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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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lernen, denn die genaue Befolgung aller Anweisungen konnte lebenswichtig sein.
    »Achte auf Enguerrand und Eude! Ich verlasse mich auf dich«, rief der Kammerherr Guillaume zu. Sein Pferd tänzelte nervös.
    »Ja, Mylord!«
    »Herlin und Bernard laufen mit euch. Bleibt zusammen, und wenn ihr zurückfallt, wartet. Verlasst die Spur der Jäger nicht!«, bestimmte der Kammerherr und sprengte an ihnen vorbei, den Hunden nach, die laut bellend davonstürzten.
    Obwohl die Jungen die Beute noch nicht sehen konnten, rannten sie in die Richtung, in die ihr Herr geritten war, um den Anschluss nicht zu verlieren.
    Guillaume lief, sprang in die Höhe und reckte den Hals. Drei Hirsche konnte er in der Ferne ausmachen. Die Saupacker waren ihnen bereits dicht auf den Fersen. Wenn sie nah genug dran waren, würden sie nach den Hinterläufen der Hirsche schnappen. Hatten sie erst einmal damit begonnen, dann verfolgten sie ihre Beute, ohne müde zu werden. Immer wieder würden sie die Tiere angreifen. Panisch flohen die Hirsche in den dichten, dunklenWald, über unwegsames Gelände, in finsteres, nahezu undurchdringliches Gebiet. Guillaume glaubte, ihre Verzweiflung am eigenen Leib spüren zu können, als sein Atem von dem langen, schnellen Lauf in der Brust zu brennen begann.
    »Haltet durch!«, ermutigte er Enguerrand und Eude, die um einiges jünger waren und tüchtig zu kämpfen hatten. »Kommt, weiter!« Doch Enguerrand blieb stehen, stützte die Hände auf die Oberschenkel und japste nach Luft. »Bernard, Herlin, wartet!«, rief Guillaume den beiden anderen nach.
    »Ich … ich kann nicht mehr«, keuchte Enguerrand.
    »Bist du des Wahnsinns? Wir werden die Jäger verlieren!«, schrie Bernard ihn an und tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn. »Wir müssen weiter!« Er packte Herlin am Arm und wollte ihn mit sich ziehen.
    »Wir sollen zusammenbleiben«, rief Guillaume.
    »Ich kann die Jäger nicht mehr hören!«, jammerte Eude mit Tränen in den Augen. Der Wald war an dieser Stelle besonders dicht und dunkel und der Gedanke, allein zurückzubleiben, für alle erschreckend.
    »Ich sag’s ja, wir sind verloren, wenn wir sie nicht einholen!«, fauchte Bernard. Angst stand auch ihm ins Gesicht geschrieben. »Sie werden uns niemals wiederfinden, nicht hier!«
    Hinter jedem Busch konnte Gefahr lauern. Diebe, Mörder und andere Gesetzlose versteckten sich ebenso in den Wäldern wie Elfen und Kobolde. Auch furchterregende Geschichten von den grausigen Taten wilder Tiere hatten sie gehört.
    »Wir dürfen die Fährte der Jäger nicht verlassen«, sagte Guillaume und versuchte, das Zittern in seiner Stimme zu unterdrücken. Mit klopfendem Herzen sah er sich um. Hatten die Jäger erst ihre Beute erlegt oder sie womöglich aus den Augen verloren, würden sie umkehren und die Jungen suchen. Bis dahin waren sie auf sich allein gestellt. Im ärgsten Fall würden sie eine Nacht im Wald verbringen müssen. Bei diesem Gedanken erschauderte Guillaume.
    »Eude, Enguerrand, geht und sammelt Holz für ein Feuer«,befahl er den Pagen, bemüht, gefasst zu klingen. »Aber bleibt in Sichtweite!«, rief er ihnen nach.
    »Wir hätten weiterlaufen müssen«, knurrte Bernard.
    »Die Jäger werden uns doch sicher schon bald suchen, nicht wahr?« Herlin klang weinerlich.
    »Gewiss«, antwortete Guillaume. Trotzdem konnte es dauern, bis man sie fand. Keiner der Männer, und sei er noch so erfahren, konnte jeden Winkel des Waldes kennen, dazu war er viel zu groß.
    Jede Gruppe von Jägern wurde von einem kundigen Mann angeführt, der seine Entscheidungen mit großer Bestimmtheit und ohne jegliche Selbstzweifel treffen musste. Scharfsinn, enormes Wissen und Durchsetzungskraft zeichneten diese Anführer aus. Die Verantwortung für ihre Gruppe stellten sie allem voran, ohne jedoch das Ziel – die Beute – aus den Augen zu verlieren.
    Guillaume fuhr sich mit der Hand über die Stirn, obwohl er nicht schwitzte, sondern fröstelte. Er war noch nie bei einer Jagd zurückgefallen, und bei dem Gedanken, womöglich ohne die Ritter im Wald übernachten zu müssen, wurde ihm mehr als unbehaglich zumute. Doch ganz gleich, wie sehr er sich fürchtete, er würde sich seiner Aufgabe als Anführer ihrer kleinen Gruppe als würdig erweisen und sich seine Angst nicht anmerken lassen.
    »Lasst uns versuchen, ein paar Vögel oder Hasen zu erlegen«, schlug er vor und nahm seinen Bogen von der Schulter. An ruhigeren Jagdtagen legten sich die Pagen und Knappen zwischen den

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