Der goldene Thron
erzwingen.
Baudouin verzog das Gesicht zu einer süßsauren Grimasse. »Es heißt, de Forz habe sie nur schwängern können, indem er sich bereit erklärte, auch ihre Kammerzofe ins eheliche Bett zu lassen«, flüsterte er ihm zu und schnaufte. »Hoffen wir, dass es wahr ist und wenigstens die Zofe liebenswürdig ist, denn ich werde mich wohl opfern und einen Erben mit meiner Gemahlin zeugen müssen.« Baudouin versuchte sich an einem Lächeln, das jedoch ein wenig schief ausfiel.
»Sieh es doch mal so, mein Freund: Du wirst einer der größten Barone der Normandie! Und wenn du erst einen Erben hast, musst du deinem Weib auch nicht mehr beiwohnen, wenn du nicht willst.« Guillaume stieß ihn mit der Schulter an. »Kopf hoch, alter Herzensbrecher! Du hast bald einen prächtigen Titel und eine hervorragende Stellung bei Hof. Was hältst du davon, wenn wir in den Wald reiten und etwas zum Abendessen jagen?« Guillaume verspürte nicht die geringste Lust, die warme Halle zu verlassen, was aber hätte sich besser geeignet als eine Jagd, um den Freund ein wenig abzulenken?
»Nicht nötig«, erwiderte Baudouin. »Ein Wildschwein liegtbereits in deiner Küche.« Er zuckte lächelnd mit den Schultern. »Es ist uns über den Weg gelaufen, da konnten wir nicht widerstehen. Ich hoffe, es waren deine Wälder.«
»Ein Platz im Paradies ist dir gewiss, mein Freund!«, rief Guillaume erfreut. »Ich liebe Wildschweinbraten!« Er verdrehte genüsslich die Augen und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Junge, bring allen heißen, gewürzten Wein, auf dass ihnen der Schweiß ausbreche, und sag dem Koch, mein Magen knurrt!«, befahl er seinem Pagen fröhlich. »Setz dich, mein Freund, und teile meine Freude an meinem Heim mit mir!«, forderte er Baudouin auf und schob ihm einen bequemen Sessel hin. Das prasselnde Feuer wärmte ihnen die Glieder, der gewürzte Wein den Leib und ihre Freundschaft die Seele.
»Hörst du die Kinder jubeln, Guillaume?«, rief Isabelle, als sie die Halle betrat. »Es schneit!« Sie stampfte mit den Füßen auf den Boden. »Dicke Flocken, und sie bleiben liegen!« Dann wandte sie sich an ihren Gast. »Ihr seid gerade noch zur rechten Zeit eingetroffen, Sir Baudouin, genau wie mein Liebster. Ich hoffe doch sehr, dass Ihr uns die Freude macht und ein Weilchen bei uns bleibt.«
»Sehr gern, ein wenig Ruhe fernab vom Trubel des Hofes wird mir gewiss guttun. Ich verspreche auch, morgen wieder mit Guillaume auf die Jagd zu gehen, um die neuen Vorräte nicht über Gebühr zu beanspruchen.«
»Sir Baudouin!« Isabelle schüttelte tadelnd den Kopf. »Abgesehen von Eurer großzügigen Hilfe, würden wir das letzte Stück Brot mit Euch teilen.« Dann beugte sie sich ein wenig zu ihm vor. »Ihr seid Guillaume der Liebste von allen, hättet Ihr einen Sohn, er gäbe ihm sicher voller Freude eine unserer Töchter zur Frau«, flüsterte sie und zwinkerte ihm zu. »Wer weiß, vielleicht, eines Tages …«
»Oh, das könnte schon in Kürze wahr werden, denn wie es aussieht, werde ich dieses Jahr noch heiraten.«
»Nein, Baudouin, wie wunderbar!« Isabelle warf einen kurzen Blick zu Guillaume. »Dann wird es sicher bald etwas mit demNachwuchs.« Sie zwinkerte noch einmal, errötete ein wenig und bat dann, sie zu entschuldigen. »Ich will rasch nach den Kindern sehen«, sagte sie, nickte den anderen Rittern kurz zu und rauschte an ihnen vorbei wie eine Frühlingsbrise.
»Ist es nicht wunderbar, dass Sir Baudouin bald heiratet?«, sagte sie am Abend, als sie zu Bett gingen, flocht ihre Haare zu einem langen Zopf und legte ihn über ihre rechte Schulter, wo er bis auf ihre voller und weicher gewordene Brust reichte, die durch das feine Leinenhemd schimmerte.
Guillaume konnte es kaum erwarten, zu ihr unter die Decke zu schlüpfen. Suzanne vergaß im Winter niemals, ihnen einen im Feuer erhitzten Stein ins Bett legen zu lassen, damit sie es schön warm hatten.
»Ein heißer Stein im Bett verspricht glühende Liebe«, sagte sie gern, und Isabelle raunte ihm diesen Spruch manchmal verführerisch zu.
»Ob sie auch eine Prinzessin ist? Vielleicht gar eine Irin?« Isabelle schien der Gedanke zu gefallen, denn sie lächelte, als sähe sie sich bereits mit der jungen Braut seines Freundes verbündet.
»Der König hat ihm Hawise d’Aumale versprochen«, antwortete Guillaume, um ihre Spekulationen zu beenden.
»Aber …!« Isabelle sah ihn entsetzt an. »Die ist doch bereits verheiratet!« Sie hatte sich in den
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