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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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Guillaumehatte sich dem Fechtmeister widersetzt und bekam nun Lob dafür? Das war ungeheuerlich!
    * * *
    Die morgendliche Luft roch würzig und schwer nach Holzfeuer und feuchtem Nebel. Guillaume eilte über den unteren Burghof, als sein Blick an einem Jungen hängen blieb, der aus dem Zelt des Wundarztes trat. Aus dem Augenwinkel glaubte er, Gildwin zu sehen, und blieb erstaunt stehen. Doch Gildwin war längst fort. Bald drei Monate war es her, dass er Tancarville verlassen hatte, um sich der Kirche zuzuwenden. Einen ganzen Nachmittag hatte sein Vater damals beim Kammerherrn verbracht, um sich mit ihm zu beraten, dann waren sie aufgebrochen.
    Guillaume erinnerte sich noch genau an sein letztes Treffen mit ihm. Ganz ohne Scheu hatten sie über ihre Ängste und Hoffnungen sprechen können. Gildwin war so stark im Glauben verwurzelt, dass er sich wieder und wieder mit Fragen über Sünde und Vergebung gequält hatte.
    Guillaume dagegen beschäftigte sich mit Taktik und Kampftechniken. Wer den Wettstreit nicht liebte, konnte nun einmal kein guter Ritter werden. Nicht, dass es Guillaume gleichgültig gewesen wäre, ob er lebte oder starb. Im Augenblick des Kampfes aber vergaß er jegliche Angst und war nur noch beseelt von dem Wunsch zu siegen.
    Gildwin dagegen hatte stets gefürchtet, sein Leben zu verlieren, und sich gefragt, ob Gott ihm vergeben würde, falls er je in die Verlegenheit kam, töten zu müssen.
    Guillaume befragte sein Gewissen nicht auf diese Weise. Das Wohl aller, so hatte er gelernt, ruhte auf drei Pfeilern. Der Kirche, die für das seelische Heil zuständig war, der Ritterschaft, die für die Sicherheit aller zu sorgen hatte, und den Bauern, die ausreichend Nahrung für alle herbeischaffen mussten. Gildwin würde nichts weiter tun, als vom Ritterstand in den der Kirche überzuwechseln, und dort vermutlich von größerem Wert sein. Er fühlte sich nun einmal dazu berufen, den Weg des Herrn zu gehen,so wie Guillaume ganz sicher wusste, dass es ihm bestimmt war, ein Ritter zu werden.
    Guillaume blickte dem Jungen nach und zuckte mit den Schultern. Es war nur einer der kürzlich neu eingetroffenen Pagen und nichts an ihm, nicht einmal die Farbe seiner Haare erinnerte an Gildwin. Guillaume schüttelte den Kopf, weil er sich hatte täuschen lassen, und machte sich wieder auf den Weg zu den Ställen, wo er seinen Herrn vermutete. Er drängte sich durch den Wirrwarr aus Pferden, Rittern, Pagen, Knechten und Hunden. Seit Herbstbeginn ließen Tancarville und seine Gefolgsleute kaum eine Gelegenheit zur Jagd ungenutzt. Guillaume sah zum Himmel, an dem nur eine einzige weiße Wolke stand. Ein Lächeln umspielte seinen Mund. Sir Ansgar, einer der Ritter, der die Knappen ausbildete, konnte mit geradezu unglaublicher Sicherheit voraussagen, wie sich das Wetter im Lauf eines Tages entwickeln würde. Ein einziger Blick nach oben genügte ihm dafür. Guillaume kniff die Augen zusammen. Was genau sah er nur da? Und wie konnte er daraus schließen, ob sich ein strahlend blauer Himmel während des Tages zuziehen oder sich bedrohlich aussehende, hoch aufgetürmte Wolken verflüchtigen würden? Manchmal war die Farbe der Wolken auch vollkommen gleichmäßig. Hellgrau, ohne jede Nuance. Guillaume betrachtete die wie dicker Qualm aussehende Wolke über Tancarville. An einem Tag wie heute schönes Wetter vorauszusagen, war gewiss keine Kunst, darum würde der Kammerherr jagen gehen, so viel stand fest. Die Wälder ringsum waren voller Wildbret und das Fleisch von Rehen, Hirschen und Wildschweinen an seiner Tafel überaus begehrt.
    Guillaume sputete sich, um zu den Ställen zu kommen. Wenn er die Andeutung seines Herrn am Vorabend richtig verstanden hatte, konnte er sich Hoffnung machen, ihn endlich zu Pferd zur Jagd begleiten zu dürfen.
    »Hast du Lord Tancarville gesehen?«, rief er einem untersetzten Stallburschen mit geflickten Kleidern zu, der gelangweilt in der Nase bohrte.
    »Da!«, antwortete der mürrische Junge mit einem Fingerzeig der freien Hand auf den größeren der beiden Pferdeställe und trollte sich.
    Guillaume griff voller Vorfreude nach der Tür, hinter der er seinen Herrn vermutete, hörte ein lautes Rumpeln und ahnte, dass sie aufgestoßen werden würde. Er sprang zur Seite, stolperte, verlor das Gleichgewicht und landete mit dem Hinterteil mitten auf einem dampfenden Misthaufen. Ein paar junge Burschen, die nicht weit entfernt standen, prusteten los und schlugen sich vor Schadenfreude auf die

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