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Der goldene Ring

Der goldene Ring

Titel: Der goldene Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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umgebenen Salzebene lag, glitzerte die Tanu-Hauptstadt auf dem Gipfel der dunklen Halbinsel wie eine vom Himmel gefallene Galaxis.
    »Mercy!« rief Bryan. »Mercy, ich bin hier!«
    Mit den großen Aliens ritt eine Anzahl von menschlichen Männern und Frauen, wie sie entweder in facettierte und mit Dornen besetzte Glasrüstungen oder in Gazeroben mit reichem Juwelenschmuck gekleidet. Die Reiter lachten Über Bryan und ignorierten die Fragen, mit denen er den Tumult bei der Landung zu Übertönen versuchte.
    So viele der menschlichen Frauen hoch auf den großen Chalikos schienen kastanienbraunes Haar zu haben! Immer wieder mühte Bryan sich, eine, die es hätte sein können, genauer zu betrachten. Aber immer, wenn die schöne Reiterin näherkam, war sie nicht Mercy Lamballe - und sah ihr nicht einmal ähnlich.
    Aiken Drum stand auf einem der Bootssitze in der Haltung einer vergoldeten Marionette und rief neckende oder herausfordernde Bemerkungen, die unter den Aliens Heiterkeit erregten und den Lärm verstärkten. Der finno-kanadische Holzfachmann Raimo Häkkinen hing Über dem pneumatischen Dollbord, küßte die ihm dargebotenen Hände der Damen und trank den Männern mit seinem Silberflakon zu. Im Gegensatz zu ihm saß Stein Oleson hinten im Schatten und hatte einen massigen Arm schützend um Sukey gelegt. Beide waren voller Argwohn.
    Skipper Highjohn stellte sich neben Bryan in den Bug. Er befühlte den grauen Ring um seinen Hals und lachte laut heraus. »Wir können jetzt jede Minute an Land gehen, Bryan. Welch ein Empfang! So etwas habe ich noch nie erlebt. Sehen Sie sich nur unseren ulkigen kleinen goldenen Freund da oben an! Es wird denen schwerfallen, ihn zu zähmen -wenn es Überhaupt je gelingt!«
    Bryan blickte ausdruckslos in das lächelnde braune Gesicht. »Was? Es - es tut mir leid, Johnny. Ich habe nicht zugehört. Ich glaubte - jemanden zu sehen. Eine Frau, die ich einmal kannte.«
    Mit freundlicher Festigkeit drückte der Bootsmann den Anthropologen auf eine der Bänke nieder. Fuhrleute peitschten die Helladen, und das Boot begann zu rollen, begleitet von Hochrufen und glockenlautem Dröhnen der Reiter, unter denen einige mit ihren glühenden Schwertern auf die edelsteinbesetzten Schilde schlugen. Aus beinahe hundert Kehlen und Gehirnen stieg das Tanu-Lied auf, dessen Melodie Bryan so seltsam bekannt vorkam, obwohl der Text fremd war:
    Li gan nol po'köne niesi,
    'Kone o lan li pred near,
    U taynel compri la neyn,
    Ni blepan algar dedöne.
    Shompri pöne, a gabrinel,
    Shal u car metan presi,
    Nar metan u bor taynel o pogekone,
    Car metan sed gone mori.

    Bryans Finger krallten sich in die Spritzschutzplane. Die Reiter in ihren phantastischen Rüstungen umschwärmten den Treidelpfad, während das Boot einen langen Hang hinaufgezogen wurde. So nahe der salzigen Lagune gab es keine Vegetation, aber erodierte Klumpen und Säulen aus Mineralien ragten in den schwankenden Schatten wie die Ruinen eines Elfenpalastes auf. Der Zug kam in eine Senke zwischen steilen Klippen, und das leuchtende Muriah geriet außer Sicht. Das von Helladen gezogene Boot mit seiner märchenhaften Eskorte schien sich auf eine schwarze Tunnelmündung, flankiert von großen, gebrochenen Cherubim, zuzubewegen. Das Lied hallte von Überhängenden Wänden wider.
    In Bryan stieg eine alte Erinnerung auf. Eine Höhle - tief und dunkel - und etwas Geliebtes, das da drin verlorengegangen war. Er war ein kleiner Junge, und es war sechs Millionen Jahre in der Zukunft, in England, in den Mendip Hills, wo die Familie ein Häuschen besaß. Und Cinders, sein Kätzchen, war fortgelaufen, und er hatte es drei Tage lang gesucht. Schließlich geriet er zufällig an den Eingang der kleinen Höhle, kaum groß genug, daß sich sein achtjähriger Körper hindurchzwängen konnte. Er hatte dagestanden und das stinkende schwarze Loch länger als eine Stunde angestarrt. Er wußte, er sollte die Höhle durchsuchen, aber der Gedanke entsetzte ihn.
    Am Ende hatte er eine kleine elektrische Taschenlampe genommen und war hineingekrochen. Der Gang wand sich und fiel nach unten ab. Zerkratzt von schärfen Steinen und beinahe atemlos vor Angst war er weitergerutscht. Der Gestank nach Fledermauskot war fürchterlich. Alles Tageslicht verschwand hinter einer Biegung des sich verengenden Gangs, und dann öffnete sich ein Riß in eine tiefe Höhle, zu groß, als daß er sie mit seiner kleinen Taschenlampe hätte erhellen können. Er richtete den Strahl nach unten und

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