Der goldene Thron
führte ihn in die Halle.
»Oh, nein, keine Sorge, mein Freund, alles bestens!«, versicherte Guillaume mit einem freundlichen Lächeln und nahm den Becher entgegen, den de Ferrers’ Page ihm reichte. »Auf den König und Eure Gastfreundschaft!«
»Auf den König!«, antwortete de Ferrers und trank ihm zu.
»Maréchal!« Ein wuchtiger Schlag auf die Schulter traf Guillaume so unerwartet, dass er etwas von dem Wein aus seinem Becher auf seinem Gewand verschüttete. Erbost drehte er sich um. Wer in aller Welt benahm sich so plump vertraulich?
»Was zur Hölle soll das, Elmswick?«
Odon lachte meckernd. »Nichts für ungut, Mylord, ich …«, Als er den Wein auf Guillaumes Surcot entdeckte, wurde er verlegen und wischte eiligst darüber. »Verzeiht, Mylord. Ich wollte nicht …«
»Schon gut!« Guillaume zog die Stirn kraus. »Lasst nur!«, befahl er in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete, und wandte sich ab. Das »Spanferkel«, wie er Elmswick im Geiste noch immer nannte, gehörte schon seit einiger Zeit zu den Männern des Prinzen. Er drängte sich ständig und mit aller Macht in den Vordergrund. Weder die Art, wie er mit dem Prinz vertraulich tat, noch sein ungeschlachtes Auftreten und sein ständiges Buhlen um Anerkennung und Aufmerksamkeit gefielen Guillaume. Männer wie Elmswick hielt er für gefährlich.
Die Sonne hatte sich erst vor Kurzem von ihrem Nachtlager erhoben und tauchte den Burghof nun in weiches Licht. Überall wimmelte es von Männern, die sich für die Beize bereit machten. Knappen und Pagen liefen kreuz und quer durcheinander, Hundeführer und Jagdgehilfen brüllten Befehle, Knechte prüften Sattelgurte und eilten über den Hof. Flüche, Lachen und die ganz besondere Aufregung, die alle vor einer Jagd erfasste, brachten die Luft zum Flirren.
Guillaume entdeckte William, der in Begleitung von Logans Sohn Robert und den Falknern des Königs in den Hof geritten war und so gebannt in die Menge starrte, als suchte er jemanden. Doch statt zu entdecken, wonach er Ausschau gehalten hatte, fiel sein Blick auf Lord Elmswick, der wieder einmal versuchte, alle Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, indem er sein Pferd steigen ließ. Guillaume schnaubte und schüttelte missbilligend den Kopf.
»Das ist Arrow!«, sagte Henry de Ferrers, der plötzlich neben ihm aufgetaucht war, und zeigte auf den Vogel, den William auf seiner Faust trug. »Ihr solltet ihn beobachten, der Falke ist einfach großartig!«
»Ich werde ein Auge auf ihn haben, mein Freund, darauf könnt Ihr Euch verlassen!«, antwortete Guillaume. De Ferrers konnte nicht ahnen, dass er nicht nur den Falken meinte, sondern auch den Falkner, darum huschte ein winziges Lächeln über sein Gesicht. Als er wieder zu William schaute, sah er, dass Marguerite auf ihn zugeritten war, und wieder spürte er dieses Kribbeln im Nacken, das Unheil verhieß. Damals im Wald, als die Lusignans sie überfallen hatten, hatte er es zum ersten Mal empfunden, während der Krönung, als die Fledermaus aufgescheucht um Richards Kopf gekreist war, und an jenem Tag, als der König im Kampf verletzt worden war. Wenn das Mädchen William nur kein Unheil brachte!
Als plötzlich zum Aufbruch geblasen wurde und die Beize begann, war Guillaume gezwungen, seine unheilvollen Gedanken zu verdrängen und der Jagdgesellschaft bis zu dem Ort zu folgen, den die Falkner ausgewählt hatten. Kraniche würden sie jagen, hatte de Ferrers ihm stolz angekündigt, und so sah er voller Spannung nach oben, als die ersten Vögel aufflogen, und beobachtete, wie Arrow schon bald einen von ihnen verfolgte. Alle Augen waren auf den Falken gerichtet, der seinem Namen alle Ehre machte und sich kraftvoll nach oben schraubte, um sich dann pfeilschnell auf seine Beute zu stürzen.
»William hat ihn abgetragen«, raunte Henry de Ferrers Guillaume zu. »Ich war nicht begeistert von seinem Vorschlag mit der Haube, das könnt Ihr mir glauben.« Er schüttelte den Kopf. »Aber mein Vater hat es ihm gestattet.«
»Nun, wie es scheint, hat er gute Arbeit geleistet!« Guillaume lächelte de Ferrers an. Die Haube auf dem Kopf des Falken war ihm sofort aufgefallen. Nur in Outremer hatte er bisher Falken mit Hauben gesehen. In England und auf dem Festland waren sie nicht gebräuchlich. »Ich hörte, dass die Vögel durch die Haubeausgeruht bleiben, bis sie auf die Beute geworfen werden. Der König erzählte mir davon. Der Gedanke begeistert und beschäftigt ihn, auch wenn er seine Falken noch immer
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