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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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Cidre flossen in rauen Mengen, da der König die Zeche zur Feier derGeburt Jesu übernahm. So waren schon am Mittag alle angeheitert, manche sogar betrunken.
    Nicht nur in den Hallen von Königen wusste man zu feiern, auch die einfachen Leute amüsierten sich zum Weihnachtsfest, der Kälte zum Trotz! Obwohl der Wind mit den Rauchschwaden, die beim Verbrennen des feuchten Holzes entstanden, auch die Wärme des Feuers davonblies, waren alle fröhlich. Männer spielten mit klammen Fingern auf selbst geschnitzten Flöten und trommelten einen Takt dazu oder sangen zotige Lieder. Leichte Mädchen drehten sich im Tanz dazu, um die Kälte zu vertreiben, schlugen das Tamburin und wiegten sich verführerisch, wohl in der Hoffnung, die Nacht im Schutz eines Zeltes oder zumindest unter einer warmen Decke verbringen zu können.
    Ein Lächeln zuckte um Guillaumes Mund, als ein Possenreißer die Menge mit derben Scherzen zum Brüllen brachte. Nachdem er sich in Ruhe umgesehen hatte, hieß er den einzigen Begleiter, der ihm noch verblieben war, die Pferde unterzubringen und befahl ihm, vor der Halle auf ihn zu warten. Eustache de Betrimont war ein mittelloser, treuer Mann, der nicht viel Lohn verlangte und sich mit dem Wenigen zufriedengab, das Guillaume ihm bieten konnte. Die anderen Ritter hatte er fortschicken müssen, um sein Geld nicht unnötig zu verschwenden, denn ohne seinen Herrn war seine Zukunft zu ungewiss.
    »Guillaume!«, rief Baudouin aufgekratzt, lief ihm strahlend entgegen und umarmte ihn. Dann wurde sein Gesicht ernst. »Deine Feinde haben die Vorwürfe gegen dich bis zum Alten vordringen lassen«, raunte er Guillaume ins Ohr.
    »Darum bin ich hier, mein Freund. Du hattest recht. Ich darf nicht länger schweigen. Ich muss mich zur Wehr setzen, um meinen guten Ruf wiederherzustellen.«
    »Ich bin froh, dass du da bist.« Baudouin senkte erneut die Stimme. »Sogar eine Tändelei mit der Königin haben sie dir inzwischen angedichtet.« Er sah Guillaume mitleidig an. »Henry hat seine Gemahlin zu ihrem Vater zurückgeschickt, weil sie ihm keinen Sohn schenkt. Die Gerüchte aber, dass er sie deinetwegenvom Hof entfernt habe, halten sich hartnäckig und machen ihm übel zu schaffen. Ich hoffe, es ist nicht zu spät für eine Versöhnung …«
    »Maréchal, wie geht es Euch? Hat Euch mein dickköpfiger Vetter herbeordert, um Euch endlich zu vergeben?«, rief Philippe von Flandern da und steuerte erfreut auf ihn zu.
    »Nein.« Guillaume schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht einmal, ob ich hier willkommen bin.«
    »Mir seid Ihr es stets, vergesst das nicht!«
    Guillaume rang sich ein Lächeln ab und nickte.
    Mehr und mehr Männer, einfache Ritter, aber auch Barone, kamen auf ihn zu, klopften ihm auf die Schulter und begrüßten ihn freundlich. Nur Thibault und Thomas beäugten ihn feindlich aus der Ferne. Ob sie mit den Anschuldigungen zu tun hatten?
    Als Guillaume die Halle betrat, ergriff ihn eine nie gekannte Wehmut. Hier, beim jungen König, war sein Platz, sein Heim. Bitterkeit stieg in ihm auf. Er hatte nicht verdient, von seinem Herrn geschmäht zu werden!
    Guillaume warf einen Blick auf den herrlichen Wandteppich an der kalkverputzten Wand zu seiner Linken. Smaragdfarbene Bäume waren darauf zu sehen, Blumen in den schönsten Farben, edle Damen zu Pferd, Falken, Hirsche, Hunde, Hasen, Vögel und anderes Getier. Die Kinder standen mit großen Augen davor und ergötzten sich daran. Ein Mädchen zeigte aufgeregt hüpfend auf einen Igel, den es in einer Ecke entdeckt hatte, während ein kleiner Junge, der ihr so ähnlich sah, dass er ihr Bruder sein musste, sich mehr für die Wildschweine interessierte, auf die er mit dem rechten Zeigefinger deutete, während sein linker in seinem Mund steckte und sich auf und ab bewegte, weil er so heftig daran nuckelte.
    Guillaume holte tief Luft und durchquerte mit entschlossenen Schritten die Halle. Wie Nadelstiche fühlte er die neugierigen Blicke der Gäste in seinem Rücken. Ein leises Raunen folgte ihm durch die Menge, schwoll an und verstummte, als er sich vor dem König und seinem Sohn verneigte.
    »Ich bitte Euch, Mylord, hört mich an!«, wandte er sich ohneUmschweife an seinen jungen Herrn. Und obwohl dieser huldvoll nickte, verriet seine Miene Ablehnung. »Wie mir zugetragen wurde, ließ man Euch glauben, dass ich Euch verraten habe, doch das ist eine Lüge. Ich bin Euch treu und ein wahrhaftiger Freund wie eh und je. Ich bin gekommen, um hier, vor Euch und Eurem

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