Der goldene Thron
Euch so wohlauf zu sehen, guter Freund!«, begrüßte er Sir Walkelin, den er gealtert, aber noch immer aufrecht vorfand, und wandte sich dann Henry zu. »Wie schön, auch Euch wiederzusehen, mein Freund!« Guillaume klopfte ihm auf die Schulter. Als sich die de Ferrers’ der Begrüßung der anderen Ritter von Johns Entourage widmeten, sah Guillaume zu seinem Sohn. Keinen Zoll hatte sich der Junge bewegt, seit sie angekommen waren. Schmunzelnd ging er zu ihm hinüber.
»Mach den Mund wieder zu, William!«
»Sir Guillaume!« William verbeugte sich. »Willkommen in Ferrières, Sir!«
Guillaume warf einen deutlichen Blick auf Marguerite. »In einem so jungen Leben sind vier Jahre eine Ewigkeit. Sie hat sich seitdem tüchtig herausgemacht, nicht wahr?«
William sah Guillaume ungläubig an. »Ist das wirklich Marguerite?«
Guillaume lächelte amüsiert. Der Junge hatte feuerrote Ohren! »Aus Mädchen werden Damen«, sagte er nickend. »Komm, begrüße sie!« Ein junger Knappe hatte ihr inzwischen vom Pferd geholfen.
»William!«, rief sie auch schon und lief auf ihn zu. »Wie schön, dich hier zu sehen!«, sagte sie so vertraulich, als wäre sie noch immer ein Kind.
William verneigte sich höflich. Sein Gesicht leuchtete nun ebenso wie seine Ohren. »Die Freude ist ganz die meine«, antwortete er mit rauer Stimme, und Guillaume glaubte, sich selbst zu hören.
»Onkel John, darf ich dir William vorstellen, den Falkner, von dem ich dir erzählt habe?« Marguerite zog ihn zum Prinzen und zupfte ihn am Ärmel.
»Willkommen, Sir, ähm … Mylord«, stammelte William, als wüsste er nicht recht, wie er den Prinzen ansprechen solle.
»Soso, das ist also der junge Mann, von dem ich seit Jahren höre: ›William hat dies erzählt, William hat jenes gesagt …‹«, zog Prinz John sein Mündel augenzwinkernd auf. Er liebte es, sie zu necken, und war ihr doch überaus zugetan. Niemals hatte Guillaume den oft so schwermütigen Prinzen fröhlicher, weicher und liebevoller erlebt als im Umgang mit Marguerite. Alle Plantagenêts, denen Guillaume bisher gedient hatte, waren Männer mit zwei Gesichtern gewesen. Weder Richard noch der Prinz bildeten darin eine Ausnahme. John konnte durchaus sehr charmant sein, im nächsten Augenblick jedoch auch hart und ungerecht.
»Macht Euch nicht lustig, Onkel! Auch der Maréchal schätzt William, nicht wahr, Sir Guillaume?«, unterbrach Marguerite seine abschweifenden Gedanken.
»Gewiss, ja, das tue ich!«
»Onkel John, darf ich mit zum Falkenhof und mir die Vögel ansehen?«, bettelte Marguerite.
»Du gibst sonst ja doch keine Ruhe, meinetwegen. William, sei so freundlich und nimm dich ihrer an!«, brummte der Prinz mit gespielter Verzweiflung und lächelte dann.
»Es ist mir eine Ehre, Sir.« William verneigte sich.
»Und zur Beize morgen darf ich auch mit, ja?«, bedrängte Marguerite den Prinzen.
John nickte gnädig. »Nun geh schon und lass mir meinen Frieden«, antwortete er lachend und wandte sich ab, um Walkelin de Ferrers in die Halle zu folgen.
»Eure Zelte könnt Ihr auf der Westwiese aufschlagen«, erläuterte Henry de Ferrers den Begleitern des Prinzen, die sich um die Unterbringung des Trosses zu kümmern hatten. Dann wandte er sich an Guillaume, der William und Marguerite nachsah. »Ein wahrer Glücksgriff, dieser Falkner!«, sagte er und blickte ihm ebenfalls nach. »Ihr werdet doch nicht etwa bereuen, ihn meinem Bruder empfohlen zu haben, statt ihn selbst in Euren Dienst zu nehmen?«
Guillaume schüttelte den Kopf. »Nein, mein Freund, er sei Euch gegönnt. Ich komme ohnehin kaum zur Beize.«
»Oh, dem werden wir Abhilfe schaffen, mein lieber Maréchal. Es ist alles für eine Beizjagd vorbereitet. Nun aber begleitet mich erst einmal in die Halle, mein Freund, denn dort wartet ein vorzüglicher Wein auf uns!«, lud Henry de Ferrers ihn ein und legte ihm die Hand auf die Schulter.
Guillaume sah sich noch einmal nach William um. Prächtig sah er aus, kräftig und gesund! Er schien es gut bei den de Ferrers’ zu haben. Wenn er sich nur nicht unglücklich machte, indem er sich verliebte! Marguerite war das Mündel des Prinzen und für einen Mann seines Standes unerreichbar. Einen Moment lang musste Guillaume an Ellen denken. Ihre Liebe hatte ebenso wenig Zukunft gehabt. Aber hätte er deshalb darauf verzichten wollen? Nein. Er schüttelte entschieden den Kopf.
»Was habt Ihr, Maréchal, ist etwas nicht zu Eurer Zufriedenheit?«, erkundigte sich Henry de Ferrers und
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