Der goldene Thron
Faust.«
Der Handschuh war zu groß, und wie erwartet konnte William die Faust nicht ganz schließen. Guillaume lachte, als der Junge ihn hilflos ansah. »Du hast nun ein wenig Gespür für den Handschuh, darum öffne die Faust wieder, damit ich Princess daraufstellen kann. Die Fessel, die an ihrem Geschüh befestigt ist, hältst du fest, indem du den Daumen fest andrückst. Verstanden?«
William nickte begierig.
Guillaume hob die Faust des Jungen ein wenig an, winkte Geoffrey herbei, ließ den Falken auf Williams Hand umsteigen und legte die Fessel unter den Daumen des Jungen.
»Du musst die Hand ganz ruhig halten!« Guillaume erkannte, wie verzweifelt sich William bemühte, nicht zu zittern, doch ein Lannerfalkenweibchen war für einen erst Siebenjährigen ohne Erfahrung einfach zu schwer. Es dauerte, bis man sich daran gewöhnte, einen Falken zu halten, ohne sich zu verkrampfen. Die Falkner, die meist schon als Kinder mit Greifvögeln zu tun gehabt hatten, konnten einen Falken den ganzen Tag auf der Hand tragen, ohne zu ermüden. Sie hatten ihre ganz eigene Art, den Ellenbogen ein wenig auf der Hüfte abzustützen, und waren an ihrer Haltung leicht von den Lords zu unterscheiden, die ihre Vögel meist nur kurz auf der Faust hielten.
Guillaume lächelte, weil ein Hauch von Enttäuschung in Williams Blick lag, als er Geoffrey befahl, ihm den Falken abzunehmen. Princess hatte trotz Williams Unsicherheit ruhiger auf seiner Hand gestanden als nun bei Guillaumes Knappen. ObGeoffrey heimlich grob mit dem Vogel war? »Lass uns zurückgehen«, schlug Guillaume vor, und als sie im Hof der Schmiede Ellen über den Weg liefen, legte er den Arm auf die Schulter seines Sohnes. »Er hat ein Händchen für Tiere«, verkündete er stolz.
»Nun, wenn er nicht bald anfängt, sich etwas mehr für das Schmieden zu interessieren, wird er es nicht weiter als bis zum Hufschmied bringen. Da kann es dann nicht schaden, wenn ihn die Tiere nicht auch noch niedertrampeln!«
Guillaume wunderte sich, dass Ellen so missmutig und hart klang. Er selbst hatte an diesem Nachmittag immer wieder an seine eigene Kinderzeit denken müssen. Zwar erinnerte er sich nur noch an wenig, doch eines wusste er genau: Seine Mutter und die Kinderfrauen hatten ihn stets unsäglich verwöhnt und so gut wie nie gescholten.
»Ist wieder wie neu!«, riss Ellen ihn aus seinen Gedanken und hielt ihm das Schwert samt Scheide unter die Nase. »Nur der Leim muss noch ein wenig trocknen. Du solltest es nicht gleich wieder umhängen.«
»Wunderbar!« Die Schwertscheide war so schön wie am ersten Tag. Guillaume tastete nach seinem Geldbeutel.
»Nicht doch!« Ellen legte ihre rußgeschwärzte, schwielige Hand auf seinen Unterarm. »Das war das Mindeste, was ich tun konnte.«
Guillaume zuckte ergeben mit den Schultern. Das Schwert, das er heute in Auftrag gegeben hatte, war nichts Besonderes. Einen Dank war sie ihm darum wahrhaftig nicht schuldig. Ob sie womöglich glaubte, er habe auch bei dem Auftrag für Runedur seine Hände im Spiel gehabt? Einen Moment lang war er versucht, ihr von seinem Verdacht bezüglich Thibault zu erzählen, doch er brachte es nicht übers Herz, sie zu enttäuschen.
»Leb wohl, mein Junge, sei anständig und hilf deiner Mutter!«, ermahnte er darum lieber seinen Sohn und verabschiedete sich mit einem Schulterklopfen von ihm.
Princess auf der Linken, bestieg er sein Pferd. Er beugte sichzu Ellen herab und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange. Ihre Haut roch vertraut nach Ruß und Eisen. Einen winzigen Moment lang schloss Guillaume die Augen, dann räusperte er sich und richtete sich auf.
Ellen stand da wie erstarrt, und Geoffrey sah ihn fragend an. Nur William schien nichts bemerkt zu haben.
»Gehorche deiner Mutter, und tu, was sie von dir verlangt!«, wandte sich Guillaume noch einmal an ihn. Der Junge nickte brav und strahlte, während Ellen noch immer dastand wie vom Donner gerührt. Ob er sie und William jemals wiedersehen würde? Guillaume atmete gegen die Enge in seiner Brust an, wendete sein Pferd und sprengte davon.
Normandie, Sommer 1182
A dam ließ sich in einem mit dicken Kissen bequem gepolsterten Sessel nieder und legte die Füße auf die Holztruhe, die vor ihm stand. Es war an der Zeit, etwas gegen diesen übermäßig von sich eingenommenen Maréchal zu unternehmen! Seit er sein eigenes Banner hatte, hielt er sich für etwas Besseres, dabei war Guillaume keineswegs aus feinerem Holz geschnitzt als jeder Einzelne von
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