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Der goldene Greif

Der goldene Greif

Titel: Der goldene Greif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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Brokat eingeschlagen war, und einen Brief. Hastig erbrach Raigo das Siegel und las:
     
    Mein Geliebter! Tag und Nacht habe ich zu den Göttern gefleht, daß sie mir Dein Leben e r halten mögen, und meine Gebete sind erhört worden. Nun, da der Tag u n serer Vereinigung immer näher rückt, wird meine Sehnsucht nach Dir stärker und stärker. Doch ich will mich gern noch gedulden, bis Du mich zu Dir rufst. Wenn die Zeit der Kornreife kommt, werde ich am Fenster stehen und auf Argin warten. Bis dahin jedoch werde ich nicht aufhören, die Gö t ter um Schutz für Dich zu bitten, denn noch hast Du nicht alle Gefahren überstanden. In dem Paket, das ich Findir mitgab, ist ein Geschenk für Dich. Ich bitte Dich, es zu tragen, wenn Du vor Konias den Anspruch auf den Thron von Ruwarad erhebst. Es soll Dein Zeichen sein und das aller folgenden Könige von Ruwarad. Ich selbst habe es für Dich gearbeitet, und in jedem Stich steckt ein Gedanke an Dich.
    Lebe wohl, bis wir uns - wenn Mynthar es schenkt - an der Grenze Imarans wiede r sehen!
     
    Raigos Herz quoll vor Freude über, als er diese Zeilen in der feinen Handschrift C o rianes las. Die Freunde hatten sich in eine Ecke des Zimmers zurückgezogen und überließen ihn seinem Glück. Nun schlug er das Tuch auseinander und zog einen Überwurf aus weißer Seide hervor. Dieser war an den Seiten offen, und der Halsau s schnitt und die Ränder waren mit feinster Goldstickerei versehen. Auf Brust und Rücken jedoch war das Wappen von R u warad ei n gestickt, das von einem goldenen Greifen gehalten wurde.
    Raigo staunte. So ähnlich war die Stickerei der Statue in Mynthars Heiligtum, als habe Cor i ane sie zum Vorbild gehabt. Nun traten die Gefährten hinzu und bewu n derten die feine und mit liebevoller Sorgfalt ausgeführte Arbeit.
     
    „Ja, das ist das richtige Wahrzeichen für dein Haus, Raigo!“ meinte Namur. „Coriane ist nicht nur eine schöne, sondern auch eine kluge Frau. Komm, laß uns einmal s e hen, wie es dir zu Gesicht steht.“
     
    Aber Raigo schüttelte den Kopf. „Nimm du es“, sagte er zu Findir, „und bewahre es bis zu dem Tag, zu dem sie es bestimmte. Dir hat sie den Überwurf anvertraut, du sollst ihn mir auch anlegen, wenn die Zeit gekommen ist. Und ich sage euch: Wenn ich als König nach Recht und Gesetz auf dem Thron von Ruwarad sitze, soll dieses Zeichen auf den Bannern über dem Schloß wehen. Denn es symbolisiert nicht nur die Statue des goldenen Greifen, es ist auch eine Erinnerung an Phägor, der mir so oft half - und als das war es wohl von Cori a ne auch gemeint. Doch ich werde dem Zeichen noch etwas hinzufügen: fünf Sterne sollen im Bogen über dem Greifen st e hen, als Sinnbild für fünf treue Freunde, ohne die das Banner wohl nie über Ruw a rad wehen würde.“
     
    „Das ist eine sehr hübsche Idee!“ meinte da der praktische Werigan. „Aber bevor wir die Banner wehen lassen können, müssen wir erst einmal nach Ruwarad hineingelangen. Kon i as hat das Land in Alarmbereitschaft versetzt, und Fremde werden nicht mehr ungefragt ein- und ausgehen können, selbst wenn sie aus Someda kommen. Hast du darüber schon nac h gedacht?“
     
    „Ja, das habe ich!“ antwortete Raigo. „Wir werden genau als das nach Ruwaria g e hen, was wir sind: als die Vangoran Moradin! Der Ruf unserer Vereinigung ist längst schon auch bis in meine Heimat gedrungen, und niemand wird es wagen, sich mit uns anzulegen. Selbst K o nias wird sich nicht trauen, offen gegen uns vorzugehen, wenn er von unserem Besuch in Ruwarad erfährt. Zwar weiß er, daß auch ich ein Moradin war, doch da er seit fast einem Jahr von mir nichts mehr gehört hat, wird er annehmen, ich sei tot. Daß die Moradin ihn nun aufsuchen, kann ihn nicht ve r wundern. Neskon hatte ihnen ja gesagt, daß er nach Ruwarad wolle. Nun kommen sie eben, um nach seinem Verbleib zu forschen.“
     
    „Der Plan ist gut!“ antwortete Werigan nachdenklich. „Doch wiederum stört mich eines: A r gin! Er ist so auffällig, und jeder weiß, daß Neskon so einen Adler hat.“
     
    „Auch darüber habe ich mir schon Gedanken gemacht“, erwiderte Raigo. „Und da ich mich nicht schon wieder von Argin trennen will, werden wir sagen, das Tier sei allein nach Ubir a nien zurückg e kehrt, und ich Randor, der Freund Neskons, habe ihn an mich genommen.“
     
    „Ja, so könnte es gehen“, stimmte Werigan zu, und Storn sagte: „Es könnte nicht nur gehen, es untermauert sogar unsere Geschichte, denn was

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