Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
Vom Netzwerk:
das noch immer so war? Guillaumes Herz schlug ärgerlich. Hatte er vielleicht darum unbedingt ein Schwert von ihr besitzen wollen? Eines, von dem er glauben wollte, dass es besser war als Athanor, weil sie es für den König geschmiedet hatte?
    Guillaume nickte. Nach allem, was damals geschehen war, hatte Thibault freilich nicht selbst zu ihr gehen können und darum gewiss einen Boten zu ihr geschickt. Eine stattliche Summe musste Runedur gekostet haben. Allein die Edelsteine, mit denen es verziert war! Guillaume entfuhr ein herablassendes Schnauben. Als wären es Rubine und Smaragde, die ein Schwert zu etwas Besonderem machten! Aber Thibault besaß nun weder das Schwert noch das Geld, nicht einmal den Dank seines Königs hatte er bekommen. Der Verlust musste ihn darum doppelt und dreifach schmerzen. Wenn er deshalb nur nicht nach Rache sann! Ob ich Ellen warnen soll?, fragte sich Guillaume. Ein wehmütiges Lächeln huschte über sein Gesicht. Ihre Augen hatten vor Stolz grüner geleuchtet als die Smaragde auf dem Knauf des Schwertes, hatte sie doch glauben müssen, dass ihr großer Traum endlich in Erfüllung gegangen war. Er schüttelte den Kopf. Nein, er hatte nicht das Recht, ihr Glück zu zerstören. Er wollte es bewahren. Für sie. Ob Thibault Ruhe gab, wenn er ihm den Schadenersetzte? »Ja, das könnte ich versuchen!«, sagte er halblaut und nickte zufrieden.
    »Spracht Ihr mit mir, Sir?« Geoffrey sah ihn fragend an.
    »Nein, mein Junge.« Guillaume lächelte mild, obwohl er den Burschen nicht ausstehen konnte. Der junge König hatte ihm Geoffrey aufgedrängt, weil er faul und vorlaut war. ›Nur Ihr könnt noch einen brauchbaren Ritter aus ihm machen!‹, hatte Henry verzweifelt gesagt und Guillaume gebeten, sich seiner für eine Weile anzunehmen.
    Eine undankbare Aufgabe war das, denn Geoffrey war nicht nur unwillig, sondern auch noch ungeschickt. Auch Princess konnte ihn nicht leiden, darum hatte es ungewöhnlich lange gedauert, das Lannerfalkenweibchen an ihn zu gewöhnen. Nie im Leben wäre Guillaume darum auf den Gedanken gekommen, das Tier während ihres Rittes in Geoffreys Obhut zu geben. Weder das Auf- noch das Absteigen mit einem Vogel auf der Faust beherrschte der Junge, auch wie man das Tier beruhigte, wenn es während des Ritts nervös wurde, begriff er nicht.
    Den Zügel seines Pferdes locker in der Rechten, strich Guillaume dem Falkenweibchen sanft über das Brustgefieder.
    Als sie die Schmiede erreichten und Guillaume seinen Sohn verträumt im Hof sitzen sah, wo er Graubart kraulte, der die Herbstsonne genoss, spülte eine warme Woge von Zuneigung durch seinen Körper.
    Der Junge sprang umgehend auf, als er ihn entdeckte, und lief erstaunlich flink auf ihn zu.
    »Ist das ein Falke, Sire?«, fragte er neugierig.
    »Ein Lannerfalke.« Guillaume nickte. »Entferne dich ein wenig, damit ich absteigen kann, ohne dass sich der Vogel beunruhigt«, bat er mit ruhiger Stimme. »Falken sind wilde Tiere, und sie bleiben es ihr Leben lang – auch in Menschenobhut. Jede heftige Geste ängstigt sie, und sie versuchen fortzufliegen. Komm also nur langsam näher und sprich leise«, forderte er William freundlich auf.
    »Aber Ihr haltet ihn doch an dem Lederband fest?«, wunderteder sich, deutete auf Guillaumes Faust und trat ganz vorsichtig ein wenig näher.
    »Eben, mein Junge, und wenn sie – der Falke ist nämlich eine Dame –, wenn sie bei allem, was sich um sie herum bewegt, versuchen würde aufzufliegen, könnte sie sich verletzen«, erklärte Guillaume geduldig und erfreute sich daran, wie aufmerksam William ihn ansah.
    »Ach so, verstehe!« Die Augen des Jungen leuchteten auf. »Wie heißt sie denn?«, fragte er und hielt den Kopf schief, wie auch Ellen es manchmal tat.
    Guillaume lächelte weich. »Princess of the Sky«, antwortete er. Was für ein prächtiger Bursche mein Sohn doch ist!, dachte er gerührt.
    »Darf ich sie mal streicheln?«
    »Du kannst es versuchen, aber vorsichtig!«, sagte Guillaume. Princess war noch ein wenig scheu. Außerdem konnte niemand voraussagen, wen ein Falke mochte und wen er zu meiden vorzog.
    William kam ganz zaghaft noch ein Stück näher heran, senkte den Blick und sah den Vogel nur aus dem Augenwinkel an.
    Ein guter Anfang, dachte Guillaume, denn dem Falken nicht gleich in die Augen zu sehen, war ein durchaus probates Mittel, um ihn nicht zu erschrecken. »Das machst du gut!«, lobte er seinen Sohn. »Wenn sie unruhig wird, musst du dich sofort und ohne rasche

Weitere Kostenlose Bücher