Der goldene Thron
ihnen! Und er selbst, Thomas und Thibault waren beileibe nicht die Einzigen, die ihn zum Teufel wünschten.
Adam atmete tief ein. Er hatte einen Plan und Verbündete. Alles, was jetzt noch fehlte, war der richtige Bote, um die Aufmerksamkeit des Königs auf Guillaumes Verfehlungen zu richten. Es war geschickter, solche Beschuldigungen bestätigen zu können, als sie selbst vorzubringen. Schließlich sollte es nicht so aussehen, als wären Neid und Missgunst im Spiel.
»Adam?« Thomas de Coulonces glitt lautlos herein. »Ich habe versucht, Raoul de Hamars für unsere Sache zu gewinnen …«
Adam nickte zufrieden. Sir Raoul war genau der Richtige. Er sah den jungen König beinahe täglich, war ihm nahe, ohne jedoch zum Kreis seiner engsten Vertrauten zu gehören. »Und?«
Thomas kratzte sich unbehaglich am Kopf. »Er will mit den Anschuldigungen nichts zu tun haben! Aber er hat mir versprochen, Stillschweigen über unsere Unterredung zu bewahren.«
Adam nickte nachdenklich. Ärgerlich war das, aber nicht zu ändern. »Wir werden jemand anders finden«, murmelte er. »Ich glaube, ich weiß auch schon, wen!«
Normandie, Herbst 1182
P ierre de Préaux setzte sich zu Guillaume in die Nähe des großen Feuers, das bereits seit Tagesanbruch in der Halle brannte. Sein Haar war fast ebenso blond wie das seines Bruders, doch es war glatt und strähnig und hatte nichts Engelhaftes. Alle De-Préaux-Brüder hatten blaue Augen. Pierres jedoch waren von einem fast schmutzig wirkenden, toten Graublau, vielleicht war er darum derjenige von ihnen, der am wenigsten Glück bei den Frauen hatte.
»Ich möchte dich warnen, Guillaume!«, flüsterte er und sah sich besorgt um, als fürchtete er, belauscht zu werden. »Die Mauern einer Burg sind dick, und doch können sie Ohren haben«, wisperte er. »Auch ich habe mein Wissen einer Indiskretion zu verdanken, darum …«
Guillaume konnte seine weiteren Worte nicht verstehen, so leise sprach Pierre. Er beugte sich also zu ihm vor und runzelte die Stirn.
»Du hast Feinde bei Hof!«, flüsterte Pierre atemlos.
Guillaume lachte auf und nickte. Es überraschte ihn, dass ein gestandener Ritter wie Pierre sich deshalb sorgte.
»Sie wollen dich bei Henry in Verruf bringen, und ich fürchte, es wird ihnen gelingen. Es sind fünf. Fünf einflussreiche Männer, von denen du einige für deine Freunde hältst. Sie behaupten …« Pierre hielt inne und senkte den Kopf, als schämte er sich, die Anschuldigungen gegen Guillaume zu wiederholen.
»Was? Was werfen sie mir vor?«, fuhr Guillaume auf.
»Pst!« Pierre sah sich erschrocken um. »Sie sagen, du begingest lèse majesté!«, raunte er.
»Majestätsbeleidigung?« Guillaume schnaubte empört. »Ausgerechnet ich, der ich immer für Henry einstehe? Das ist lächerlich!«
»Es ist dein Schlachtruf, Guillaume. Du hättest niemals zulassen dürfen, dass deine Männer den Schlachtruf des Königs abwandeln. Aber das ist es nicht allein; auch dein Banner und deine Reichtümer bringen deine Feinde gegen dich auf. Sie halten dich für eitel, anmaßend und selbstgefällig. Dass der Norrois deinen Mut in den höchsten Tönen lobt, den jungen König aber vollkommen unerwähnt lässt, ziehen sie als Beweis dafür heran.«
Irrte sich Guillaume, oder war aus Pierres Äußerungen ein Funken Verständnis für seine Feinde herauszuhören? »Denkst du das auch?«, fragte er darum streng.
»Ich meine, du solltest dich etwas zurücknehmen«, murmelte Pierre de Préaux sichtlich verlegen. »Aber ich denke auch, dass du dem König treu ergeben bist und seine Ungnade nicht verdient hast.«
»Wer ist es, Pierre, vor dem ich mich in Acht nehmen muss?«
Pierre de Préaux schüttelte den Kopf. »Ich habe genug gesagt.« Er erhob sich. »Du bist nun gewarnt. Sprich mit Henry, erkläre ihm deine Treue.«
»Ich habe mir nichts vorzuwerfen und würde mich schämen, auf solch ungeheure Vorwürfe zu antworten!«, erklärte Guillaume aufgebracht. »Henry wird solchen Anschuldigungen niemals Glauben schenken!«
Als der junge König ihn jedoch schon am nächsten Tag einsilbig und mit vertrockneter Miene empfing, war Guillaume zutiefst verletzt. Nicht nur Baudouin war überrascht und sah den König ungläubig an. Auch andere Ritter blickten verwundert zwischen Henry und Guillaume hin und her. Einige schienen ihn zu bedauern und sich zu fragen, was wohl geschehen sein mochte. Anderen glaubte er eine gewisse Genugtuung anzusehen. Allen voran Thibault, dem der Triumph
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