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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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Treibjagden auf die Lauer, um ihre Ausdauer und ihr Geschick unter Beweis zu stellen, die Aufmerksamkeit ihrer Herren und vielleicht sogar ein Lob zu erhaschen. Sie wetteiferten dabei ebenso untereinander wie die Ritter mit ihren Schwertern und Lanzen. Der Bogen, der als Waffe der Jugend und des Volkes galt, war nach der Schwertleite nicht mehr standesgemäß für einen Normannen. Nur in Wales, so erzählte man sich, gab es Ritter und sogar große Barone, die sich noch immer des Bogens bedienten.
    »Wenn ihr genügend Holz gesammelt habt, seht euch nach essbaren Beeren und Kräutern um«, befahl Guillaume den beidenPagen. Solange sie beschäftigt waren, würden sie nicht über die bevorstehende Nacht nachdenken. »Und achtet auf Pilze!«
    »Psst! Hört ihr nicht? Ich glaube, das sind Hufschläge.« Herlin legte den Finger auf den Mund und horchte. Seine Miene hatte sich hoffnungsvoll aufgehellt. »Sie kommen von da«, meinte er und wollte schon loslaufen.
    »Nicht, Herlin! Wir sollen zusammenbleiben und warten, so lautet die Anweisung von Lord Tancarville«, befahl Guillaume entschieden und packte ihn an den Kleidern.
    »Ihr könnt ja hier sitzen und warten, ich ziehe es vor, die Nacht auf meinem Lager zu verbringen«, mischte sich nun Bernard ein. »Komm, Herlin, wir gehen!«
    Der junge Knappe sah von ihm zu Guillaume.
    »Ich möchte auch lieber in Tancarville schlafen, und zwar noch häufig, genau wie Eude und Enguerrand, darum warten wir hier, verstanden?«, sagte Guillaume streng.
    »Ich denke, er hat recht, Bernard«, stimmte Herlin zu.
    »Ich denke, er hat recht!«, äffte Bernard ihn nach. »Hat er nicht! Er hält sich für den großen Anführer und hat doch nicht die geringste Ahnung, wie wir hier rauskommen!« Er drehte sich um und ging.
    »Lass den Unsinn und komm zurück!«, rief Guillaume. Als Bernard jedoch in der Tiefe des Waldes verschwand, stürzte er ihm nach. »Bernard!« Guillaume achtete darauf, wo das Moos an den Baumstämmen wuchs, um zu wissen, in welche Richtung er lief. »Bernard! Wo bist du?« Mit einem missbilligenden Schnaufen sah er sich suchend um, bis er ihn auf einer Lichtung zu seiner Linken entdeckte.
    Bewegungslos stand er da und horchte angestrengt. »Still doch«, fuhr er Guillaume an, als der sich näherte und ein Ästchen unter seinen Schritten knackte. »Deinetwegen höre ich nichts mehr.«
    »Du hörst nichts, weil sie zu weit weg sind. Komm, lass uns umkehren, die anderen sorgen sich bestimmt schon.« Guillaume wollte ihn beim Arm nehmen und mit sich ziehen.
    »Nimm die Hände weg, du Angeber! Spielst dich auf, als wärst du was Besseres, nur weil Tancarville dir die gebratenen Tauben ins Maul fliegen lässt und sogar Ours dich seit Neuestem hofiert.« Bernard spuckte auf den Boden, dicht neben Guillaumes Füße. »Du ahnst nicht, wie lange ich schon auf so eine Gelegenheit warte. Komm, kämpf mit mir! Diesmal wird Ours dir nicht helfen. Ich mach dich fertig!«
    »Lass das, wir müssen zurück zu den anderen.«
    »Wenn du mich besiegst, gehe ich mit dir.« Bernard grinste auffordernd. Seine Hand schnellte plötzlich vor, ergriff Guillaumes Arm und drehte ihn herum. Mit einem Schulterwurf brachte er ihn zu Fall. »Los, wehr dich!« Er tänzelte hin und her.
    Ein stechender Schmerz durchzuckte Guillaume, als er mit dem Rücken auf einer knorrigen Wurzel landete.
    »Komm schon, du wirst doch nicht aufgeben!«, höhnte Bernard siegesgewiss.
    Guillaume sprang auf und ging in Kampfhaltung, doch Bernard war schneller und traf ihn am Wangenknochen, der sofort heftig zu pochen begann. Bernard tänzelte um Guillaume herum und genoss seine Überlegenheit.
    »Lass uns gehen«, versuchte Guillaume, ihn zu überzeugen. Dann traf ihn ein Faustschlag in den Magen, und bitterer Geschmack sammelte sich in seinem Mund.
    »Ja, jetzt hast du nicht mehr so ein großes Maul!«, triumphierte Bernard, trat nach ihm und stieß ihn erneut zu Boden. Dann warf er sich auf ihn.
    Erste Tropfen waren auf dem Blätterdach der Bäume zu hören, dann prasselte es, und Guillaume musste an Sir Ansgar denken. Er hatte tatsächlich recht behalten.
    »Was grinst du so dämlich?«, fuhr Bernard ihn an, schlang den Arm um Guillaumes Hals und drückte zu.
    Panisch riss Guillaume die Rechte hoch und zerrte an dem Würgegriff, doch seine Hand glitt an Bernards regenfeuchtem Arm ab. Seine Linke flog über den Boden, fand dort jedoch nur ein morsches Ästchen, das ihm zwischen den Fingern zerbrach.Guillaume spürte, wie

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