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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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Insel zwei Jahre lang nicht zu betreten. Kaum war Richard jedoch fort gewesen, hatte sich John über seinen Schwur hinweggesetzt und war nach England gekommen. Da er aber in der Streitfrage, wer des Königs Nachfolger würde,falls dieser nicht lebend vom Kreuzzug zurückkehrte, eindeutig als Favorit galt, hatte niemand ernsthaft erwogen, ihm Einhalt zu gebieten, solange er nicht übertrieb. Auch Guillaume musste sich in Zurückhaltung üben, denn Prinz John war sein Lehnsherr in Irland und er ihm darum verpflichtet. Guillaume war immer loyal gewesen, ganz gleich, welche Konsequenzen er hatte fürchten müssen. Seine irischen Besitzungen aber durfte er Isabelle zuliebe nicht aufs Spiel setzen. Zweimal war ihm das Glück hold gewesen, und der Nachfolger seines Herrn hatte ihn mit Nachsicht behandelt. Bei John jedoch, da war er sicher, würde niemand, der sich ihm heute in den Weg stellte, auf Milde hoffen können, falls er eines Tages König wurde. Es galt also, loyal zu bleiben und trotzdem taktisch klug zu handeln, um keinen der beiden Brüder zu verärgern.
    So sehr Guillaume auch Richards militärische und politische Fähigkeiten schätzte, so sehr hatte er den Entschluss des Königs, sich auf den Kreuzzug zu begeben, von Anfang an als Fehlentscheidung angesehen. Das Reich war groß und an vielen Grenzen in Gefahr. Wenn es tatsächlich zum Äußersten kam, Richard nicht zurückkehrte und John König wurde, dann war es ganz sicher besser für England, wenn die treuen, gewissenhaften Berater Richards auch ihm zur Seite standen. Der jüngste Sohn Henrys II. hatte nicht im Entferntesten die gleichen Qualitäten wie sein älterer Bruder und würde darum jede Hilfe brauchen, müsste er das riesige angevinische Reich regieren. Guillaume wusste, dass es eine Gratwanderung war, die sie alle zu bewältigen hatten, bis Richard hoffentlich unversehrt vom Kreuzzug zurückkehrte, gefährlich, aber notwendig.
    Doch nicht Prinz John allein, auch Longchamp mit seinem despotischen Auftreten bereitete den Lords Kummer. Guillaume hatte darum all seinen Einfluss geltend gemacht und dafür gesorgt, dass ein Bote zu Richards Winterlager in Sizilien geschickt wurde, der dem König über Longchamps Verhalten Bericht erstatten und um Anweisung bitten sollte, wie man zukünftig in dieser Angelegenheit zu verfahren habe. Schwere Zeitenerforderten mutige Entscheidungen, und nur selten wusste man im Vorfeld, ob sich der eingeschlagene Weg als der richtige herausstellen würde.
    Als die Kaufleute aus London eintrafen, ließ Guillaume seinem Freund FitzReiner und FitzAlwyn, dem Mayor, eine Nachricht überbringen und sie zum anschließenden Festmahl einladen, während er selbst sich umgehend an FitzOwen wandte, der nicht mit ihm tafeln würde. Guillaume musste sich zusammenreißen, um sich die Freude beim Anblick seines Sohnes nicht allzu sehr anmerken zu lassen und sich zuerst ausschließlich FitzOwen zu widmen.
    Es war nicht zu übersehen, wie geehrt sich der Kaufmann von Guillaumes Aufmerksamkeit fühlte. Wie ein Gockel reckte er den Kopf und ließ den Blick schweifen, um zu sehen, ob die anderen Kaufleute mitbekamen, mit wem er sich unterhielt.
    Nach ein paar ausgetauschten Höflichkeitsfloskeln und einem Lob für FitzOwens Falken konnte sich Guillaume endlich an William wenden. Wie lange hatte er darauf gewartet, seinen Sohn wiederzusehen! »Ich habe Princess mitgebracht. Sie ist zwar eine alte Dame, aber noch immer eine gute Jägerin. Begleite mich doch und begrüße sie«, schlug er vor. Dieser begabte junge Falkner ist mein Fleisch und Blut!, hätte er am liebsten allen zugerufen. Das ist William, der niemals Maréchal genannt werden wird. William, der Falkner. William, der Sohn der Schwertschmiedin und der meine!
    »Princess ist auch ein Lannerweibchen«, erklärte William seinem Herrn und bat mit einer knappen Verbeugung um die Erlaubnis, sich entfernen zu dürfen. Dann folgte er Guillaume.
    »Wie alt ist sie nun?«, fragte er erstaunt und strich Princess sanft über den Rücken.
    »Sie war noch jung, als ich sie mit zur Schmiede gebracht habe. Es war ihr zweiter Herbst«, erklärte Guillaume und dachte mit Wehmut an den Nachmittag, an dem er seinen Sohn ein wenig näher hatte kennenlernen dürfen. Die ganzen Jahre hatte er von diesem einen Tag gezehrt.
    »Also zwölf«, murmelte William, »ein stattliches Alter für einen Falken!«
    Guillaume nickte und frohlockte. Der Nachmittag musste auch William etwas bedeutet haben, wie sonst

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