Der goldene Thron
auf die übliche Weise abtragen lässt, weil seine Falkner es nicht anders wissen.«
»So?« De Ferrers sah ihn erstaunt an.
»Auch der Prinz scheint überaus beeindruckt von Arrow zu sein, seht nur!« Guillaume deutete mit dem Kopf in Johns Richtung. Sein Blick war gespannt auf den Falken geheftet.
De Ferrers’ Gesicht hellte sich auf.
»Schade nur, dass der Lieblingsfalke des Prinzen heute nicht so erfolgreich ist! Das wird Johns Laune nicht gerade zuträglich sein!«
De Ferrers schnaufte, dann zeigte er hoffnungsvoll nach oben. »Seht nur, vielleicht schafft er es diesmal!«, rief er.
Der Falke des Prinzen schickte sich nach mehreren misslungenen Versuchen soeben erneut an, einen Kranich zu schlagen. Guillaume hielt gespannt den Atem an. Doch der um ein Vielfaches größere Beutevogel wehrte sich aus Leibeskräften und griff den Falken mit seinem gefährlichen Schnabel an. Er hieb und hackte nach ihm, bis der Falke ins Trudeln geriet. Plötzlich ging ein Aufschrei, dann ein erschrockenes Raunen durch die Menge der Zuschauer, und der Falke stürzte steinschwer vom Himmel.
Der Prinz, der den Blick nicht einen Augenblick von seinem Falken gelassen hatte, preschte los, um ihm zu Hilfe zu eilen.
Auch Guillaume gab seinem Pferd umgehend die Sporen und kam zur gleichen Zeit wie John dort an, wo das schwer verletzte Tier niedergegangen war. Der bedauernswerte Falke versuchte vergeblich, sich durch Schlagen der Flügel vom Boden zu erheben, doch seine rechte Schwinge blutete. Sie war gebrochen, und die Knochen spitzten zwischen den Federn hervor.
John wurde aschfahl, als die Falkner um ihn herum schweigend mit den Köpfen schüttelten.
Hilflos sah er von einem zum anderen.
»Platz, macht mir doch Platz!«, rief plötzlich Odon of Elmswick in das betretene Schweigen und drängte sich nach vorn.
Guillaume entwich ein zischender Laut. Elmswick beachtete den Vogel kaum, blickte nur die Falkner an und wandte sich dann an John. »Wenn einer vermag, Euren Vogel zu heilen, dann unser guter William hier«, behauptete er grinsend und klopfte diesem scheinbar zuversichtlich auf die Schulter.
Ein offener Bruch ist ein Todesurteil!, dachte Guillaume entsetzt. Elsmwick konnte unmöglich so dumm sein, dies nicht zu wissen. Er stellte William mit Absicht eine Falle und legte ihm einen Strick um den Hals! Er hatte sich also nicht geirrt: Aus irgendeinem Grund hasste Odon of Elmswick William!
Die Falkner und auch William sahen Elmswick an, als wäre er von Sinnen.
»Ein offener Bruch wie dieser heilt nicht. Er fängt an zu schwären und bringt den Vogel um«, erklärte Johns Falkner kopfschüttelnd.
»Gibt es nicht immer wieder Wunder?«, beharrte Elmswick. »Lasst es William versuchen, Mylord.«
Der Prinz sah William mit tränenfeuchten Augen an. »Glaubst du wirklich, du könntest ihm helfen?«, fragte er ihn hoffnungsvoll.
Ungläubig sah Guillaume, wie sich die Schlinge um den Hals seines Sohnes immer enger zog. Er betete, William möge nicht zusagen, was er nicht erfüllen konnte, und war erleichtert, als sein Sohn den Kopf schüttelte.
»Nein, mein Prinz, das glaube ich nicht«, sagte William und senkte demütig den Blick. »Aber ich würde es versuchen, wenn Ihr darauf besteht.«
Guillaumes Herz stolperte. Du kennst den Prinzen nicht!, hätte er seinem Sohn am liebsten zugerufen. Ein Vielleicht ist für ihn eine Zusage! Er wird sich darauf verlassen, dass du den Vogel heilst. Doch es war zu spät. William hatte die Schlinge höchstselbst zugezogen. Nun war es nur noch eine Frage der Zeit, wann er in die Tiefe gestoßen werden und sich das Genick brechen würde.
»Dann versuch es«, hörte Guillaume den Prinzen sagen. Erwollte schon einschreiten, doch William wandte sich erneut an John.
»Es wird lange dauern, und selbst wenn der Bruch heilt, wird der Greif vermutlich nie mehr fliegen«, gab er dem Prinzen zu bedenken, und einen winzigen Augenblick lang hoffte Guillaume, John möge einsichtig sein und begreifen, dass der Falke dem Tod geweiht war. Doch einem verwöhnten Kind gleich, vertraute der Prinz darauf, dass er wie immer bekommen würde, was er begehrte. Er wollte glauben, dass es möglich war, den Falken zu heilen, also war es möglich.
»Trotzdem, behalte ihn hier und versuch es«, befahl er, »ich werde mit deinem Herrn reden, damit er dir jede Unterstützung gewährt.«
William verneigte sich. »Wie Ihr wünscht, Mylord.« Er nahm den Vogel in beide Hände, hob ihn auf und trug ihn behutsam
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