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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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der eigenen Macht galt. Guillaume straffte die Schultern. Prinz John hatte den Thron lange und innig begehrt. Warum sollte er sich nicht doch bewähren, nun, da seine Zeit gekommen war?
    Das Reich aber, zu dessen König er heute gekrönt werden sollte, war tief gespalten. In den angevinischen Gebieten war man gegen ihn. Geoffrey war nach Richard der nächstjüngere Sohn Henrys II. und somit nach Meinung der Barone von Anjou, Maine und Touraine der rechtmäßige Erbe des Throns. Da Geoffrey aber verstorben war, hielten sie seinen Sohn Arthur für den legitimen Nachfolger und hatten ihn kurzerhand in Angers zum Thronerben erklärt.
    In der Normandie jedoch, wo John sich zum Herzog hatte gürten lassen, wehte ein günstigerer Wind für ihn. Die normannischen Barone waren sich einig, dass der jüngere Sohn eines Königs dem Reich näher stand als ein Enkel, weshalb ihrer Meinung nach nur er der rechtmäßige Thronerbe sein konnte. Dass auch der französische König Partei ergriffen hatte und Arthur unterstützte, den er eine ganze Weile an seinem Hof erzogen hatte, wunderte niemanden. Schwere Zeiten standen dem Reich bevor, so viel stand fest.
    Guillaume ging zur Feuerstelle und rieb sich die Hände. Eben war ihm noch heiß gewesen, nun fröstelte er. Es galt, nach vorn zu schauen, wie er es immer getan hatte.
    Alles war vorbereitet, um Prinz John noch an diesem Tag zum König zu salben. Die Armen waren großzügig mit Almosen bedacht worden, damit sie ihn bejubelten, wenn er zur Kathedrale schritt, und die größten Barone Englands hatten sich eingefunden, um ihm als Würdenträger zu dienen.
    Ob John dem Reich guttun würde?
    Guillaume zweifelte ein wenig, doch nichts war ungewisser als die Zukunft, das hatte ihn die Vergangenheit gelehrt. Er würde die Hoffnung auch diesmal nicht aufgeben. Angespannt füllte erseine Brust bis in den letzten Winkel mit Luft und ließ sie langsam wieder entweichen. Immerhin stand er diesmal von Anfang an auf der richtigen Seite und würde den Zorn des Königs nicht fürchten müssen! Er hatte John in den vergangenen Jahren besser kennengelernt, wusste darum ob seiner Stärken und kannte vor allem seine Schwächen. John brauchte ihn so wie einst sein Vater und seine Brüder, darum würde Guillaume ihn leiten, so gut es ihm möglich war, ihn beraten und stets für ihn da sein, ganz gleich, wie schwer es auch werden würde.
    »Mylord«, riss Jean d’Erlée ihn aus seinen Gedanken und verbeugte sich vor ihm. »Man erwartet Euch.«
    Guillaume lächelte und suchte nach Zuversicht in Jeans Blick.
    Der junge Ritter schien zu ahnen, welche Fragen und Befürchtungen Guillaume quälten, denn er kam einen Schritt näher und sagte leise, aber entschieden: »Mit Eurer Hilfe, Mylord, wird der Prinz ein guter König werden!«
    Guillaume nickte halbherzig. Wenn er doch nur ebenso viel Vertrauen in sein Geschick hätte wie Jean!
     
    Nachdem Königin Eleonore bei den Baronen in Aquitanien für Unterstützung gegen Arthur gesorgt hatte, war sie ihrem Sohn nach England gefolgt und schritt nun Seite an Seite mit ihm auf die Kathedrale von Westminster zu. Jubel und Hochrufe begleiteten sie. Das Volk liebte die Königin, daran gab es keinen Zweifel. John aber misstrauten die Menschen, auch das war zu spüren. Sie hatten zu Richard aufgesehen und ihn verehrt, darum wollten sie ihrem künftigen König nicht so leicht verzeihen, dass er einst versucht hatte, seinen Bruder um den Thron zu bringen.
    Gemessenen Schrittes und hocherhobenen Hauptes, den Rücken so gerade, als wäre sie noch immer ein junges Mädchen, begleitete Eleonore ihren jüngsten Sohn zum Altar, wo ihm Hubert Walter die Krone aufs Haupt setzen würde.
    Isabelle von Gloucester, Johns ungeliebte Gemahlin, war der Krönung ferngeblieben, und so war Eleonore an diesem wichtigen Tag die Königin an seiner Seite.
    Guillaume konnte nicht umhin, an jenen Tag zu denken, an dem Richard vor knapp zehn Jahren genau hier in dieser Kathedrale zum König gesalbt worden war. Jede Einzelheit erinnerte er. Die Schrittfolge, bei der er sich hatte konzentrieren müssen, die Würdenträger, von denen nur wenige noch lebten, die feierliche Stimmung, die von dem Flug der Fledermaus unterbrochen worden war, und die Angriffe auf die Juden, die diesen Tag noch lange überschattet hatten.
    Mit Aufständen war diesmal nicht zu rechnen, und Johns Krönung würde gewiss nicht weniger festlich werden, denn der Prinz wollte seine Barone und sein Volk beeindrucken. Doch weder

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