Der goldene Schlüssel - Sternenschweif ; 14
dir!“
Sternenschweif schnaubte erleichtert.
Laura seufzte. Sie dachte an Hannahs schicke Frisur, ihre lackierten Fingernägel, die Musikmagazine und ihren Freund. „Wir haben uns früher immer so gut verstanden! Ich hatte gehofft, dass sie tief drinnen immer noch genauso denkt wie damals. Und ich sie nur daran erinnern müsste, wie sehr sie Pferde liebt.“
Sternenschweif schaute sie mitfühlend an. „Das hat wohl nicht funktioniert.“
Laura schüttelte den Kopf. „Kein bisschen. Und jetzt habe ich auch noch ein schlechtes Gewissen, weil sie sauer auf mich ist.“
Sternenschweif rieb tröstend seine Nase an ihrer Schulter. „Aber den Versuch war es wert. Mach dir keine Vorwürfe.“
Laura lehnte ihren Kopf an seinen. Sternenschweif wusste immer ganz genau, was er sagen musste, damit es ihr wieder besser ging. „Ich bin so froh, dass ich dich habe“, flüsterte sie.
Eine Weile verharrten sie regungslos.
Plötzlich richtete Laura sich wieder auf. „Lass uns zurückreiten. Ich sollte mich um Hannah kümmern, mit ihr Musik hören oder so. Wird schon nicht so schlimm sein.“
Hannah war im Wohnzimmer und sah sich eine Musiksendung an. „Hallo“, sagte sie zurückhaltend.
„Hallo“, antwortete Laura unbehaglich.
„Es tut mir leid, dass ich so schnippisch war“, begann Hannah. „Aber ich hatte das Gefühl, du hörst mir überhaupt nicht zu, sondern versuchst die ganze Zeit, mich zu etwas zu überreden, wozu ich keine Lust habe.“
„Mir tut’s auch leid. Ich dachte, das Reiten würde dir vielleicht doch noch Spaß machen. Ich wollte dir nicht auf die Nerven gehen.“
„Ist schon gut. Ich mache mir einfach nichts mehr aus Pferden.“ Hannah blickte auf den Fernseher. „Soll ich die Sendung ausmachen?“
„Lass nur, ich schau ein bisschen mit.“
Hannah lächelte. „Prima.“
Laura setzte sich neben sie. Es war okay, obwohl sie viel lieber draußen bei Sternenschweif gewesen wäre. Natürlich kannte sie keine einzige Band, während Hannah jede Menge über sie zu wissen schien. Verstohlen schaute Laura auf ihre Uhr.
„Ich muss wieder raus“, sagte sie und stand auf. „Grace kommt gleich mit dem Pony, von dem ich dir erzählt habe.“ Sie sah Hannah erwartungsvoll an. Diesem Angebot konnte sie doch nicht widerstehen?
Doch Hannah konnte. Sie blätterte weiter in einem der Magazine, die neben ihr lagen. „Alles klar. Bis später.“
Laura erreichte die Koppel, als Grace aus dem Wald kam. Birdies geschecktes Fell glänzte in der Sonne, mit gespitzten Ohren tänzelte er neben Apple her. Seine dunklen Augen sahen sie neugierig an.
„Hallo.“ Grace winkte ihr zu.
„Hi.“ Laura winkte zurück und ging auf sie zu, um Birdies Zügel zu übernehmen. Übermutig schoss er vorwärts und rannte sie beinahe um.
„Hoppla, tut mir leid“, sagte Grace, während Laura ihn beruhigte. „Er ist noch ziemlich jung und war noch nicht so oft woanders. Es tut ihm bestimmt gut, ein paar Tage bei euch zu sein.“ Sie schaute sich um. „Wo ist denn deine Cousine?“
Laura wäre am liebsten im Boden versunken. Grace sollte auf keinen Fall denken, dass sie Birdie umsonst gebracht hatte. „Drinnen“, antwortete sie. „Aber sie kommt bestimmt gleich.“
Grace lächelte. „Ich wette, Birdie gefällt ihr. Ich muss gleich wieder zurück. Meine Mutter war mit einigen Ponys auf einem Turnier. Ich habe versprochen, bei ihrer Rückkehr wieder da zu sein und ihr beim Ausladen zu helfen. Was hältst du davon, wenn wir morgen alle gemeinsam ausreiten? Du, ich, Jo-Ann und deine Cousine. Mel und Jess könnten wir auch fragen.“
„Klingt gut“, antwortete Laura ausweichend. „Danke, dass du Birdie gebracht hast. Ich ruf dich an.“
Grace winkte zum Abschied, und Laura führte Birdie zum Gatter. Sternenschweif wieherte, und die beiden Pferde berührten sich zur Begrüßung mit ihren Nasen.
„Ich schätze, ich werde euch beide die nächsten Tage reiten, wenn Hannah es sich nicht anders überlegt“, sagte Laura zu Birdie. „Ach, ich wünschte so, sie wäre noch wie früher“, dachte sie traurig.
6
Laura lachte vergnügt, als Sternenschweif und sie nachts über die Baumwipfel schossen. Beinahe konnte sie vergessen, wie sehr Hannah sich verändert hatte.
Plötzlich sah sie etwas Gelbes zwischen den Bäumen aufblitzen und hörte einen Hund bellen.
„Das sind Mrs Fontana und Walter! Es muss ihr besser gehen, wenn sie nachts unterwegs ist. Lass uns zu ihnen fliegen!“
Mrs Fontana ging langsam den Weg
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