Der goldene Thron
mit Zusagen nur so überhäufte.
»Ich verstehe nicht, was du gegen Lady Matilda hast«, brummte er mit gerunzelter Stirn, als sie Abergavenny verließen. Ihre Gastgeber hatten es ihnen an nichts fehlen lassen und sie mit äußerster Freundlichkeit empfangen. »Dass sie keine Schönheit ist und nicht von allen so geliebt wird wie du, dafür kann sie schließlich nichts.«
»Sie macht mir Angst!«, wandte Isabelle mit einem vorwurfsvollen Blick ein. »Ich habe die ganze Nacht kein Auge zugetan!« Sie sah ihn mit gerunzelter Stirn an. »Hast du denn nicht bemerkt, wie boshaft sie geschaut hat, als sie dich mit deinem Grafentitel ansprach? Ich sage dir, sie neidet dir deinen Erfolg. Wenn sie nur nicht versucht, Striguil anzugreifen und unseren Kindern etwaszuleide zu tun!« Isabelle ließ sich auf einen Hocker fallen. »Vielleicht sollte ich lieber umkehren!«
»Unsinn, das ist einfach lächerlich!«, knurrte Guillaume, musste jedoch in diesem Moment seltsamerweise an die Warnungen seiner Freunde denken, die er seinerzeit so leichtfertig in den Wind geschlagen hatte und die sich doch allesamt bewahrheitet hatten. »Lord und Lady de Braose würden es niemals wagen, die Wut des Königs auf sich zu ziehen, indem sie uns angreifen!«, behauptete er, um Isabelle zu beruhigen. »Außerdem wird Striguil gut bewacht, wie du weißt. Und was die boshaften Geschichten über die beiden angeht, so wundern sie mich nicht. Die Waliser hassen die Männer des Königs! Wer weiß, was sie über uns erzählen!«, sagte er herausfordernd.
Vielleicht hat Isabelle ja recht mit ihrem Verdacht!, dachte er jedoch im Stillen. Er würde de Braose künftig im Auge behalten und sich kein zweites Mal darauf verlassen, dass ihm nichts geschehen konnte, weil ihn der König liebte. Isabelle aber sollte sich sicher fühlen, darum wäre es unklug gewesen, sie wissen zu lassen, wie ernst er ihre Befürchtungen nahm.
»Über dich sagen sie gewiss nur Gutes!«, erwiderte sie schmollend, dabei wusste sie ebenso gut wie er, dass kein Waliser sich je wohlwollend über einen Engländer äußern würde. »Deinem Ruf als bestem aller Ritter kann niemand etwas anhaben!«, fügte sie trotzig hinzu und ritt mit verschlossener Miene schweigend neben ihm her, bis ein Eichhörnchen ihren Weg kreuzte, kurz innehielt und possierlich schaute und so ein flüchtiges Lächeln auf ihr Gesicht zauberte.
Als sie nach einem endlos erscheinendem Ritt Pembroke erreichten, war Isabelle nicht nur von der Größe der weitläufigen Burg aus Stein beeindruckt, sondern auch von der gemütlichen Ausstattung. Wandbehänge, Teppiche, Felle und unzählige Kissen sorgten für Wärme und Bequemlichkeit.
Guillaume aber interessierte sich mehr für die Wehranlagen der Burg und staunte über die Stärke, die Pembroke ausstrahlte.Seit Jahrzehnten war die Grafschaft ständig in kriegerische Auseinandersetzungen verwickelt gewesen, und so war es nicht verwunderlich, dass die Soldaten, die ihm als Graf nun zur Verfügung standen, entsprechend zahlreich und gut ausgebildet waren. Mit ein paar Neuerungen würde die Burg schon bald eine der am schwersten zu nehmenden sein, die Wales je gesehen hatte.
Die Nachricht, dass ihr neuer Herr sie erwartete, hatte sich schnell herumgesprochen, und schon bald erschien ein Lehnsmann nach dem anderen vor Guillaume, um ihm die Treue zu schwören. Die meisten huldigten ihm nur mit größter Zurückhaltung, und nur wenige schienen ihn bereitwillig als ihren neuen Herrn anzuerkennen. Einige aber nutzten die Gelegenheit, um sogleich eine Bitte vorzutragen oder Beschwerde zu führen, und so bekam Guillaume rasch einen Einblick in die Schwierigkeiten, die ihn künftig hier erwarten würden.
Einen guten Monat verbrachten sie in Pembroke, bevor sie nach Haverford zogen, um von dort aus nach Irland zu segeln. Obwohl Isabelle voller Ungeduld gewesen war, hatte sie ohne Murren ausgeharrt. Am Tag ihrer Abreise aber war sie lebhafter und unruhiger als sonst.
»Ich kann es kaum noch erwarten, auch wenn ich wie immer schreckliche Angst vor der See habe!«
Dass das Meer am Tag ihres Aufbruchs außergewöhnlich ruhig für die Jahreszeit war, erfüllte jedoch sowohl sie als auch Gildwin mit Zuversicht. Der Himmel war von einem undurchdringlichen, aber nicht unfreundlichen Grau, als sie den Hafen verließen. Möwen kreischten über ihnen. Die Holzplanken des Schiffes ächzten, und die Taue knarrten, als sie nach Westen aufbrachen.
Guillaume, Gildwin und Isabelle
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