Der goldene Thron
wohl Logans Sohn! Das spricht in der Tat für dich!«, sagte Guillaume und lächelte den jungen Falkner freundlich an, der ihm als Robert vorgestellt wurde. Für einen Augenblick hatte er doch tatsächlich vergessen zu verbergen, wie viel er über William wusste. Hoffentlich hatte der nichts bemerkt! Guillaume warf ihm einen forschenden Blick von der Seite zu und war erleichtert, dass nicht die kleinste Regung in Williams Gesicht auf einen Verdacht seinerseits schließen ließ. »Hughs Vater, Sir Walkelin, und sein älterer Bruder Henry stehen unserem König beim Kampf gegen die Ungläubigen zur Seite«, erklärte Guillaume ihm rasch. »Walkelin war mir allzeit ein guter Freund. Wenn du Falkner in Oakham Castle wirst, werden wir uns ganz sicher bald wiedersehen!« Obwohl er zu gern noch mehr Zeit mit seinem Sohn verbracht hätte, verabschiedete er sich mit einem kurzen Nicken. Der junge de Ferrers schien ihn mit William als neuem Falkner beeindrucken zu wollen. Blieb nur zu hoffen, dass er sich im Wort fühlen und nicht mehr zurückweichen würde.
Wohlige Wärme breitete sich in Guillaumes Magen aus. Vielleicht würde er seinen Sohn schon bald wiedersehen!Nachdem die Beize vorüber war und sich die Kaufleute und Barone wieder in alle Winde zerstreut hatten, machte sich Guillaume auf den Weg nach Striguil, seiner Burg in Wales. Er hatte sie nach seiner Hochzeit mit Isabelle von Ralph Bloet in Empfang genommen und sogleich angesehen. Der Wohnturm war in recht ordentlichem Zustand gewesen, gut beheizbar, nicht allzu zugig, erstaunlich groß und ansprechend genug, um Isabelle und seinen Ältesten nach ihrer Rückkehr aus der Normandie hier unterzubringen.
Aus militärischer Sicht allerdings lag bei der Festung einiges im Argen, darum hatte Guillaume schon sehr bald die ersten Bauarbeiten in Angriff nehmen und mit der Burgmauer beginnen lassen. Striguil war nicht die einzige Feste im Grenzland zu Wales, die er nun besaß, aber sie war die größte und bequemste. Außerdem hatte Isabelle sie auf Anhieb ins Herz geschlossen. Obwohl die Anlage größer war als die in Kilkenny und der Wohnturm aus Stein und nicht aus Holz, wie sie ihm erklärt hatte, fühlte sich Isabelle an ihre Heimat erinnert, was daran liegen mochte, dass Striguil auf einem Hügel hoch über dem Fluss Wye thronte, ähnlich wie Kilkenny über dem Nore.
»Ein Tor ist immer der schwächste Punkt in einer Mauer, darum gebührt ihm unsere besondere Aufmerksamkeit, schließlich muss es Angreifern möglichst lange standhalten können«, erklärte Guillaume dem Baumeister.
»Gewiss, Mylord!«, stimmte der ihm zu und überlegte kurz. »Wir könnten über die übliche Beplankung noch massive Eichenverstrebungen in Rautenform legen. So, seht Ihr?« Er zeichnete eine Skizze in den feuchten Boden.
Guillaume betrachtete sie eingehend. »Und überall hier auf die Schnittstellen müssen eiserne Beschläge genagelt werden. Auch in Rautenform.« Guillaume zeigte auf verschiedene Punkte der Skizze. »So werden Holz und Konstruktion verstärkt, und das Tor sieht noch wehrhafter aus.«
Der Baumeister strahlte. »Großartig, Mylord!«
Eckige Türme konnten durch Tunnelgrabungen leicht zumEinsturz gebracht werden, darum hatte Guillaume befohlen, dass die Wachtürme der Burgmauer rund werden sollten, so wie er es im Heiligen Land und auf dem Weg dorthin gesehen hatte.
»Eine Burg muss vor allem Sicherheit gegen Angreifer bieten. Gewiss ist es ebenfalls wichtig, Macht und Wohlstand zu zeigen, aber eben zweitrangig, Ihr versteht?«
Der Baumeister nickte erneut. »Gewiss, Mylord. Die Waliser sind ein kämpferisches Volk, sie werden Euch sicher noch Ärger machen. Besser, Ihr seid vorbereitet.«
Guillaume räusperte sich. »Ich werde eine Weile hier in Striguil bleiben, wenn Ihr also Fragen habt, kommt zu mir, wann immer es nötig ist!«
Seit William de Braose und sein Weib Matilda ihnen vor Kurzem einen Höflichkeitsbesuch abgestattet hatten, lag Isabelle ihm mit den beiden in den Ohren und drängte ihn, die Bauarbeiten voranzutreiben.
»Ich fürchte mich vor ihnen, verstehst du nicht? Mehr als vor den Walisern! Sie nennen de Braose den ›Oger von Abergavenny‹«, hatte sie aufgebracht erzählt. »Ein Menschenfresser und wahrer Teufel soll er sein! Jeder weiß, dass er mehrere walisische Prinzen feige abgeschlachtet hat. Stell dir nur vor, sie wollten sich in Hoffnung auf Frieden, nichtsahnend und unbewaffnet, an seinen Tisch setzen!« Isabelle hatte sich umgehend
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