Der goldene Thron
Feuers nun zu kribbeln und zu brennen begannen. »Ist nicht auch Walkelin de Ferrers unter ihnen?«
Baudouin beantwortete Guillaumes Frage mit einem Schulterzucken. »Der Herzog muss gewusst haben, dass es zu Ende mit ihm ging. Es heißt, er habe befürchtet, nicht in geweihter Erde begraben zu werden, denn er war ja wegen Richards Gefangennahme exkommuniziert. Er soll alle Ansprüche an ihn aufgegeben und versprochen haben, die Geiseln freizulassen. Er soll sogar geschworen haben, einen Teil des Lösegeldes zurückzugeben, und seinen Sohn zum Bürgen für seine Versprechen erklärt haben. Besser hätte es wahrlich nicht kommen können!«
»Eine großartige Entwicklung, fürwahr! Doch nun, mein Freund, erkläre mir, was es mit den Säcken und Fässern auf sich hat, die du mitgebracht hast.«
»Ich war beim König, um seine Nichte zurückzubringen, und hörte, dass Richard mehrere Schiffsladungen mit Getreide aus England hat bringen lassen, denn die Not ist überall groß. Ich ahnte bereits, dass auch ihr zu leiden habt, und in der Hoffnung, dass er dir ein wenig unter die Arme greifen würde, erzählte ich ihm von meinem bevorstehenden Besuch bei dir. Es ist nicht genug für den restlichen Winter, aber ich hoffe, es hilft trotzdem ein wenig … Der König schickt dir seine herzlichsten Grüße und dazu noch drei Fässer Wein.«
»Nie hatte ein Mann einen treueren, besseren Freund als dich! Ich danke dir von ganzem Herzen und unserem König ebenfalls. Er wird hocherfreut gewesen sein, weil du seine Nichte unversehrtzurückgebracht hast! Ich hoffe doch sehr, dass er dir nicht nur eine Wagenladung Getreide und etwas Wein zur Belohnung gab, auch wenn sie mir in diesen schlechten Zeiten von unschätzbarem Wert sind!«
Baudouin schüttelte den Kopf. »Nein, keine Sorge, mein Freund. Er hat mir endlich eine überaus einträgliche Ehe und einen bedeutenden Titel versprochen.«
»Großartig!« Guillaume klopfte ihm auf die Schulter. »Erzähl mir mehr davon.«
»Ach, mein Freund.« Baudouin senkte die Stimme.
Guillaumes Männer hatten sich inzwischen zu den seinen gesellt und plauderten ausgelassen mit ihnen, sodass niemand ihrem Gespräch zuhörte. »Ich hoffe schon so lange. Du weißt selbst, wie oft man mir eine Ehe versprochen hat. Doch nie wurde etwas daraus. Auch ich werde nicht jünger. Ich muss endlich daran denken, einen Erben zu zeugen. Oder gleich eine ganze Schar, so wie du!« Baudouin lachte auf. Es klang jedoch nicht fröhlich, wie es sich angesichts der guten Aussichten erwarten ließ, sondern verzweifelt. »Deine Gemahlin wird mit jedem Kind schöner, und das, obwohl ich dachte, das sei nicht möglich. Die meine aber, so ich denn diesmal bekomme, was mir der König in Aussicht gestellt hat, ist …« Baudouin seufzte tief. »Du erinnerst dich an die Gemahlin von Mandeville?«, flüsterte er.
Guillaume nickte lachend. »Du sagtest, sie habe alles, was einen Mann ausmacht, bis auf …« Er blickte kurz auf Baudouins Schoß, zuckte mit den Schultern und lachte erneut. »So schlimm wie die Gräfin von Aumale wird deine Gemahlin schon nicht werden!«, raunte er ihm tröstend zu.
»Doch, mein Freund, das wird sie. Der gute de Forz, den Hawise nach dem Tod Mandevilles geheiratet hat, ist letzte Woche gestorben. Der König hat mir darum in Aussicht gestellt, der nächste Graf von Aumale zu werden!« Baudouins Gesicht war wie in Stein gemeißelt.
Guillaume sah ihn ratlos an. Sollte er den Freund bedauern oder beglückwünschen? Vor der Hochzeit mit Isabelle war er derunumstößlichen Überzeugung gewesen, eine Ehe müsse reich machen, nicht jedoch zwangsläufig glücklich. Nun aber konnte er sich beim besten Willen nicht mehr vorstellen, mit einer Frau verheiratet zu sein, die er nicht liebte, und mit ihr Nachwuchs zu zeugen. Was aber half es Baudouin, dass er so dachte?
»Vielleicht ist sie gar nicht so schlimm, wie man sagt. Möglicherweise gehört sie nur zu den Frauenzimmern, die genau wissen, was sie wollen, und es durchzusetzen verstehen. Sieh dir nur unsere Königin an! Und ist sie nicht eine Schönheit? Möglich, dass Hawises Ruf durch Unbeugsamkeit entstand.« Er klopfte Baudouin auf die Schulter und lächelte ihn aufmunternd an. »Sieh dich nur an, Baudouin. Wie könnte ein Weib dich nicht lieben und glücklich machen wollen? Du siehst blendend aus, und soweit ich weiß, liegen dir die Frauen zu Füßen!« Guillaume wusste, wie dünn seine Worte klangen. Liebe konnte man nicht befehlen und nicht
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