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Der goldene Greif

Der goldene Greif

Titel: Der goldene Greif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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dafür, daß ihr euch nach so langer Zeit richtig begrüßen möchtet, aber nach Ruwaria ist es noch ein langer Weg. Ich bin ein alter Mann und möchte die Reise doch gern beendet wissen. In Ruwaria habt ihr Beiden dann alle Zeit der Welt und könnt euch küssen, wann und solange ihr wollt - nach der Hoc h zeit!“
     
    Alle lachten, und  Raigo half Coriane wieder in den Sattel. Beide sahen etwas verl e gen, aber sehr zufrieden aus. Dann formierte sich der Zug neu und man überschritt die Grenze nach Ruwarad.
     
    Als sie in Ruwaria einzogen, war die Stadt festlich geschmückt. Bänder und Fahnen flatte r ten über ihren Köpfen, und die Straße war mit einem bunten Teppich aus Blumen bedeckt. An allen Straßenrändern und von den Fenstern jubelten die Leute der schönen, jungen Frau zu, die am nächsten Tag ihre Königin werden sollte. Dies war ein großer Festtag für Ruw a ria, denn auch Raigos Krönung war auf diesen Tag verschoben worden.
    Als die Morgendämmerung den Krönungstag begrüßte, erschallten von den Zinnen des Schlosses die Fanfaren, und auf dem höchsten Turm wurde ein Banner aufgezogen. Stra h lend weiß entfaltete es sich im Morgenwind, und die aufgehende Sonne erglänzte auf dem Wappen von Ruwarad, das von einem goldenen Greifen gehalten wurde. Und im Bogen über dem Greifen standen fünf Sterne, in denen sich das Licht glitzernd fing.
     
    Zur zehnten Stunde waren dann die Edlen des Reiches und die Gäste in der großen K ö nigshalle versammelt, und ihre prächtigen Gewänder wetteiferten mit dem verschwender i schen Blumenschmuck des Saals. Ungeduldig warteten alle auf die Braut. Raigo stand auf der obersten Stufe vor den Thronsesseln und trat nervös von einem Fuß auf den anderen. Eine Stufe tiefer standen die Moradin zu seiner Rechten. Mit belustigtem Lächeln schauten sie auf den aufgeregten Freund.
     
    „Keine Sorge, sie wird schon kommen!“ raunte Werigan Raigo grinsend zu. „Oder glaubst du, sie habe es sich anders überlegt?“
     
    „Da sie mir keinen Antrag gemacht hat, wüßte ich nicht, wen sie sonst heiraten wollte“, feixte Findir. „Also wird sie Raigo wohl doch nehmen.“
     
    „Wenn sie mich heute in meinem neuen Gewand sieht, kann es sein, daß sie sich es doch noch übe r legt“, lachte Gilian leise. „Gebt zu, ich bin viel hübscher als Raigo!“
     
    „Hört auf, ihr Unmenschen!“ stöhnte Raigo. „Ich bin auch so schon fahrig genug, ohne daß ihr euch auch noch über mich lustig macht. Ihr habt gut lachen! Von euch ist noch keiner am gleichen Tag verheiratet und gekrönt worden. Ich kann euch sagen, das ist fast so schlimm wie die Prüfungen des Orakels! Ich wünschte, es w ä re schon alles vorbei.“
     
    Da öffnete sich die große Flügeltür, und der Haushofmeister trat ein. Dreimal stieß er seinen Stab g e gen den Boden und sagte:
     
    „Seine Majestät, König Tamantes von Imaran und die Herrin Coriane. Erweiset ihnen die E h re!“
     
    Als Coriane nun am Arm von Tamantes in den Saal schritt, ging ein lautes „Ah“ durch die Menge, und alle blickten bewundernd auf die wunderschöne, junge Frau in ihrer kostbaren Robe aus weißem Brokat und Seide. Ihr dunkles Haar mit den kupfernen Lichtern, aufg e steckt mit prächtigen Edelsteinen, bedeckte ein langer, mit Goldfäden durchwirkter Schleier.
    Raigos Herz erbebte. Glück und Stolz durchfluteten ihn, als er nun die Stufen h i nunterging und auf Coriane und Tamantes zutrat.
    Lächelnd ergriff Tamantes Corianes Hand und legte sie auf die Raigos. Dann umschloß er ihre Hände mit den seinen und sagte:
     
    „Ich vertraue dir das größte Kleinod von Imaran an, Raigo. Behüte sie gut und schenke ihr das Glück, das sie verdient. Sie wird nun dein, doch ich hoffe, daß ich ab und zu noch ein wenig an ihr teilhaben darf, denn ich werde sie sehr vermissen.“
     
    „Seid ohne Sorge, Oheim!“ antwortete Raigo. „Ich will sie Euch nicht nehmen, nein, im G e genteil, ich möchte Euch zu der Tochter noch einen Sohn geben, wenn Ihr es wollt. Denn Ihr wart mir stets wie ein Vater.“
     
    Bewegt drückte Tamantes die Hände der beiden und führte sie dann dem wartenden Prie s ter Mynthars zu. Dann wurden vor den Augen der Götter und Menschen die Hände von C o riane und Raigo zusa m mengeben, und die Liebe in ihren Augen machte ihr Glück für alle offenbar.
     
    Nun trat Tamantes vor, und in seinen Händen hielt er die Krone von Ruwarad.
     
    „Höret, Volk von Ruwarad!“ rief er. „Die Edlen dieses

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