geträumt habe.“
Lächelnd schloß Tamantes sie in die Arme.
„Ich wünsche dir alles Glück der Erde, mein Kind!“ sagte er. „Ich habe mit dir g e hofft und gebetet, damit der Frieden nach Imaran und Ruwarad zurückkehrt. Auch darum werden Scharin und ich dich nach Ruwaria begleiten, um den alten Pakt des Friedens und der Freundschaft mit
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