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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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war erschrocken, als Gildwinihm daraus vorgelesen hatte. Fast überall waren die Ernten miserabel gewesen und die Vorräte viel zu früh zur Neige gegangen, sodass auch die Geldmittel von Tag zu Tag weniger wurden. Nur die Pferdezucht hatte mehr eingebracht, als er erwartet hatte. Doch je kälter es wurde, desto stärker stiegen die Preise für Mehl und Brot, was den Gewinn rasch dahinschmelzen ließ. Das Ende des Winters war noch nicht in Sicht, und die Not wurde überall größer.
    Isabelle mochte versuchen, das Leid im Dorf zu lindern, doch es würde ihr nur bedingt gelingen, denn Guillaume hatte keine Nahrungsmittel mitbringen können. Überall war ihnen der Hunger begegnet. Kinder mit aufgetriebenen Bäuchen, die ihn an seinen eigenen Nachwuchs erinnert hatten, waren ihnen bettelnd nachgelaufen und hatten Guillaume in tiefe Verzweiflung gestürzt. Isabelle wusste gut hauszuhalten, doch auf einem großen Gut waren so viele hungrige Mäuler zu stopfen!
    Guillaume sorgte sich um Isabelles Gesundheit. Die vier Schwangerschaften und die Sorgen der letzten Zeit hatten an ihr gezehrt. Er trieb sein Pferd an. Auch wenn er nicht wusste, wie er ihr mit nichts als schlechten Nachrichten unter die Augen treten sollte, hatte er es doch eilig, zu seiner Liebsten zu kommen.
    Als sie endlich auf den Hof ritten, lief Isabelle ihm freudestrahlend entgegen.
    »Sieh nur, Guillaume, was Sir Baudouin mitgebracht hat!«, rief sie schon von Weitem, wedelte mit den Armen und zeigte auf einen voll beladenen Wagen, von dem ihre Knechte mehrere Säcke abluden, die mit Mehl oder Getreide gefüllt sein mussten.
    »Baudouin?«, wunderte sich Guillaume. »Aber …«
    Herzog Leopold V. hatte im Herbst mit der Ermordung der bei ihm verbliebenen Geiseln gedroht, so Richard ihm nicht umgehend seine Nichte zuführte, die einem von Leopolds Söhnen versprochen war. Baudouin hatte sich darum Anfang Dezember auf den Weg gemacht, um das Mädchen mit einer schwer bewaffneten Eskorte nach Österreich zu bringen. Er konnte unmöglich schon zurück sein!
    Guillaume ließ sich vom Pferd gleiten und fing Isabelle auf, die strahlend in seine Arme flog und sich an ihn schmiegte. Er sog den vertrauten Duft ihres Haares ein und schloss einen Moment die Augen. »Wo ist er?«, fragte er dann und küsste sie auf den Scheitel.
    »In der Halle, am Feuer.« Isabelle nickte Gildwin und den anderen Begleitern ihres Mannes zu, dann nahm sie Guillaumes Gesicht in ihre Hände und musterte ihn besorgt. »Oh, Liebster, du siehst müde aus! Du musst hungrig und halb erfroren sein. Geh in die Halle zu unserem Gast und wärme dich auf, ich komme gleich nach. Ich will nur rasch durchzählen, wie viele Säcke es sind, und den Steward bitten, das Entladen zu überwachen, damit nichts abhandenkommt.«
    Guillaume warf dem Stallburschen, der sogleich herbeigeeilt war, die Zügel seines Pferdes zu und ging, gefolgt von seinen Männern, zur Halle. Seine Füße schmerzten vor Kälte, und für einen Moment musste er an den alten König denken. Wie viel Kraft musste dieser Mann gehabt haben, um trotz all der Qualen immer wieder voranzustreben!
    Guillaume drückte die Eichentür zur Halle auf. Wärme und der vertraute Duft von frischen Binsen und Lavendel schlugen ihm entgegen. »Baudouin, was machst du hier? Ich wähnte dich auf dem Weg nach Österreich.« Guillaume ging mit langen Schritten auf ihn zu.
    Baudouin, der, umringt von seinen Männern, am Feuer stand und sich die Hände rieb, sah erstaunt auf. »Eine reizende Begrüßung, das muss ich schon sagen!«, knurrte er und versuchte wohl, vorwurfsvoll zu klingen, doch seine Augen funkelten fröhlich. Er eilte Guillaume entgegen und umarmte ihn. »Herzog Leopold ist tot!«
    »Tot?«
    Guillaumes Männer, die ihm in die Halle gefolgt waren, murmelten ungläubig, und auch er hatte Mühe zu glauben, dass ihnen das Schicksal so gnädig sein konnte.
    »Er ist bei einem Scherzangriff auf eine Schneeburg vom Pferdgestürzt! Hat sich das Bein dabei verletzt. So schwer, dass man es abgenommen hat. Doch das half nicht, weil bereits Brand darin gewesen ist, der sein Blut vergiftet hat. Als wir die Nachricht von seinem Tod erhalten haben, sind wir sofort umgekehrt, wie du dir denken kannst. Die Nichte des Königs ist unversehrt und wieder bei Hof!« Baudouin strahlte.
    »Und was wird aus den Geiseln, die in Leopolds Gewahrsam waren?« Guillaume ließ sich von seinem Pagen die Stiefel ausziehen und wackelte mit den Zehen, die durch die Hitze des

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